Schon während der Bauarbeiten traten an dem neuen Steg über die Gleise Risse auf. Foto: Stadtarchiv Heilbronn/Barbara Kimmerle

Wer ist schuld am Desaster um die neue Buga-Brücke am Heilbronner Hauptbahnhof? Die Stadt hat jetzt die Faxen dicke.

Es war ein herber Dämpfer bei der Vorbereitung der Heilbronner Bundesgartenschau 2019, die von Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) sonst so gerne als „Schau der Superlative“ gefeiert wurde. Der Bau des Stegs über den Hauptbahnhof, auf dem die mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisenden Besucher schnell und bequem auf das Festgelände gelangen sollten, musste auf die Zeit nach der Blumenschau verschoben werden. Die wohl zu spät veranlasste Ausschreibung war bei den möglichen Baufirmen auf ein eher geringes Echo gestoßen. Die Angebote waren zu teuer. Zudem schien die Gefahr, dass die Brücke über die Gleise nicht rechtzeitig fertig werden könnte, hoch zu sein.

 

Wie sich inzwischen gezeigt hat, war diese Einschätzung keineswegs übervorsichtig. Denn obwohl mit dem Bau der Rad-und-Fußgänger-Brücke, die nun vor allem der Erschließung des neuen Stadtteils Neckarbogen auf der einstigen Buga-Fläche dienen soll, schon 2020 begonnen wurde, konnte sie bis jetzt nicht freigegeben werden. Der Grund sind erhebliche Baumängel, die bereits bei der regulären Kontrolle der Bauausführung festgestellt wurden.

Die Baufirma spricht von Planungsfehlern

Gravierende Mängel liegen demnach vor allem am nordwestlichen Widerlager, also auf der Neckarbogenseite. Dort traten schon während der Bauarbeiten Risse auf. Nach einhelliger Auffassung sei die Standsicherheit und Nutzbarkeit der Brücke zwar gegeben, allerdings sei die Lebensdauer des Tragwerks herabgesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.

Unklar ist, wer die Mängel zu verantworten hat. Die Baufirmen auf der einen und die Planungsbüros auf der anderen Seite geben sich gegenseitig die Schuld an den Problemen. „Die Tragwerksplaner sehen die Bauausführung in der Pflicht“, stellt eine Sprecherin der Stadt fest. Die bauausführende Arbeitsgemeinschaft weigere sich hingegen unter Verweis auf Planungsfehler, die Mängel zu beseitigen. So konnte das Millionenprojekt bisher auch noch nicht endgültig abgerechnet werden.

Das Gericht schaltet einen Gutachter ein

Die Stadt zieht jetzt die Notbremse. Beim Heilbronner Landgericht hat sie ein sogenanntes Beweisverfahren beantragt. Mit der Hilfe eines neutralen Sachverständigen soll das Gericht ermitteln, wer mit welchem Anteil die Schuld an den Rissen trägt. Es sei denkbar, dass die Stadt einen Drittunternehmer beauftrage, die Mängel auf Kosten der Beteiligten zu beheben.

Das neue Stadtquartier Neckarbogen ist als autoarmer Stadtteil geplant. 70 Prozent der Wege sollen zu Fuß, mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt werden. 3500 Menschen sollen dort einmal wohnen, 1000 Menschen dort arbeiten.