Sofie Aspacher aus Backnang feiert unter ihrem Künstlernamen Soffie große Erfolge. Foto:  

Mit einem 35-sekündigen TikTok Video ging die gebürtige Backnangerin Soffie Anfang Januar viral. Inzwischen läuft ihr Song „Für immer Frühling“ auf zahlreichen Demos gegen rechts. So ist das Leben nach dem Durchbruch.

Seit Wochen demonstrieren zahlreiche Menschen auf Deutschlands Straßen gegen einen Rechtsruck. Nachdem das Medienhaus „Correctiv“ am 10. Januar eine Recherche über ein Geheimtreffen rechtsextremer Kräfte in Potsdam veröffentlicht hatte, wurde eine Protestwelle mit breitem Zulauf losgetreten. Nur zwei Tage zuvor hatte die Sängerin und Songwriterin Soffie aus Backnang ein kurzes Video auf TikTok hochgeladen. Darin lädt sie die Menschen zum Träumen ein, „von einem Land, in dem für immer Frühling ist“. Sie singt in die Kamera und begleitet sich selbst auf dem Klavier. Mit der Akustik-Demo ihres Songs scheint sie einen Nerv getroffen zu haben: Das Video ging viral, mittlerweile wurde es 4, 8 Millionen Mal angeklickt.

@soffiemusic Ich würde gern im land, in dem für immer frühling ist, wohnen, wer kommt mit? #neuemusik #deutscherindie #fyp #neuemusikfürdich #deutschemusik #femaleproducer #producing #songwriting ♬ Für immer Frühling (Akustik Demo) - soffie

Durch die Demonstrationen gegen Rechts hat das Lied an Popularität gewonnen. Er bietet vielen Menschen eine Projektionsfläche und stiftet Zusammenhalt in einer Zeit, die von Krisen geprägt ist. So erklärt sich auch Soffie den plötzlichen Erfolg: Es war „vielleicht auch ein bisschen das Timing. Der Zeitpunkt, als ich das Video gepostet hab, war kurz bevor diese Demos gestartet sind.“, merkt die Sängerin an, „ da haben die Leute von selbst angefangen, den Song für Demonstrationsvideos für Instagram oder sowas zu nutzen. Das hat sich dann irgendwie sehr schnell verbreitet.“

Alles ging Schlag auf Schlag

Dabei war der Song anfangs noch gar nicht fertig – nur die erste Strophe hatte Soffie geschrieben, als sie das Video aufnahm. Als sie merkte, dass der Song auf großes Interesse stieß, musste sie ihn erst einmal fertig schreiben. Dabei ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen, denn die Klickzahlen explodierten nicht sofort: „Es lief eher langsam an und ich glaube, das war gut. So konnte ich mich am nächsten Tag nochmal dransetzen und dann sprudelte der Rest so aus mir raus. Mir fiel es gar nicht schwer, ich hatte super viele Ideen, die schon in meinem Kopf drin waren, die ich einfach nur irgendwie rausholen musste.“

In den folgenden Wochen ging es dann Schlag auf Schlag: Am 27. Januar trat Soffie mit ihrem Song bei einer Kundgebung in Mannheim auf, bei der rund 20.000 Menschen gegen Rechts demonstrierten. Knapp eine Woche später veröffentlichte die 24-Jährige den fertigen Song „Für immer Frühling“ und das offizielle Musikvideo, das auf der Kundgebung gedreht wurde. Innerhalb von weniger als 24 Stunden wurde der Song auf Spotify über 300.000 Mal angehört, mittlerweile sind es mehrere Millionen Streams. Zwei Wochen später folgte eine akustische Version. Am 29. Februar gibt Soffie ein Konzert im Berliner Club „Schokoladen“, das innerhalb von zwei Tagen ausverkauft war.

„Ich bin immer noch ich“

Wie geht man damit um, plötzlich eine so große Reichweite zu haben? Soffie hat die Ereignisse noch nicht richtig verarbeitet. „Es fühlt sich gar nicht so an, als wäre das jetzt passiert.“, so Soffie, „Ich bin immer noch ich, ich fühle mich noch so wie ich. Und dass plötzlich so viele Menschen meinen Song kennen, das kommt gar nicht so richtig an mich ran irgendwie.“ Obwohl Soffie schon lange Musik macht, bleibt der plötzliche Erfolg zunächst surreal.

Einen Anker bietet ihr dabei die Popakademie in Mannheim, an der die junge Musikerin im Master studiert. „Sich einfach mal auf einen Kaffee zu treffen, mit einer Dozentin und zu quatschen, und zu sagen „Hey, was soll ich machen, hast du nen Tipp für mich?“, das ist schon wirklich wertvoll.“ An der Hochschule stünden viele Menschen für Fragen zur Verfügung, die sich schon seit Jahren in der Musikbranche bewegen.

Reichweite bringt Verantwortung

Vor allem die Schattenseiten des Erfolgs machen Soffie zu schaffen. Denn im Netz schlägt Soffie auch viel Hass entgegen: „Das erschreckt mich auf jeden Fall. Manches ist zwar harmlos oder auch etwas lustig.“, betont die Musikerin, „ Aber das geht teilweise wirklich zu weit, wenn Menschen sagen „Hey, ich finds lustig, wenn sie vergewaltigt würde“ oder „Ist doch cool, wenn Leute da im Mittelmeer ertrinken, dann kommen sie nicht zu uns“. Das ist sehr verletzend, nicht nur für mich, sondern auch für viele andere Menschen.“

Dennoch ist es Soffie wichtig, sich politisch zu positionieren. Es sei „gar nicht unbedingt eine Frage von „Möchte ich das?“, sondern das liegt in meiner Verantwortung.“ Menschen mit einer großen Reichweite hätten die Pflicht, Stellung zu beziehen. Dementsprechend freut sich die Sängerin, dass ihr Lied zu einer Hymne gegen Rechts geworden ist und „der Sache hilft“. In den Vordergrund drängen möchte sie sich keineswegs: „Ich wurde oft schon gefragt, ob ich eine Galionsfigur sein möchte, und das möchte ich auf gar keinen Fall. Es geht ja bei dieser Bewegung nicht um mich.“

Wie geht es nun weiter für Soffie?

Im Sommer stehen viele Auftritte an, auch auf Festivals. Da braucht Soffie zwangsläufig noch mehr Material, denn „da reichen natürlich drei Songs noch nicht aus. Da brauchen wir noch ein bisschen mehr“, so die Musikerin. Einige unveröffentlichte Songs hat Soffie bereits in petto. Diese könnten die Konzertbesucher dann live erleben. Im Laufe des Jahres will sie sie auch möglichst schnell veröffentlichen.

Konzerte in der Nähe von Stuttgart

16. März
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18. Mai
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