Jedem Anfänger steht ein Tauchlehrer zur Seite, der sich nur um ihn kümmert und hilft, die Ängste vor dem ersten Versuch zu überwinden Foto: Gottfried Stoppel

Der Polizeisportverein Stuttgart hat Neugierigen die Gelegenheit zum Tauchversuch gegeben. Das ist gar nicht einfach, haben manche erkannt – aber doch schön.

S-Süd - Bei Malik blubbert es noch ganz schön. „Das ist schwieriger als gedacht“, sagt der Zehnjährige. Geschnorchelt hat er schon mal, aber heute geht er das erste Mal in kompletter Montur unter Wasser. Dass er dabei nur die kahlen Wände des Hallenbad Heslachs sieht statt Korallenriffs und Schiffswracks, spielt deshalb zunächst einmal keine Rolle. Nach einigen Versuchen, schafft Malik es, unter Wasser zu bleiben, den richtigen Druckausgleich zu machen und gleichmäßig nur durch den Mund zu atmen. Das klingt nach viel Koordination, die nötig ist, um unterzutauchen. Kolja Bannasch aber sagt: „Für jeden, der eine Affinität zum Wasser hat, ist Tauchen gar nicht schwer. Man lernt das ganz intuitiv.“ Bannasch ist Mitglied in der Tauchsportabteilung des Polizeisportvereins, der am Sonntag zum Schnuppertag eingeladen hatte. In ganz Deutschland hat es im Rahmen des ersten bundesweiten Tauchertages Veranstaltungen mit Informationen und der Gelegenheit zum Mitmachen gegeben.

Im Hallenbad Heslach ist die Resonanz so groß, dass Bannasch schon nach zwei Stunden befürchtet, nicht alle mit ins Wasser nehmen zu können. Denn jeder Anfänger bekommt einen Lehrer zur Seite, der sich nur um ihn kümmert. Erst, wenn sich der Anfänger traut, geht es runter. „Die Wartezeit beträgt inzwischen schon eine ganze Stunde“, sagt Bannasch.

Einweisung im Trockenen

Andrea Peter hat sich trotzdem noch einmal angestellt. Eigentlich ist sie wegen ihrer Tochter hier, doch der erste Tauchgang hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie unbedingt eine zweite Runde will. „Am Anfang braucht man schon viel Mut, man muss dem Gerät vertrauen und man kann nicht durch die Nase atmen“, sagt die 50-jährige Heslacherin.

Wer sich für das Schnuppertauchen angemeldet hat, darf aber nicht gleich ins Wasser. Zuerst gibt es eine Einweisung im Trockenen. Die Gerätschaften werden erklärt, die Anfänger erfahren, mit welchem Knopf Luft raus und mit welchem Luft rein gepumpt werden kann. Besonders wichtig sind die Zeichen, mit denen man sich unter Wasser verständigt.

Nichts für Individualisten

Kolja Bannasch formt Zeigefinger und Daumen zu einem O. Alles in Ordnung, heißt das. „Früher hat man immer gesagt, Tauchen sei ein Sport für Individualisten, doch genau das Gegenteil ist der Fall“, sagt er. „Tauchen ist ein absoluter Teamsport.“ Man sei immer mindestens zu zweit unterwegs und dann müsse die Zusammenarbeit perfekt funktionieren – unter Wasser könne man schließlich nicht diskutieren.

Bannasch hat 2003 mit dem Sport angefangen. So wie die meisten anderen der knapp 120 Taucher ist er nicht bei der Polizei beschäftigt, der Verein hat sich schon lange für andere Mitglieder geöffnet. Seinen ersten Kurs hat er sich zum Ende des Studiums einfach selbst geschenkt. Schon sein Vater war Taucher, ihn habe er immer sehr bewundert. Wenn sie im Urlaub mit dem Boot raus gefahren sind, war Kolja Bannasch immer dabei.

Aus seinem Hobby ist inzwischen eine große Leidenschaft geworden. „Beim Tauchen ist man schwerelos. Das ist ein Gefühl, das man sonst nirgendwo auf der Welt bekommt.“ Deshalb werde Tauchen häufig die Raumfahrt des kleinen Mannes genannt. Die Leidenschaft treibt Bannasch nicht nur in Länder wie Ägypten, sondern auch in die heimischen Seen wie den Bodensee oder in Höhlen. „Das Naturerlebnis ist toll“, sagt er, „egal, ob man einen Hammerhai sieht oder einen Hecht.“