Der Schweizer Abwehrspieler im Interview - Nach langer Leidenszeit ist er wieder fit.

Stuttgart - Trainer Christian Gross hat seinen ersten "Wunschspieler" bekommen, seit Sonntag trainiert Philipp Degen mit der Mannschaft des VfB Stuttgart. Nach zwei unbefriedigenden Jahren beim FC Liverpool will der Schweizer Rechtsverteidiger beim VfB wieder durchstarten. "Ich bin voller Energie", sagt Degen.

Herr Degen, seit Freitag sind Sie in Stuttgart, jetzt ist auch endlich der Vertrag unterschrieben. Passt also alles, oder?

Ja, das kann man sagen. Ich bin wirklich überglücklich, jetzt beim VfB zu sein. Ich weiß, dass dies für mich noch einmal eine große Chance bedeutet.

Weil die letzten zwei Jahre in Liverpool nicht die besten Ihrer Karriere waren?

Ich schaue eigentlich nicht so gern zurück, sondern lieber voraus. Aber klar, es war eine schwierige Zeit in Liverpool.

Warum denn genau?

Das kann ich Ihnen sagen. Ich habe früh beim FC Liverpool unterschrieben, bekam in Dortmund dann aber noch Adduktorenprobleme, die sich sehr lange hingezogen hatten. Als ich nach England kam, hat es dann wieder richtig damit angefangen, und ich musste mich operieren lassen.

Kein optimaler Start also.

Genau, aber es ging ja noch weiter. Ich habe mich zurückgekämpft, habe dann im Carling-Cup gespielt - und bekam das Knie eines Gegenspielers in die Brust. Die Folge waren zwei gebrochene Rippen und ein Loch in der Lunge. Ehrlich, ich hatte noch nie im Leben solche Schmerzen, das war die schwierigste Zeit, die ich je hatte.

Aber dann wurde alles besser.

Leider nicht. Ich habe es zwar auch dann geschafft, recht schnell zurückzukommen, in meinem zweiten Spiel nach dem Comeback wurde ich aber gefoult - und habe mir einen Mittelfußknochen gebrochen. Und als ich später dachte, ich wäre wieder fit, hat man festgestellt, dass an einem anderen Knochen eine Stressfraktur vorliegt.

"Ich will mich schnell integrieren"

Aber jetzt beschreiben Sie gleich das Ende der Leidenszeit, oder?

Noch nicht ganz. Ich war also wieder einsatzfähig, hab' in der zweiten Mannschaft des FC Liverpool gespielt und sogar gleich ein Tor geschossen.

Na, also.

Moment. Bei eben diesem Torschuss habe ich mir dann eine Sehne im Adduktorenbereich gerissen. So, das war's jetzt aber. Das war mein erstes Jahr in Liverpool.

Wir müssen das jetzt fragen: Seit wann sind Sie denn wieder verletzungsfrei.

Seit ungefähr - Moment, lassen Sie mich erst auf Holz klopfen - einem Jahr bin ich wieder verletzungsfrei. Jetzt will ich wirklich nicht mehr zurückblicken. Ich fühle mich super und bin voller Energie.

Was hat den Wechsel nach Stuttgart so reizvoll gemacht? Der VfB oder der Trainer, Ihr Landsmann Christian Gross?

Beides, würde ich sagen. Der VfB ist ein Topverein in einer der stärksten Ligen der Welt. Und Christian Gross kenne ich schon lange. Er hat mich beim FC Basel einst geprägt und hochgebracht. Und er hat mir immer gesagt: Ein Fußballer braucht eine Visitenkarte, auf der auch was draufsteht, du musst was gewinnen.

Also haben Sie hohe Ziele beim VfB?

Zunächst einmal will ich mich schnell in die Mannschaft integrieren und werde dafür alles geben. Ich will mich voll reinhängen und mich für den Verein zerreißen. Ich möchte das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, einfach zurückzahlen. Ich brenne darauf, das VfB-Trikot zu tragen.

Und es dann auch wieder in die Nationalmannschaft schaffen?

Das Nationalteam ist für jeden Fußballer das Größte. Ich habe schon 32 Spiele gemacht und habe es zuletzt vermisst. Aber es geht nur Schritt für Schritt, deshalb ist für mich jetzt erst mal der VfB das Wichtigste.