Jens Lehmann verschwand nach dem Spiel gegen Barcelona frustriert und wortlos im Mannschaftsbus. Foto: AP

Sein letztes großes Spiel hatte sich Jens Lehmann anders vorgestellt - so viel ist sicher.

Stuttgart - Sein letztes großes Spiel hatte sich Jens Lehmann anders vorgestellt - so viel ist sicher.

Ansonsten ist derzeit nichts sicher beim Thema Lehmann: Ob er nach der Saison seine Karriere beendet oder nicht, das weiß nicht mal der VfB-Torwart selbst so genau.

Zum Aufhören fühlt er sich zu gut

"Momentan ist es schwierig, etwas zu sagen, wir machen uns noch ein paar Gedanken", hatte der 40-Jährige vor dem 0:4 in Barcelona erklärt - um sofort zu ergänzen: "Ich plane nach wie vor aufzuhören."

Gerne hätte Lehmann in der Champions League einen stilvolleren Abschied erlebt als im Camp Nou. Trainer Christian Gross wollte von ihm eine Weltklasse-Leistung sehen. Die zeigte der Torwart nicht, bei den Gegentoren jedoch war wenig zu machen.

Ganz ohne Aufsehen wollte er dann aber doch nicht abtreten von der großen Bühne: Noch vor der Pause holte er sich die Gelbe Karte ab, für seine folgenden Provokationen wurde er von den Barça -Fans gnadenlos ausgepfiffen.

Nach dem Spiel verschwand Lehmann frustriert und wortlos im Mannschaftsbus. Aber es hätte ohnehin nicht viel zu sagen gegeben, denn auch der Mittwochabend hat an einem nichts verändert: Zum Aufhören fühlt sich Lehmann zu gut.

Klar scheint daher nur: Seine zweite Saison beim VfB wird auch die letzte sein in Stuttgart. "Der VfB und ich haben uns geeinigt, dass ich hier nicht weiterspiele", hatte Lehmann vor einigen Wochen erklärt, "aber ich sage, man weiß nie, was kommt."

Lob von Heldt, Rüffel von Sammer

Was noch kommen soll? Am Wochenende sagte Lehmann, dass er an einen Wechsel in die USA denke. Beim VfB sind sie gedanklich schon weiter als Lehmann - zumindest waren sie es, ehe sich Sven Ulreich verletzte.

Er fällt bis Saisonende mit einem Bruch des Wadenbeinköpfchens im linken Knie aus, zuvor hatte er den rotgesperrten Lehmann ausgezeichnet vertreten. Ulreich darf sich also Hoffnungen machen, nächste Saison die Nummer eins der Roten zu sein.

Und Lehmann? VfB-Manager Horst Heldt hält ihn sogar noch für gut genug, um bei der WM in Südafrika im Tor der Nationalelf zu stehen: "Jens hat Erfahrung. Er weiß, wie man bei solchen Turnieren auftreten muss, er weiß genau, was man zu tun hat. Wenn man so einen Spieler in Deutschland mit so einer Erfahrung hat, kann man vielleicht noch mal über den nachdenken."

Lehmann hatte sich zuletzt selbst für einen Platz im WM-Aufgebot ins Gespräch gebracht: "Ich glaube, dass jemand wie ich perfekt wäre, sofern er in das Schema des Bundestrainers passen würde, wonach der Torwart maximal 30 bis 35 Jahre alt sein sollte. Wenn man Weltmeister werden will, wird das nicht leicht mit relativ unerfahrenen Leuten."

Für diese Aussage wurde er von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer gerügt, VfB-Manager Heldt nahm Lehmann jetzt in Schutz. "Er stellt keine Ansprüche, fordert nichts. Er stellt nur fest, und das ist sein gutes Recht. Die Nationaltorhüter müssen mit solchen Dingen leben können."

Wie gesagt: Eigentlich ist gar nichts sicher bei Jens Lehmann. Außer seinem Abschied von der Champions League. Oder?