Die Himmelmaschine gilt als Zeichen für Hahns Genialität. Foto: Archiv Bergmann

Der geniale Erfinder und Theologe Philipp Matthäus Hahn hat einst auf den Fildern gewirkt. Während er andernorts umfänglich gewürdigt wird, sei dies in Leinfelden-Echterdingen nicht der Fall, sagt ein Bürger.

Echterdingen - Das Gebälk des alten Pfarrhauses in Echterdingen ist nicht im besten Zustand. Hölzerne Riegel stabilisieren das Gemäuer zum Kirchplatz hin, seitlich bröckelt der Putz, und das Fachwerk zeigt deutliche Anzeichen von Verfall. Ginge es nach Walter Reiff, müsste hier nicht nur saniert werden, sondern auch gleich ein Museum für einen der prominentesten Bürger der Stadt entstehen: Philipp Matthäus Hahn.

Der pietistische Theologe und geniale Erfinder logierte und wirkte zwischen 1781 und 1790 gegenüber der Stephanuskirche und wurde in deren Hof beigesetzt. Lange galt das Grab als verschollen. 1985 hatte man es auf Betreiben des Fördervereins des Stadtmuseums ausfindig gemacht. Damals wurde auch die Grabplatte zum Gedenken an Hahn angebracht. Heute zeigt sie Rostschäden. Der Stein, auf den sie aufgebracht ist, ist bemoost. „Ich finde, dass dieser Ort des Gedenkens dringend aufgewertet werden müsste“, gibt Reiff zu verstehen.

Vandalismus befürchtet?

Der 74-Jährige hat die Vision eines historischen Ortskerns, der nicht nur schöner und einladender werden, sondern auch die Erinnerung an Hahn wachhalten soll. „Der Zugang zur Grabstätte ist oft versperrt“, erklärt er. „Wahrscheinlich hält die Kirche die Tore verschlossen, weil man Vandalismus befürchtet.“

Immerhin: Gymnasium und Gemeindehaus sind nach Hahn benannt, und am Pfarrhaus erinnert eine Tafel daran, dass er zehn Jahre lang in Echterdingen gewirkt hat: als Pfarrer, Arzt und Erfinder. Eine Himmelsmaschine, die die Laufbahn der Gestirne anzeigt, entwickelte er ebenso wie eine Rechenmaschine, die alle Grundrechenarten beherrscht, sowie präzise Waagen oder Taschenuhren mit Sekundenzeiger.

Herzog Carl Eugen hatte bewirkt, dass Hahn die Pfarrstelle in Echterdingen übernahm – die damals bestdotierteste Stelle als Seelsorger in Württemberg. Der in ganz Europa geschätzte Theologe und Mechaniker war oft auf Schloss Hohenheim zu Gast. „Wenn man sich vor Augen führt, was andere Städte unternommen haben, um daran zu erinnern, dass Hahn dort gewirkt hat, ist es seltsam, dass Echterdingen sich so schwertut“, sagt Reiff. In Kornwestheim etwa wurde 2014 ein großer Himmelsglobus für Hahn enthüllt.

Kürzlich ist ein Versuch gescheitert

Gisela Fechner, Sprecherin der Stadt Leinfelden-Echterdingen, signalisiert, man sei offen für Anregungen, die historische Persönlichkeit Philipp Matthäus Hahn mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Konkrete Überlegungen gebe es derzeit allerdings keine. Über die Einrichtung eines Museums könnte die Stadt auch gar nicht allein entscheiden: Das Pfarrhaus ist im Besitz des Landes.

Hans Huber, Vorsitzender des Fördervereins Stadtmuseum, berichtet von einem erst kürzlich gescheiterten Versuch, das Hahn-Grab neu zu gestalten. Franziska von Hohenheim hatte vor ihrem Tode ein Grabmal beim prominenten Bildhauer Johann Heinrich Dannecker in Auftrag gegeben. Sie verschied aber vor dessen Ausführung, so dass es bei einer Reliefskizze blieb. Der Förderverein hatte von regionalen Künstlern Entwürfe anfertigen lassen, die auf der Dannecker-Idee fußten. Auch ein Sponsor fand sich: Hermann Alber, Geschäftsführer beim Gebäudetechnik-Unternehmen Geze.

Vorerst sei das Thema abgehakt

Der Kirchengemeinderat beschied den Hahn-Verehrern indes, man wünsche derzeit keine Veränderung auf dem Kirchhof. „Der Leidtragende ist am Ende Philipp Matthäus Hahn“, seufzt Huber. „Wir haben das Thema vorerst abgehakt, freuen uns aber, wenn noch einmal Bewegung in die Sache kommt.“ Alber bekräftigt, er sei nach wie vor bereit, eine Neugestaltung des Grabes finanziell zu unterstützen.

Untätig sind der 93-jährige Huber – Ehrenbürger der Stadt – und seine Mitstreiter vom Förderverein in Sachen Hahn nicht: Am Samstag laden sie zu einem „Museums-Baatsch“. Das Plakat würdigt auch den „schwäbischen Da Vinci“ Hahn. Los geht es um 15 Uhr im Stadtmuseum. „Echterdingen hat das Kraut, Echterdingen hat den verunglückten Zeppelin, und Echterdingen hat diesen Tüftler und Theologen“, resümiert Walter Reiff. „Es ist nicht nachzuvollziehen, warum er so stiefmütterlich behandelt wird.“