Pierre Fees stürmte 20 Jahre für den FC Marbach. Jetzt sagt er Ade.
Die Szenerie habe ich vor Augen, als habe sie sich gestern ereignet: Ein Traktor mit Anhänger rollt an einem sonnigen Sonntag über den König-Wilhelm-Platz Richtung Marbacher Innenstadt, vorbei am Redaktionsgebäude unserer Zeitung – von wo aus ich gerade telefonisch die Trainerstimmen vom Kreisliga-Spieltag einhole. Das Spektakel, das ich erblicke, ist weniger der hupende Traktor. Sondern die jubelnde Menschentraube, die auf dem Anhänger mitfährt. Es sind die Spieler der zweiten Mannschaft des FC Marbach, die ihren errungenen Aufstieg in die Kreisliga B feiern. Feucht-fröhlich. Mittendrin: Ein gewisser Pierre Fees, der eine Fahne mit den Vereinsfarben Gelb und Blau gen Himmel reckt.
17 Jahre ist das her. Eine lange Zeit. Was daran deutlich wird, dass wir uns noch ein Jahr vor dem Sommermärchen 2006 befinden. Und was ist nicht auch beim FC seitdem alles passiert: Für die erste Mannschaft ging es zwischenzeitlich rauf in die Landesliga, wieder herunter in die Bezirksliga, fast wieder hinauf in die Landesliga – und letztlich doch tief hinunter in die Kreisliga. Es gab unzählige Spielerwechsel, unruhige Zeiten abseits des Platzes. Auch, dass die Zweite vom FC inzwischen nicht mehr von Titeln träumt, sondern Letzter in der untersten Liga wurde, zeugt davon, dass sich viel verändert hat. Nur eines eben nicht: Pierre Fees, der damals im Aufstiegskampf bei der Zweiten aushalf, spielt im FC-Trikot. Wie eh und je.
Langjähriger Goalgetter und Kapitän
An diesem Sonntag nun will er mit seiner Elf in der Relegation den ersten von zwei Schritten gehen, um den Aufstieg in die Bezirksliga zu meistern. Danach wird der langjährige Spielgestalter, Goalgetter und Kapitän aufhören. Mit Hunderten Spielen in den 35 Jahre jungen Knochen. Zum Vergleich: Als Fees im A-Jugend-Alter erste Aktivenluft geschnuppert hatte, war sein heutiger Mitspieler Manuel Wörner ein Jahr alt.
Auch im Kreisliga-Fußball ist es nicht alltäglich, einem Verein derart lange treu zu sein. Vor allem dann nicht, wenn mehrere Abstiege zu verkraften waren, viel Unruhe herrschte und es auch mit Meisterschaften nicht so recht klappen wollte. Zum vierten Mal wurde Pierre Fees in diesem Jahr Vize-Champion. Zum Aufstieg reichte es in all den Jahren nie – zumindest nicht, mit der ersten Mannschaft. Denn ausgerechnet im Jahr des Landesliga-Aufstiegs studierte er im Ausland. Diese Flaute soll jetzt natürlich enden. Und bei aller Neutralität wäre es wohl niemandem mehr zum Abschied zu wünschen, als ihm als FC-Urgestein! Und wer weiß: Vielleicht wird im Aufstiegsfall ja auch wieder ein Traktor flott gemacht . . .