Oscar Pistorius kann die Tränen nicht zurückhalten. Foto: dpa

Der Prozess gegen Oscar Pistorius zeichnet ein widersprüchliches Bild von der Beziehung zu seiner getöteten Freundin Reeva Steenkamp. Mal sind seine SMS voller liebevoller Kosenamen, dann schreibt sie, sie habe Angst vor ihm.

Der Prozess gegen Oscar Pistorius zeichnet ein widersprüchliches Bild von dessen Beziehung zu seiner getöteten Freundin Reeva Steenkamp. Mal sind seine SMS voller liebevoller Kosenamen, dann schreibt sie, sie habe Angst vor ihm.

Johannesburg - Liebe und Angst sind zu zentralen Streitpunkten im Mordprozess gegen den beinamputierten Sportstar Oscar Pistorius geworden. Dessen Verteidiger Barry Roux versuchte am Dienstag, Belege für Spannungen in Pistorius' Beziehung zu dem Model Reeva Steenkamp zu entkräften. Der Großteil der zwischen dem Sportler und seiner getöteten Freundin ausgetauschten Textnachrichten zeige, dass beide sich geliebt hätten, sagte Roux in Pretoria.

Am Vortag hatte ein Technikexperte der Polizei vor Gericht Nachrichten öffentlich gemacht, wonach Pistorius' Freundin Angst vor ihrem Partner hatte. Dem Sportler wird vorgeworfen, Steenkamp am Valentinstag des vergangenen Jahres vorsätzlich getötet zu haben.

Lediglich vier Nachrichten hingen mit Auseinandersetzungen zusammen, sagte Roux. Mehr als 90 Prozent hingegen spiegelten eine normale und liebevolle Beziehung wider. So habe Pistorius seine Freundin wahlweise „Baba“, „Baby“, „Boo“ und „Angel“ genannt. Allerdings hatte Steenkamp etwa eine Woche vor den tödlichen Schüssen geschrieben: „Ich kann nicht von Außenstehenden dafür attackiert werden, dass ich Dich treffe - und von Dir angegriffen werden, der Person, deren Schutz ich verdiene.“ Pistorius hatte darauf nicht geantwortet.

Der 27-Jährige hat stets beteuert, er habe gedacht, es sei ein Einbrecher im Haus, als er durch die geschlossene Badezimmertür die tödlichen Schüsse abgab. Pistorius hatte in der Vergangenheit zu Protokoll gegeben, er fürchte Einbrecher, da er bereits Opfer eines solchen Verbrechens geworden sei. Bei der örtlichen Polizei lägen darüber allerdings keine Aufzeichnungen vor, sagte ein Beamter aus. Das Gericht vertagte die weitere Verhandlung auf Freitag.