Eis auf dem Neckar behindert wie hier im Plochinger Hafen seit wenigen Tagen den Schiffsverkehr. Foto: Horst Rudel

Klirrende Kälte lässt den Neckar zufrieren. Eisbrecher versuchen zwar, eine Fahrrinne frei zu halten. Doch erreichen wegen zweier geschlossener Schleusen weniger Frachter als sonst die Häfen. Zum Wochenende hin soll es etwas milder werden.

Plochingen - Erst hat Niedrigwasser die Schifffahrt auf dem Neckar ausgebremst, nun kommt noch ein zweites Problem hinzu: Die anhaltenden Minusgrade lassen den Neckar allmählich zufrieren. Zwar sorgen in diesen Tagen Eisbrecher dafür, dass der Warenverkehr auf dem Wasserweg nicht gänzlich zum Erliegen kommt. Doch erreichen weniger Schiffe als unter normalen Umständen den Neckarendhafen Plochingen. Derzeit liegt dort nur ein Schiff vor Anker, berichtet der Plochinger Hafendirektor, Gerhard Straub. Allzu große Sorgen macht er sich deswegen aber nicht. Zwar sind auch für die nächsten Tage Temperaturen unter dem Gefrierpunkt vorhergesagt. Doch zum Wochenende soll es etwas milder werden, und für die darauffolgende Woche rechnen die Meteorologen damit, dass das Thermometer dann nicht mehr unter die Nullgradgrenze fällt.

Noch gravierender als das Eis ist der niedrige Wasserstand

Einstweilen aber arbeiten Eisbrecher daran, die Auswirkungen der Kälte auf die Schifffahrt so gering wie möglich zu halten. Die Schiffe mit dem besonderen Bug können Eis bis zu einer Dicke von 15 Zentimetern knacken. So versuchen die Eisbrecher, zumindest in der Mitte des Flusses eine Fahrrinne frei zu halten.

Was den Hafendirektoren von Plochingen bis Mannheim größere Sorgen bereitet als die Kälte, sind die niedrigen Pegelstände der vergangenen Wochen. Weil die Niederschläge ausgeblieben sind, führen Flüsse wie Rhein und Neckar deutlich weniger Wasser als sonst. Die Folge davon ist, dass die Schiffe weniger Fracht transportieren können als üblich. „Das Niedrigwasser ist für uns deutlich problematischer als das Eis“, erklärt Gerhard Straub.

Schleusen werden wohl einige Tage ausfallen

Wegen des Eises kommt es auf der Strecke zwischen Untertürkheim und Plochingen aktuell zu Behinderungen. Bis zum Donnerstag war der Weg auf dem gesamten Neckar noch komplett frei. Am Freitag jedoch kam es abschnittsweise zu ersten Beeinträchtigungen. Und seit Samstagvormittag ist die Durchfahrt der Schleuse an der Stauhaltung Neckargemünd (Rhein-Neckar-Kreis) wegen Eisstaus eingestellt worden. An der Schleuse Schwabenheim versagte dann am Montagmorgen die Hydraulik der Tore. Das zehn Kilometer weiter flussabwärts gelegene Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Heidelberg hat bereits am Freitag wegen der Wetterlage einen Krisenstab gebildet. Laut dem Amt befinden sich im Abschnitt zwischen Mannheim und Hirschhorn derzeit rund 25 Frachtschiffe, die durch die beiden Schleusensperrungen aufgehalten werden. Die Experten hoffen, dass es nicht so hart kommt wie vor fünf Jahren. Damals war das Eis so dick, dass die Schiffe auf dem Neckar gar für einige Tage pausieren mussten.

Anlass für Entwarnung sieht die stellvertretende Leiterin des WSA Heidelberg, Johanna Reek, derzeit jedenfalls nicht. „Aufgrund der anhaltenden kalten Temperaturen gehe ich davon aus, dass die ausgefallenen Schleusen in den nächsten Tagen nicht wieder dauerhaft in Betrieb gehen. Dazu sind die technischen Probleme aufgrund der Eisbildung zu groß. Die Eisbrecher werden sich auf die Wehre konzentrieren und dort im Oberwasser möglichst viel Eis aufbrechen und über die Wehre abführen“, erklärt Johanna Reek.

Als die Stuttgarter über das Neckareis gingen

Frost
Dass der Neckar in der Region Stuttgart zufriert, hat eher Seltenheitswert. Denn meistens halten Frostperioden hier nicht so lange an. So richtig eisig ist es zuletzt vor fünf Jahren gewesen. Im Februar 2012 war der Fluss zugefroren, was nicht wenige Menschen dazu bewog, sich auf das Eis zu wagen. Manche Ältere erinnern sich auch noch an den Winter 1928/1929. Dieser war besonders streng und ging als einer der kältesten überhaupt in die Geschichte Stuttgarts ein. Auch damals flanierten die Leute auf dem Fluss. Ungewöhnlich frostig war es zudem im Winter 1996. In diesem Jahr fror der Neckar in Stuttgart komplett zu. Schon damals waren Eisbrecher im Einsatz, um für Schiffe auf dem Fluss zumindest eine schmale Gasse freizuhalten.

Vorsicht
Die Verlockung ist groß, auf zugefrorenen Seen und Flüssen Schlittschuh zu laufen. Doch sollte auf stehenden Gewässern die Eisdecke mindestens 15 Zentimeter dick sein. Auf fließenden Gewässern sollte man prinzipiell nicht Schlittschuh laufen. Auskunft gibt es bei den zuständigen Ämtern. Generell gilt, dass eine Begleitperson lebensrettend sein kann.