Schnupfen kann ein Anzeichen für eine Allergie sein. Foto: Adobe Stock/Africa Studio

Viele ältere Erwachsene erkranken plötzlich an Heuschnupfen. Vor allem bei Senioren verzeichnen Krankenkassen einen deutlichen Anstieg. Was sind die Ursachen?

Stuttgart - Hatschi – obwohl es erst Januar ist, spüren Allergiker schon wieder die bekannten Symptome. Sie müssen niesen, und die Augen jucken. Der an vielen Orten meist frostfreie Winter gönnt ihnen keine Verschnaufpause: Die ersten Hasel- und Erlenpollen fliegen schon wieder.

Aufgrund des Klimawandels beginnt die Pollensaison immer früher. Zudem werden die Pollen immer aggressiver. Und drittens gibt es einen deutlichen Anstieg an Allergikern bei älteren Erwachsenen, so das Ergebnis einer Datenanalyse der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH).

Danach verzeichnet die KKH von 2008 auf 2018 in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen ein Plus von rund 27 Prozent. Bei den Senioren, also in der Gruppe der 65- bis 79-Jährigen, sind es bereits 43 Prozent. Noch gravierender ist der Zuwachs in der Generation 80 plus: Hier hat sich die Zahl der Pollenallergiker sogar mehr als verdoppelt.

Mittlerweile ist also rund jeder 20. Erwachsene ab 45 Jahren von Heuschnupfen speziell durch Pollen betroffen. Manche quälen sich seit ihrer frühen Kindheit damit. Bei vielen werden die Beschwerden mit den Jahren jedoch geringer oder verschwinden fast ganz. Häufig verstärken sich die Symptome im mittleren Erwachsenenalter wieder, was den Anstieg ab 45 Jahren erklärt. Immer öfter tritt eine Pollenallergie sogar erstmals im Erwachsenenalter auf. Einer der Gründe dafür ist die Luftverschmutzung, denn Forscher beobachten die Entstehung von Allergien bei Erwachsenen verstärkt in Großstädten.

Mehr Allergiker in Städten als auf dem Land

Das Klimagas Kohlenstoffdioxid (CO2) beschleunigt das Pflanzenwachstum und somit auch die Pollenproduktion. Außerdem lagern sich Umweltschadstoffe wie Ozon an den Pollen an und machen sie zunehmend aggressiver. Sie lösen dann auch bei älteren Menschen allergische Reaktionen aus, die früher nie mit Heuschnupfen zu kämpfen hatten – vor allem, wenn das Immunsystem ohnehin schon geschwächt ist, etwa durch andere Krankheiten.

Diese Entwicklung belegen auch Zahlen aus den Bundesländern mit Ballungsgebieten wie Nordrhein-Westfalen und Hessen. Dort ist der Anteil der Heuschnupfengeplagten höher als in Bundesländern mit vorwiegend ländlichen Gebieten wie Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Zunehmend mildere Temperaturen sorgen zudem für eine längere Pollenflugsaison.

Neben typischen Heuschnupfensymptome wie Niesen haben manche Menschen auch grippeähnliche Beschwerden wie Gliederschmerzen, fühlen sich außerdem matt und sind häufig gereizt. Ob es sich tatsächlich um eine Reaktion auf die Pollen oder doch um eine Erkältung handelt, lässt sich mittels Haut- und Bluttest herausfinden. Die Krankenkassen raten, diese von einem Spezialisten durchführen zu lassen. Rasches Erkennen und Behandeln sind wichtig, damit aus einem Heuschnupfen kein allergisches Asthma wird. Vor allem bei Senioren ist Vorsicht geboten, erst recht, wenn sie bereits ein angeschlagenes Bronchialsystem haben. Kommt noch Heuschnupfen hinzu, sind die Folgen schlimmer als bei jungen Menschen.