Frieder Grindler (Mitte) mit den WLB-Intendanten Friedrich Schirmer (rechts) und Marcus Grube und dem Plakat zu Heinrich Manns „Untertan“, der Auftaktinszenierung von 2014 nach Schirmers Rückkehr an die Esslinger Landesbühne. Foto: Roberto Bulgrin

Rote Ecken: Der renommierte Grafiker Frieder Grindler entwirft seit 2014 die Plakate für die Landesbühne Esslingen. Jetzt lässt ein Buch die Kreationen Revue passieren.

Was ist Identität? Zum Beispiel ein kleines rotes Dreieck, das große Furore macht. Als Frieder Grindler 1993 von Friedrich Schirmer, damals neuer Intendant des Stuttgarter Staatsschauspiels, geheuert wurde, um dem Haus und der Intendanz ein grafisches Gesicht zu geben, fielen dem Grafiker – warum auch immer – die Eselsohren ein, die seine Frau in Kataloge zu machen pflegte. So ein Eselsohr, ausgeklappt und in Signalrot, auf Plakaten, Briefbögen und Visitenkarten stets in der oberen linken Ecke – das wär’s als Theaterlogo. Und weil die beiden Friedels – Grindler und Schirmer hörten damals auf denselben Spitzvornamen – nicht nur für eine Saison, sondern bis zu Schirmers Abschied 2005 kooperierten, folgte aus der grafischen Dreiecksbeziehung (zwei Männer und ein Logo) die Corporate Identity des ganzen Stuttgarter Staatstheaters, das im Branchenjargon alsbald nur noch „Theater mit der roten Ecke“ hieß.