Martin Weinzierl und Eva Deimling wollen sich in der evangelischen Gemeinde Leinfelden-Unteraichen gemeinsam um die Gläubigen kümmern Foto:  

Eva Deimling und Martin Weinzierl wollen als Pfarrerehepaar in der evangelischen Kirchengemeinde auch zerbrochenes Vertrauen wieder aufbauen.

Leinfelden - Es brennt wieder Licht im Pfarrhaus an der Kirchstraße 27. Eva Deimling und Martin Weinzierl sind mit Sack und Pack und ihren beiden Töchtern dort vor Kurzem eingezogen. Er ist der neue geschäftsführende Pfarrer der evangelischen Gemeinde Leinfelden-Unteraichen. Sie hat für die gleiche Gemeinde zunächst einen Dienstauftrag auf Zeit. Der Neuanfang der Familie soll auch einer für die ganze Gemeinde sein.

Auf dem Papier haben sie und er jeweils eine Pfarrstelle für sich. Die Pfarrerin würde mit ihren fünfzig Prozent für Unteraichen, der Pfarrer mit seinen hundert Prozent für Leinfelden sowie für die gesamten Verwaltungsaufgaben zuständig sein. In der Praxis will sich das Ehepaar aber gemeinsam um die Gläubigen kümmern. Schließlich handele es sich hierbei um eine und nicht um zwei Kirchengemeinden, wie Martin Weinzierl betont. Es soll wechselnde Dienstwochen geben. Es ist auch daran gedacht, Gottesdienste im Wechsel in der Leinfeldener Peter-und-Paul-Kirche und in der Unteraicher Auferstehungskirche zu feiern. Parallelstrukturen sollen abgebaut, Konkurrenz in der Gemeinde vermieden werden.

Noch sind nicht alle Kisten ausgepackt. Im Arbeitszimmer stapeln sich Bücher und Zeitschriften auf Tischen und Stühlen. Mittendrin steht ein Eiffelturm in Miniaturformat. Er stammt aus dem Legoland bei Günzburg. Dieses liegt nicht weit entfernt von dem bisherigen Wirkungskreis der beiden: der Kleinstadt Niederstotzingen im Dekanat Heidenheim. Dort hatten sie sich zunächst eine Pfarrstelle geteilt. Später hat Eva Deimling eine eigene Pfarrstelle im Nachbarort Brenz/Bergenweiler übernommen.

Der Legoturm erinnert an ihre erste gemeinsame Reise nach Paris im Frühsommer 1995. Eva Deimling wollte dort Verwandte besuchen. Martin Weinzierl hat sie dabei begleitet. Kurz darauf waren sie ein Paar. Kennengelernt haben sie sich in einem Vikarkurs in Stuttgart-Birkach.

Die Eheleute sind daran gewöhnt, zusammen zu arbeiten. Die Dienstwege sind kurz. Beim Frühstück, Mittag- oder Abendessen kann der Tagesablauf noch kurz besprochen werden. Und einer von beiden ist für die Gläubigen immer erreichbar.

An diesem Sonntag beginnt mit der Investitur von Martin Weinzierl eine nicht ganz einfache Aufgabe. Schließlich hatte es in der Gemeinde heftig rumort. Aufgrund von Spannungen legten neun Mitglieder des 16-köpfigen Kirchengemeinderats ihr Amt nieder. Das Gremium wurde aufgelöst. Eine sogenannte Ortskirchliche Verwaltung übernahm dessen Aufgaben.

Das Pfarrerehepaar Bogner war auf eigenen Wunsch aus dem Dienst ausgeschieden. Ende 2012 endete auch jener von Pfarrerin Schmid in Unteraichen. Zwischen Bogner und Schmid hatte es dem Vernehmen nach kollegiale Konflikte gegeben, eine konstruktive Zusammenarbeit soll nicht mehr möglich gewesen sein.

Weinzierl und Deimling wollen nicht im Alten wühlen, sondern lieber nach vorne schauen. Der neue Pfarrer hat sich vorgenommen, in den nächsten Wochen auf die Menschen zuzugehen und zerbrochenes Vertrauen langsam aber sicher wieder aufzubauen. „Es gilt die Spaltung der Gemeinde zu überwinden und ein Stück weit zu heilen“, sagt er. „Die große Chance liegt darin, dass wir von außen kommen“, ergänzt seine Frau. Und: „Es gibt hier viele engagierte Leute.“ Diesen will sie Mut machen und manches Engagement noch ausbauen.