Klicken Sie sich durch die Entwürfe in unserer Bildergalerie. Illustration: Büro Lederer, Ragnarsdóttir, Oei

Wettbewerbssieger für Stadtmuseum wollen sich einstigem Raumkonzept von Salucci nähern.

Stuttgart - Beim Projekt Stadtmuseum klärt sich die Zukunft. Beim historischen Wilhelmspalais bleibt es nur bei der äußeren Hülle beim jetzigen Zustand. Am Ausstellungskonzept muss noch gefeilt werden.

Im Frühjahr 2014 soll endlich auch die Landeshauptstadt ein Stadtmuseum haben - und Oberbürgermeister Wolfgang Schuster ist überzeugt, dass es ein Erfolgsmodell sein wird, sagte er am Montag, als er die Sieger im Realisierungswettbewerb für das Stadtmuseum vorstellte.

Das Architekturbüro Lederer, Ragnarsdíttir und Oei sowie die Agentur Jangled Nerves (beide Stuttgart) haben sich gegen das Saarbrücker Büro Wandel, Höfer, Lorch und Hirsch Architekten durchgesetzt. Die beiden Konkurrenten waren aus dem 2009 veranstalteten Wettbewerb mit 21 Teilnehmern als Preisträger hervorgegangen. Doch so mancher Wunsch blieb offen. In der Überarbeitung, urteilte die Jury nun, konnten Arno Lederer und Kollegen besonders gut nachlegen. Am Freitag empfahl das Gremium der Stadt einstimmig ihr Konzept.

Die äußere Hülle bleibt fast unverändert

Ehe Ende 2013 der Aufbau der Ausstellung beginnen wird, wird das Palais umgemodelt. Die äußere Hülle des Palais' wird am Ende fast unverändert sein, das Innere aber völlig erneuert. Dieser Vorschlag war zunächst als radikal empfunden worden. Lederer konnte aber die Vorteile plausibel machen: Die neuen Flächen drinnen könnten auf lange Sicht flexibel genutzt werden. Man kann die Raumhöhen verändern und zwischen die Decken Installationen einfügen. Man bekommt auch Kostensicherheit, denn Überraschungen gibt es dann kaum noch.

Das Konzept sieht im Sockelgeschoss ein Stadtlabor für Kinder mit Öffnung zu einem Museumsgarten an der Urbanstraße vor. Die heutige Freitreppe im Foyer des derzeit noch von der Stadtbücherei genutzten Palais' soll verschwinden. Die Besucher werden dort auf das Herzstück des Museums treffen. Es ist ein Stadtmodell im Maßstab 1:2500, in dem sich interaktiv vielerlei hervorheben lassen: der neue Tiefbahnhof, der Bunker unter dem Marktplatz, andere Bauwerke oder auch die Phasen der Stadtentwicklung. Dieses Modell, sagt Thomas Hundt von Jangled Nerves, dürfte zum Anlaufpunkt schlechthin werden und ohne Bezahlung von Eintrittsgeld zugänglich sein - der ideale Platz, um sich schnell über die Stadt zu informieren. Es soll in einer Achse von Stadtmodellen angeordnet sein: darunter, im Sockelgeschoss, könnte es ein Modell als Aktionsfläche für Kinder beispielsweise mit 3D-Stadtbezirkspuzzle geben, darüber ein virtuelles Stadtmodell.

Der Innenraum wird neu gestaltet - Denkmalschutz ist vorgewarnt

Unter dem Dach sollen rund 500 Quadratmeter für Sonderausstellungen zur Verfügung stehen. Ihre Besucher werden auf diese Weise auch durch die 1000 Quadratmeter große Dauerausstellung geschleust.

Vor dem Palais und zwei neuen Brunnen will das Büro Lederer die Stützmauer beseitigen, die wie eine "Demarkationslinie" an der B14 das Gebäude vom Stadtzentrum abschnürt. Eine neue Treppe soll zum Sobek-Deckel über der B14 in Richtung Planie führen; zu der Achse zwischen dem Palais und dem Kunstmuseum. Diese alte Achse, die durch Verkehrsbauten am Charlottenplatz gekappt worden sei, werde auch mit dem Projekt Da Vinci aufgewertet. Lederer: "Die Stadt wird in den Köpfen vielleicht wieder eine andere Richtung nehmen."

Für das Gebäudeinnere streben die Architekten zurück zum einstigen Raumkonzept von Hofbaumeister Salucci. Dafür müssen die Einbauten weichen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das innerlich zerstörte Palais eingezogen wurden. Der Denkmalschutz ist vorgewarnt. Der OB nimmt an, dass es "keine größeren Probleme" gibt. Vielleicht werde das Haus vom besonderen zum einfachen Denkmal herabgestuft.

"Wir wollen kein Computer-Museum"

Die Suche nach dem richtigen Inhalt beginnt jetzt erst richtig. Klar ist, dass eher wenig historische Ausstellungsstücke vorhanden sind. Schwerpunkte bei der Aufklärung über Geschichte, Gegenwart und Zukunft Stuttgarts werden das 19. und 20. Jahrhundert sein. An die Wettbewerbssieger erging der Auftrag zur Abrüstung bei der Elektronik. "Wir wollen kein Computer-Museum, sondern ein Museum mit Geschichte zum Anfassen", sagt Schuster. Digitale Medien hätten die Jugendlichen daheim.

Spätestens im Herbst 2011 soll der Gemeinderat grünes Licht geben, der Umbau bis Ende 2013 fertig sein. Dann könne die Stadt vielleicht elf Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land abschöpfen, die für den Tunnelbau unter der Kulturmeile eingeplant waren - ehe die Stadt dieses Projekt strich. Dann hätte die Stadt noch Kosten von 20 Millionen Euro zu tragen.