In der Marbacher Kläranlage fallen pro Jahr etwa 3600 Tonnen Klärschlamm an, in dem etwa 30 Tonnen Phosphor enthalten ist. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Verwertung der in der Marbacher Kläranlage anfallenden Masse wird europaweit ausgeschrieben. Ein Modell, das bis zuletzt umstritten war.

Marbach - Selten werden im Vorfeld einer Sitzung des Zweckverbands Gruppenklärwerk Häldenmühle einzelne Themen mit viel Verve diskutiert. Das war vor dem Treffen des Gremiums am Donnerstag anders. In den Gemeinderäten von Marbach und Steinheim hatte sich eine Debatte daran entzündet, von wem der beim Reinigungsprozess anfallende Schlamm verwertet werden soll. Unzweifelhaft ist, dass künftig der in der Masse enthaltene kostbare Phosphor recycelt werden muss. Das schreibt der Gesetzgeber vor. Die Frage war aber, wie man zu einem Partner kommt, der sich darum kümmert. Die Verbandsverwaltung präferierte eine europaweite Ausschreibung. Einzelne Fraktionen sahen das kritisch, weil der Schlamm dann womöglich bis nach Spanien gekarrt werden muss, und machten sich für eine regionale Lösung stark.

Etwaige Kritiker waren an ihr Mandat gebunden

Das Votum fiel am Donnerstag aber eindeutig aus: Geschlossen sprach sich die Runde mit Vertretern aus Benningen, Erdmannhausen, Großbottwar, Marbach, Murr und Steinheim für eine Ausschreibung aus. Was jedoch nur logisch war. Denn selbst etwaige Kritiker hätten gar nicht anders gedurft. Alle Gemeinderäte hatten, wenn auch teils nur mehrheitlich, für diese Lösung gestimmt. Und wer in den Verband entsandt war, hatte ein Mandat, musste also das Stimmungsbild aus den kommunalen Gremien wiedergeben. So auch Ernst Morlock (SPD Marbach), dessen Fraktion im Vorfeld eine Vertagung der Entscheidung befürwortet hatte. Selbst nach einer Infoveranstaltung im Juli sei nicht für alle klar gewesen, welchen Weg man wählen sollte, betonte Morlock. Er wolle das Ganze inhaltlich nicht erneut ausrollen und stimme auch zu, aber „aus einem gewissen Zwang heraus“, immerhin sei er mandatiert.

Ein Anliegen aus Steinheim

Aus Überzeugung gab der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter sein Okay für die Ausschreibung. Er verschwieg jedoch nicht, dass an diesem Verfahren in der Urmenschstadt vereinzelt Kritik laut geworden war. So hatten speziell die Grünen Bedenken geäußert, dass lange Transportwege entstehen, falls ein Anbieter von weiter her zum Zuge kommt. Insofern sei es wichtig, es bei der Vergabe zu honorieren, wenn die Strecke zu der Verwertungsanlage kurz ist.

Keine lange Bindung bei Ausschreibung

Der zuständige Fachingenieur Frank-Steffen Schmid versicherte, dass das möglich ist. Kriterien wie die Transportwege könnten in die Ausschreibung der Klärschlammverwertung mit aufgenommen werden. „Das war schon ein Kriterium bei der letzten Ausschreibung“, betonte er. Schmid geht zudem davon aus, dass sich technologisch viel bewegen wird. Mit dem Modell der Ausschreibung könne man von dieser Innovationskraft profitieren – und quasi stets alle paar Jahre auf das beste Pferd setzen. Schließe man sich aber einem kommunalen Zweckverband an, der Alternative zur Ausschreibung, sei man daran gebunden.

Bürgermeister verweist auf Pferdefuß

Auf diesen Pferdefuß hatte zuvor schon der Benninger Rathauschef Klaus Warthon hingewiesen. Er erinnerte an das Beispiel von Besigheim, das sich dem Zweckverband Klärschlammverwertung Böblingen angeschlossen hat. Werde je die umstrittene Verwertungsanlage in Walheim gebaut, lande der Schlamm aus Besigheim künftig dennoch im weiter entfernten Böblingen. Ferner schloss es Warthon nahezu aus, dass bei der Ausschreibung ein Unternehmen mit weiten Anfahrtswegen das Rennen macht. Das rechne sich doch gar nicht für die Firmen.