Esslingen plant eine Kita für die Kinder ihrer Beschäftigten. Foto: dpa

Familienfreundlichkeit ist ein Pluspunkt beim Werben um begehrte Fachkräfte. Die Stadt Esslingen richtet eine Betriebskita in der Hirschlandstraße ein. Die Kommune möchte so attraktiver für Pflege- und Betreuungsberufe werden.

Nicht nur in der freien Wirtschaft, auch in den Verwaltungen ist der Wettstreit um qualifizierte Fachkräfte längst ausgebrochen. Gesucht werden vor allem Erzieherinnen und Erzieher, Kranken-und Altenpflegekräfte, zunehmend aber auch Mediziner. Bewerberinnen und Bewerber haben die freie Wahl und können dorthin gehen, wo sie die besten Bedingungen haben. Die Stadt Esslingen möchte sich als Arbeitgeberin im Klinikum, in den städtischen Pflegeheimen und in der Kita-und Schulkindbetreuung deshalb besser positionieren. In diesen Bereichen ist der Mangel an Fachkräften besonders groß. „Wir befinden uns in einer prekären Lage, wir müssen gegensteuern“, umschreibt der Esslinger Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar die Situation.

Im März 2023 waren allein in den städtischen Kitas 55 Stellen nicht besetzt. Wegen Personalmangels können derzeit acht Gruppen nicht betrieben werden. Bei den freien Trägern sieht es nicht viel besser aus. Auch dort könnten Gruppen nicht öffnen, müssten Betriebszeiten reduziert werden oder Einrichtungen zeitweise ganz schließen, heißt es aus dem Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung. In der Schulkindbetreuung sind aktuell sechs Stellen vakant. Vor allem Vertretungskräfte fehlen. „Bei einer hohen Krankheits- und Ausfallquote führt das immer wieder zur Schließung von Betreuungsgruppen“, so Amtsleiter Bernd Berroth.

Auch Beschäftigte von freien Trägern kommen zum Zug

Die Stadtverwaltung wird deshalb mit einem viergruppigen Betriebskindergarten ein auf diese Mangelberufe zugeschnittene Betreuung anbieten. Dafür soll die bestehende Kita Hirschlandstraße umgewandelt werden. An den Gesamtkosten werde sich laut Stadt nichts ändern. Von dem Angebot, für das der Gemeinderat jetzt grünes Licht gegeben hat, sollen ausdrücklich auch die Beschäftigten von freien Kita-Trägern profitieren. Der Start war für das Kindergartenjahr 2023/24 geplant, verschiebt sich aber. Nachdem in der Hirschlandstraße im Juni ein Feuer ausgebrochen war, muss saniert werden.

Bestandschutz für Kitakinder Hirschlandstraße

Derzeit ist die beim Klinikum gelegene Einrichtung deshalb geschlossen. Die bestehenden beiden Kita-Gruppe sind solange im ehemaligen Hort Hindenburgstraße untergebracht. In der Übergangsphase werden ab September fünf Plätze frei, die an das Klinikum vergeben werden. Für diese Kinder gibt es Bestandsschutz, dasselbe gilt für alle, die die Einrichtung aktuell besuchen.

Bis zu elf Stunden Betreuung am Tag

Zwei weitere Gruppen werden erst eröffnet, wenn die Arbeiten in der Hirschlandstraße abgeschlossen sind und ein Neustart möglich ist. Geplant sind in der Betriebskita drei altersgemischte Ganztagsgruppen und eine Ganztags-Kleinkindgruppe. Insgesamt sollen 25 Plätze für Ein- bis Dreijährige und 30 Plätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren entstehen. Fällig werden die für Esslingen üblichen Elternentgelte.

Die Gruppen werden zeitgemischt geführt und decken acht bis elf Stunden oder bei den verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) sechs bis sieben Stunden ab. Seit 2019 werden städtische Kita-Beschäftigte bei der Vergabe von Betreuungsplätzen bevorzugt behandelt. Diese Regelung entfällt, sobald die Betriebskita öffnen kann.

Auch Kinder aus anderen Kommune werden aufgenommen

Aufgenommen werden in die Betriebskita auch Kinder aus anderen Kommunen, denn ausschlaggebend ist das Beschäftigungsverhältnis der Mutter oder des Vaters. Wird das gekündigt, entfällt auch der Anspruch auf den Betreuungsplatz. Die Platzvergabe regelt die jeweilige Organisation. Kriterien dafür sind Geschwister, Stellenumfang, Arbeitsbeginn und Alter des Kindes. Die Belegung mit ortsfremden Kindern muss durch zusätzliche Plätze in Esslinger Einrichtungen kompensiert werden. „Der Umfang und die konkreten Auswirkungen auf die Bedarfsplanung können aktuell nicht eingeschätzt werden“, heißt es bei der Stadt.