Zu klein für ein Besucherzentrum: Villa Klumpp auf dem Ruhestein Foto: Rieger

Wer einen Nationalpark besucht, sucht Informationen. Dieser weltweiten Regel gemäß richtet das Land auf dem Ruhe- stein ein zentrales Besucherzentrum ein. Mit den 25,5 Millionen Baukosten ist es jedoch noch lange nicht getan.

Wer einen Nationalpark besucht, sucht Informationen. Dieser weltweiten Regel gemäß richtet das Land auf dem Ruhe- stein ein zentrales Besucherzentrum ein. Mit den 25,5 Millionen Baukosten ist es jedoch noch lange nicht getan.

Seebach - Um den Wissensdurst der Nationalparkbesucher im Schwarzwald zu stillen, plant die Landesregierung ein über das gesamte Gebiet gespanntes Netz von Informationspunkten. Für das zentrale Besucherzentrum ist ein Neubau direkt neben dem bisherigen Naturschutzzentrum auf dem Ruhestein vorgesehen. Außerdem soll ein Verwaltungsneubau entstehen. Bauausgaben insgesamt: bis zu 25,5 Millionen Euro.

Darin sind jedoch noch nicht die Kosten für das Verkehrs- und Erschließungskonzept des Nationalparks enthalten, der zum Jahresbeginn per Gesetz ausgewiesen wurde. Noch nicht finanziert ist auch die auf etwa 1000 Quadratmeter geplante Dauerausstellung im Besucher- und Informationszentrum. Hinzu kommt eine Wechselausstellung von 200 Quadratmetern.

Dafür seien weitere drei bis 3,6 Millionen Euro notwendig, heißt es in der Vorlage des Naturschutz- und Finanzministeriums an die Landesregierung, die an diesem Dienstag über das Konzept entscheiden will. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Nationalparkrat die Eckpunkte beschlossen.

Das Land begründet den Bau eines Besucher- und Informationszentrums mit den Vorgaben des Nationalparkgesetzes, insbesondere mit dem Bildungsauftrag. Der Zweck des Nationalparks – der Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen – soll der Allgemeinheit vermittelt werden. Auch über ökologische Zusammenhänge und Naturschutzziele können sich die Besucher informieren.

Dafür hat der Nationalparkrat nach einem zentralen Ort gesucht, der ausreichend Platz für Ausstellungen, Film- und Vortragsveranstaltungen, Seminare und Schulklassen bietet. Auch ausreichend Parkraum für Pkw und Busse wird gebraucht.

„Wir haben die Vor- und Nachteile aller möglichen Standorte sorgfältig abgewogen“, sagte kürzlich der Vorsitzende des Nationalparkrats, der Freudenstädter Landrat Klaus Michael Rückert (CDU): „Der Ruhestein erscheint uns der beste Platz für das Besucherzentrum.“ Der Standort an der Schwarzwaldhochstraße in 915 Meter Höhe gehört zur Gemeinde Seebach im Ortenaukreis.

Die dortige Villa Klumpp jedoch, früher Naturschutzzentrum und seit Jahresbeginn Verwaltungssitz des Nationalparks, bietet für ein Info- und Besucherzentrum zu wenig Raum. Für bis zu 20 Millionen Euro soll deshalb daneben ein Neubau entstehen. Das Land will dafür einen Architektenwettbewerb ausschreiben.

Der zusätzlich geplante Bau, der die Verwaltung aufnehmen soll, ist mit weiteren drei bis 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Auf dem Ruhestein soll also eine Art Campus entstehen. Baubeginn: Ende 2016.

Da der Nationalpark zweigeteilt ist und auch der nördliche Teil rund um den Hohen Ochsenkopf Gäste ansprechen und informieren soll, seien ein weiteres „kleines Besucherzentrum“ sowie ein Gebäude für pädagogische Zwecke notwendig, argumentiert der Nationalparkrat.

Deshalb soll der frühere Pferdestall des Forsthauses in Herrenwies (Gemeinde Forbach im Kreis Rastatt) zu einem Informationshaus ausgebaut werden. Dies bringt weitere Kosten von 1,5 bis zwei Millionen Euro mit sich.

Als weitere Dienststellen schlagen die Ministerien eine ehemalige Ausbildungshütte in Buhlbach (Gemeinde Baiersbronn) sowie ein Betriebsgebäude im Schönmünztal, einem Seitental der Murg, vor.

Außerdem soll es Stützpunkte für Ranger geben, die Führungen organisieren. Der Nationalparkrat hat dafür bereits verschiedene Waldhütten ins Gespräch gebracht, so etwa im Tonbachtal, am Plättig, in Allerheiligen, auf der Hornisgrinde und beim Hotel Alexanderschanze.

Die Verwaltung des Nationalparks soll letztlich 89 Personalstellen umfassen, die bis 2016 Schritt für Schritt besetzt werden. Dazu zählen Förster ebenso wie Biologen und Pädagogen. Sieben davon sollen im künftigen Besucherzentrum am Standort Ruhestein arbeiten.

Den Ausschlag für den Standort habe letztlich die gute Erreichbarkeit gegeben, sagte Rückert. Außerdem gebe es am Ruhestein genügend Platz für eventuelle Erweiterungen. Das Geld für die Investitionen stammt aus dem Landeshaushalt. Nur wenn Mehrkosten entstehen, weil die Neubauten innovativ aus Holz erstellt werden, lassen sich EU-Mittel anzapfen. Für die Realisierung der Dauerausstellung komme eventuell eine Förderung aus Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt infrage, heißt es in der Vorlage, über die das Kabinett noch entscheiden muss.