Oscar im Rücken: "Pixomondo" hat durch „Hugo“ den Anschluss an die Weltspitze geschafft.

Stuttgart - Der Oscar für die visuellen Effekte (VFX) in Martin Scorseses „Hugo“ gibt der Effektfirma Pixomondo Rückenwind – ein Gespräch mit Heiko Burkardsmeier, Geschäftsführer am Hauptsitz Stuttgart.

Herr Burkardsmaier, ist Pixomondo jetzt gesetzt in Hollywood?
Gemessen an den Projekten, bei denen wir jetzt mitbieten können, spielen wir auf jeden Fall in einer anderen Liga.

Fühlen Sie sich auf Augenhöhe mit Branchen-Größen wie ILM, der von George Lucas einst für „Star Wars“ gegründeten Effektfirma?
ILM bleibt das Maß aller Dinge, wenn es darum geht, bestimmte Volumina in sehr kurzer Zeit abzuarbeiten. Einen Film wie „Transformers“, der fast ausschließlich aus Effekt-Shots besteht, kann nur ILM bewältigen. Allerdings spüren auch solche Firmen den Kostendruck und gehen Kooperationen mit uns und anderen ein.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Pixomondo-Gründer Thilo Kuther bewegt in Los Angeles viel. Er kann entscheidende Leute von unserem Netzwerkmodell überzeugen. Bei „Hugo“ war das VFX-Supervisor Ben Grossman, der Filme wie „Shutter Island“ gemacht hat. Die Konkurrenz hat prophezeit, dass ein solches Netz internationaler Studios nicht funktioniert, Thilo Kuther hat bewiesen: Man kann dezentral aufgestellt sein und regionale Vorteile nutzen.

Baden-Württemberg kann sich bestätigt fühlen, Animation und VFX als Schwerpunkt ausgebaut zu haben. Was müsste politisch der nächste Schritt sein?
Länder wie Kanada und Frankreich verzerren den Wettbewerb mit hohen Subventionen, wir stehen in einem wahnsinnigen Preiskampf. Teile von „Hugo“ wurden in London gemacht, weil es dort Förderung gab. Wir können manches durch Effizienz ausgleichen und profitieren von hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern, zum Beispiel von der Ludwigsburger Filmakademie. Auf Dauer können wir aber nur mithalten, wenn wir bei der Förderung konkurrenzfähig sind.

Was schlagen Sie vor?
Man könnte den deutschen Filmförderfonds DFFF öffnen für VFX. Oder auf Landesebene eine automatische Förderung einführen, auf die Anspruch hat, wer bestimmte Kriterien erfüllt. Diese könnte als reiner Zugang zu internationalen Großprojekten installiert werden zusätzlich zur MFG-Filmförderung, die sich um die Entwicklung kreativer Produktionen im Land kümmert. Eine solche Förderung könnte gezielt das Cluster unterstützen, den Zusammenschluss von Stuttgarter Animations- und Effektfirmen.

Welche Rolle spielen die Pixomondo-Standorte, von wo aus werden Projekte gesteuert?
Wir haben mehrere Hauptfirmensitze, einer ist in Stuttgart mit einer Tochter in Berlin, ein anderer in Frankfurt mit einer Tochter in Hamburg. Bei „Hugo“ haben wir wesentliche Teile in Stuttgart gemacht, zum Beispiel die Sequenz, in der Hugo Cabret am Zeiger der Uhr hängt. Die Zentralsteuerung des Projekts war in Los Angeles, das ist personenbezogen und unabhängig vom Ort. Bei der dritten Staffel der TV-Serie „Game Of Thrones“, an der wir derzeit arbeiten, ist die Zentrale hier bei uns in Stuttgart.

Sie waren als Effektfirma für Ron Howards Niki-Lauda-Film im Gespräch – wie ist der aktuelle Stand?
Wir warten auf das Ergebnis der Jury der MFG-Filmförderung, davon hängt auch in diesem Fall alles ab. Im April dreht Ron Howard in Stuttgart.