Celesio schreibt Verluste – doch der Umbau geht voran. Foto: dapd

Konzerntöchter-Verkauf bringt Pharmagroßhändler Minusgeschäft ein – doch Umsatz wächst.

Stuttgart - Seit einem Jahr räumt Markus Pinger bei dem Pharmagroßhändler auf, in der aktuellen Halbjahresbilanz habe das Unternehmen „klar Schiff gemacht“, begründet der Celesio-Chef das Minus von fast 184 Millionen unter dem Strich. Dieses resultiert aus Abschreibungen auf Töchter, die verkauft werden sollen, hinzu kommen Sanierungskosten. Celesio will sich von Movianto (Logistik), Pharmexx (Personaldienste) und Doc Morris (Internetapotheke) trennen, zudem soll das Großhandelsgeschäft in Tschechien und Irland aufgegeben werden. Für Movianto, Pharmexx und die tschechischen Niederlassungen haben die Stuttgarter bereits Käufer, Letztere gehen für 84,5 Millionen Euro an die Investorengruppe Penta, teilt Celesio aktuell mit.

Dagegen sucht das Unternehmen noch einen Abnehmer für Doc Morris, allein auf die Internetversandapotheke hat Celesio im ersten Halbjahr 120 Millionen abgeschrieben. Diese Zahl ergibt sich laut Finanzchefin Marion Helmes aus Angeboten verschiedener Interessenten für Doc Morris plus Kosten für den Verkauf. Nach der Abschreibung steht Doc Morris noch mit einem Wert von 40 Millionen Euro in den Büchern, viel mehr wollen Investoren offenbar nicht dafür zahlen. Celesio selbst hat einst knapp 200 Millionen Euro für Doc Morris ausgegeben.

Für Celesio sind die Verkäufe ein Verlustgeschäft, da die Töchter nie die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt haben. „Für einige Unternehmen wurden seinerzeit Preise gezahlt, die in hohem Maße auf strategischen Erwartungen basierten“, sagt Helmes. Diese ließen sich heute nicht mehr erzielen. Insgesamt hat Celesio von Januar bis Juni knapp 230 Millionen Euro abgeschrieben. An den Erwerb von Doc Morris 2007 hatte Pingers Vorgänger Fritz Oesterle die Hoffnung geknüpft, dass in Deutschland irgendwann nicht nur Pharmazeuten, sondern auch Unternehmen Apotheken betreiben dürfen. Diese Erwartung machte 2009 der Europäische Gerichtshof zunichte, indem er von Nicht-Pharmazeuten betriebene Apotheken-Ketten weiterhin untersagt hat. Anstelle von Zusatzgeschäft handelte sich der Großhändler Ärger mit seiner Apotheken-Kundschaft ein, die sich von den Plänen brüskiert fühlten.

Ohne Abschreibungen und Sanierungskosten hätte Celesio im ersten Halbjahr 106 Millionen Euro Gewinn gemacht,

Pinger konzentriert Celesio wieder auf seine beiden Hauptgeschäftsfelder – die Versorgung von Apotheken mit Medikamenten und den Betrieb von Apotheken im Ausland. Im Großhandelsgeschäft, mit dem Celesio rund 80 Prozent erwirtschaftet, legte der Umsatz leicht um ein Prozent zu – geschmälert wird das Wachstum vor allem durch staatliche Restriktionen in Großbritannien und Frankreich. Dagegen hat sich das Geschäft in Deutschland gut entwickelt, Nachteile aus einem Apotheken-Sterben hierzulande fürchtet Helmes nicht. Unter dem Strich gibt es zurzeit jede Woche sechs Filialen weniger. Mit seinen Apotheken im Ausland erwirtschaftete Celesio 6,5 Prozent mehr, vor allem in Skandinavien lief es rund. Weil in Schweden auch Apotheken verkauft wurden, sank die Zahl um 57.

Ohne Abschreibungen und Sanierungskosten hätte Celesio im ersten Halbjahr 106 Millionen Euro Gewinn gemacht, das bereinigte Ergebnis des laufenden Geschäfts legte um rund zehn Prozent zu. Nicht berücksichtigt sind darin etwa rund 30 Millionen Euro Kosten aus einem von Pinger verordneten Sparprogramm. Mit diesem Betrag ist die Sanierung laut Helmes „weitestgehend abgeschlossen“. Die Belegschaft schrumpft allerdings weiter: Diese sank nach dem Verkauf der französischen Pharmexx-Sparte um 1000 auf 45.500 Beschäftigte – das entspricht 35.000 Vollzeit-Stellen. Nach allen geplanten Verkäufen wird Celesio weltweit noch knapp 30.000 Vollzeitstellen haben.