Micky Beisenherz war zu Gast in Stuttgart. Foto: dpa/Markus Hauschild

Podcaster Micky Beisenherz trinkt im Stuttgarter Wizemann mit Gästen Kaffee und scherzt über schwäbische Klischees.

Eigentlich sollte die Show um 20 Uhr beginnen. Erst gut eine Viertelstunde später spaziert Micky Beisenherz auf die Bühne. War das schon der erste Gag des Abends? „Sie sind aus Stuttgart“, sagt der Podcaster zum Publikum gewandt. „Sie wissen, was warten heißt.“

 

Micky Beisenherz reiste mit der Bahn nach Stuttgart. „Es war wirklich toll. Man kommt sich vor, als wäre man in einem großen Organismus. Aber leider nicht im guten Teil.“ Der Fußweg vom Bahnsteig hinüber zur Innenstadt erschien ihm „wie ein ewig langer Enddarm“. Vielleicht, sagt Micky Beisenherz, wählte er aus eben diesem Grund für seinen Auftritt im Wizemann einen braunen Anzug. Dazu trägt er einen hellblauen Pulli.

Er ist nach Stuttgart gekommen, um dort seinen Podcast „Apokalypse und Filterkaffee“ auf die Bühne zu bringen. Zuständig für den Filterkaffee ist Andreas Loff. Auch er betreibt einen erfolgreichen Podcast, residiert am Mittwoch zur Linken von Micky Beisenherz, schaltet sich hin und wieder ein, in dessen aufgeregte Aufarbeitung des Tagesgeschehens. Der große Saal im Wizemann ist bestuhlt; rund 300 Gäste haben Platz genommen.

Robert Habeck kennt sich nicht mit Partyschlagern aus

Seine neue Podcast-Folge allerdings, dies verrät Micky Beisenherz, hat er längst aufgenommen. Gesprächspartner war Robert Habeck, der den Moderator warten ließ, nur der Nahost-Konflikt war schuld daran. Habeck, dies kolportiert Micky Beisenherz nun, kennt außerdem das „Sommerhaus der Stars“ nicht und hat keine Ahnung, wer Partyschlagersänger Tim Toupet ist. Unverzeihlich.

Beisenherz‘ Gesprächspartner im Wizemann sind SWR-Talkshowmaster Pierre M. Krause, der ebenfalls von Begegnungen mit besonderen Menschen zu berichten weiß, und Yasmin Polat, Journalistin, Buchautorin, Podcast-Betreiberin. Sie spricht zum Beispiel über ihr Buch „Im Prinzip ist alles OK“, jüngst erschienen, ursprünglicher Titel: „Qualverwandtschaften“.

Gießen die Schwaben den Teebeutel fünfmal auf?

Ob gestern, heute, sachlich oder unseriös – bei Micky Beisenherz kommt alles in die Kaffeemühle. Heraufbeschworen im Gesprächskonzert von gut drei Stunden Dauer (mit Pause) werden Markus Söder, Hubert Aiwanger, Hans Filbinger, Markus Lanz, Richard David Precht, Wolfgang Rupp und, immer wieder, mit knarrend vorgetäuschter Stimme, Bildkolumnist Franz Josef Wagner. Ganz nebenbei, im Angesicht von Spargebot und Krise, erfindet Micky Beisenherz das „Schwabometer“. Versetzt es die Bürger Württembergs wirklich in größte Erregung, wenn sie am Thermostat ihrer Heizung fummeln oder einen Teebeutel fünfmal aufgießen? Der Applaus im Wizemann hat darüber entschieden.