Im Frühjahr asphaltiert: die Römerstraße zwischen Stuttgart und Böblingen Foto: factum/Granville

Die Stadt Böblingen will ein Teilstück der Strecke durch den Wald erst dann ausbauen, wenn auch die Nachfrage da ist. Überhaupt lassen sich die Vorgaben für diese Art von Radweg in der Stadt kaum umsetzen, zeigen die ersten Überlegungen.

Böblingen - Der Radschnellweg kommt langsamer als geplant in die Gänge. Erst im kommenden Frühjahr wird die Römerstraße, die durch den Wald von Böblingen nach Stuttgart-Vaihingen führt, asphaltiert. Überhaupt steht die Pionierarbeit des Landkreises vor allerlei Hindernissen. Bereits jetzt zeigt sich, dass sich die Vorgaben für diese Art von Radweg kaum einhalten lassen. Und die Stadt Böblingen hat sich mit ihrer Ansicht durchgesetzt, ein Teilstück durch den Wald nicht auf die erforderlichen vier Meter zu verbreitern und zu versiegeln. „Das wäre ein erheblicher Eingriff in die Natur“, erklärt Frank Bader, der Leiter des Böblinger Straßenbauamtes. Wie die Radfahrer möglichst ungebremst über die viel befahrene Panzerstraße kommen sollen, ist ebenfalls noch ein Rätsel.

Für heiße Luft wird nicht gebaut

„Wir richten uns nach der Nachfrage“, sagt Frank Bader. Und im Moment sei die Nachfrage eben noch relativ gering: An Spitzentagen im Sommer nutzen seiner Statistik nach etwa 50 bis 60 Radfahrern in der Stunde die Römerstraße, also höchsten 600 am Tag. Die Zielgröße für einen Radschnellweg sind 2000 Pendler am Tag. „Davon sind wir noch ein ganzes Stück weit weg“, sagt Frank Bader. Grundsätzlich stehe die Stadt Böblingen aber zu dem Radschnellweg und unterstütze den Landkreis in seinem Bestreben, die erste Verbindung dieser Art in Baden-Württemberg zu bauen. Die Anforderungen dafür sind hoch. Nach der reinen Lehre sollen Radschnellwege möglichst gerade, direkt und vier Meter breit sein. An Kreuzungen mit normalen Straßen sollen die Radler höchstens 20 Sekunden warten müssen.

„Wir bauen nichts für heiße Luft“, sagt Frank Bader. Von der Römerstraße ist der Sandweg bis zur Thermalbadkreuzung am Stadteingang von Böblingen zwar eine Abkürzung. Aber Verwaltung und Gemeinderat haben schon vor längerer Zeit beschlossen, keine Waldflächen mehr aufgeben zu wollen. Und in dem Fall müsste der Schotterweg in der Breite verdoppelt und auch asphaltiert werden. An der Kreuzung mit der Panzerstraße gehen die Probleme gerade weiter. Eine Brücke oder eine Unterführung für Radler wäre zu teuer, eine Ampel würde den restlichen Verkehr zu stark ausbremsen. Das Landratsamt will das Problem mit einem einfachen Straßenteiler lösen, um die Radfahrer über die Kreisstraße zu bringen. „Im Berufsverkehr stelle ich mir das schwierig vor“, sagt der Amtsleiter.

Viel Fantasie ist nötig, um den Radweg in die Innenstädte zu bringen

Viel Fantasie ist auch nötig, um den Radschnellweg in die Innenstadt zu bringen. Dort hat es noch weniger Platz als im Wald. Beim Verkehrsministerium gab es schon mehrere Sitzungen über die Möglichkeiten, berichtet Frank Bader. „Man versucht nicht, die reine Lehre durchzusetzen“, ist sein Eindruck. Der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will schnell einen Radschnellweg – und dieser Wunsch lässt sich ohne Kompromisse nicht umsetzen. „Das Entscheidende ist die Römerstraße“, so beurteilt man das in Böblingen. Durch die Asphaltierung werde die Route deutlich an Attraktivität gewinnen, auch für touristische Radfahrer. Sollte der Ausbau zahlreiche neue Radler auf die Strecke bringen, dann würde Böblingen auch den Wald opfern, stellt Frank Bader klar.

Das Landratsamt vergibt demnächst eine Machbarkeitsstudie für die Streckenführung der drei im Kreis Böblingen geplanten Radschnellwege, die bis nach Herrenberg, Leonberg und Weil im Schönbuch führen sollen. Ergebnisse werden für den Herbst 2018 erwartet. Die Panzerstraße wird bis dahin längst asphaltiert und mit einer Beleuchtung ausgestattet sein. Rund 2,2 Millionen kostet die Maßnahme für die rund 3,7 Kilometer lange Strecke im Wald. Das Stück zwischen Stuttgart und Böblingen hat nach Ansicht des Kreissprechers Dusan Minic dauerhaft das Potenzial, dass es von vielen Radfahrer genutzt wird. „Wir führen die Strecke im Moment bis zu den Stadteingängen“, sagt er. „Wie es weiter geht, soll in der Studie geklärt werden.“