Sportredakteur Jürgen Frey: Fitnesstest auf dem Laufband. Foto: Pressefoto Baumann

Ob gut oder schlecht trainiert, ob jung oder alt: Der plötzliche Tod beim Sport kann jeden treffen. Doch das Risiko lässt sich senken. Am besten durch eine aussagekräftige Vorsorgeuntersuchung.

Stuttgart - Nicht einmal zwei Wochen ist es her: Wie vom Blitz getroffen bricht ein 24-Jähriger beim Stuttgart-Lauf 300 Meter vor Ende seines Halbmarathons zusammen – und stirbt trotz intensiver Wiederbelebungsversuche. Da keine Obduktion durchgeführt wurde, ist über die genaue Todesursache nichts bekannt. „Am wahrscheinlichsten ist eine unerkannte Herzmuskelentzündung“, sagt Facharzt Heiko Striegel, Geschäftsführer des medizinischen Gesundheitszentrums SpOrt Stuttgart. Er würde eine Obduktion begrüßen, die aber nur die Staatsanwaltschaft oder die Eltern des Betroffenen veranlassen können. „Durch die exakte Todesursache könnten wir wichtige Erkenntnisse für die Zukunft bekommen“, sagt der Experte, der auch als Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart tätig ist. Damit es erst gar nicht zu solchen Horrormeldungen kommt, ist es wichtig, das persönliche Risiko auszuloten. „Von 20 Sportlern, die eine Vorerkrankung haben, können wir 18 durch Prävention herausfiltern.“ Unser Sportredakteur Jürgen Frey (47) hat sich untersuchen lassen und beschreibt den Ablauf:

Das Vorgespräch: Der Austausch mit dem betreuenden Arzt ist die Grundlage für die sinnvolle Planung der Untersuchung. Erbliche Vorbelastungen werden besprochen, vorliegende Ergebnisse von mitgebrachten Voruntersuchungen werden berücksichtigt.

Blutuntersuchung: Hierbei werden unter anderem Cholesterinwerte und Blutzuckerspiegel bestimmt.

Ultraschall des Herzens: Durch die sogenannte Echokardiografie werden die Größe und Funktion sowie die Wanddicke der einzelnen Herzkammern erfasst. Die Herzklappen werden im Hinblick auf eine mögliche Undichtigkeit (Insuffizienz) oder Verengung (Stenose) untersucht.

Ultraschall der hirnzuführenden Gefäße: Diese Gefäße lassen sich gut mittels Ultraschall untersuchen und sind ein Spiegelbild der Gefäßsituation im gesamten Körper. So steigt das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, mit der zunehmenden Veränderung der Gefäßwände.

Durchblutungsmessung der Halsschlagader: Zeigen sich bei der Wanddickenmessung der Halsschlagadern ausgeprägte Wandveränderungen (z. B. sogenannte Plaques) oder gar Verkalkungen an den Gefäßen, muss eine genaue sonografische Flussmessung durchgeführt werden. Überschreiten die Flussgeschwindigkeiten bestimmte Grenzwerte, so spricht dies für eine Einengung der Halsschlagadern. Die Hirndurchblutung ist gefährdet und damit das Schlaganfallrisiko erhöht. Damit es erst gar nicht so weit kommt, empfiehlt Striegel drei Dinge: „Regelmäßiges Sporttreiben, mindestens dreimal die Woche jeweils 40 bis 60 Minuten lang. Auf den Cholesterinspiegel achten, also möglichst kein Fast Food und wenig tierische Lebensmittel zu sich nehmen. Und auf den Blutdruck/-zucker durch regelmäßige Kontrolle achten.“ Allerdings lässt sich oft nur begrenzt darauf einwirken: „Die genetische Komponente spielt eine sehr große Rolle“, betont Striegel.

Ergonometrische Belastung und Laktattest: Erst findet ein Ruhe-, dann ein Belastungs-EKG statt. Grundlage der Leistungsdiagnostik bietet das als Mehrstufentest durchgeführte Belastungsprotokoll. Ausgehend von einer niedrigen Belastungsstufe (6 km/h auf dem Laufband) wird alle drei Minuten die Belastungsintensität erhöht. Der Test endet bei Ausbelastung der untersuchten Person (z. B. 16 km/h). Striegel: „Die intensive Belastung ist sehr wichtig, nur dann erkennt man Anzeichen, die auf eine Mangeldurchblutung des Herzens hindeuten.“ Anhand der Ergebnisse können die verschiedenen Trainingsintensitätsbereiche definiert und individuelle Belastungsempfehlungen für das Ausdauertraining gemacht werden. Zur Steuerung der Trainingsintensität dient in erster Linie die Vorgabe von Herzfrequenzbereichen, bei Laufbelastungen zusätzlich die Angabe von Laufgeschwindigkeiten.

Die Kosten: Der beschriebene Gesundheits-Check dauert drei Stunden, kostet rund 500 Euro und wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Ein ergometrischer Belastungstest inklusive Ultraschall-Untersuchung des Herzens kostet etwa 250 Euro.

Allgemeine Tipps: Spätestens, wenn ein Sportler unter Belastung ungewöhnliche Beschwerden hat, wie Kurzatmigkeit, Herzrasen oder ein Stechen im Brustkorb spürt, muss ein Arzt aufgesucht werden. Bei Infekten, vor allem mit erhöhter Körpertemperatur, gilt: absolutes Sportverbot. Frühestens nach zwei fieberfreien Tagen kann mit moderatem Training begonnen werden. Die vorschnelle Wiederbelastung erhöht das Risiko für eine Herzmuskelentzündung.