Mit hohem Streit- und Unterhaltungswert: die Theaterlegende Claus Peymann Foto: SWR

Vom Publikum innig geliebt, von der Politik heftig kritisiert: Der SWR widmet Claus Peymann am Donnerstag, dem 12. April, die Dokumentation „König Claus – Peymanns Leben für das Theater“.

Stuttgart - Fast vierzig Jahre hielt sich die Theaterlegende Claus Peymann vom Stuttgarter Schauspielhaus fern, immerhin die Stätte seines frühen Ruhms. Anfang des Jahres aber kehrte er zurück, um am Eckensee Shakespeares „König Lear“ zu inszenieren. Die Premiere fand Ende Februar statt – und seither sind alle Vorstellungen der Königstragödie ausverkauft. „Lear“ ist ein Publikumsrenner – und Peymann, der im vergangenen Jahr achtzig geworden ist, in Stuttgart noch immer ein Publikumsliebling. Der SWR widmet ihm nun am Donnerstag, dem 12. April, um 23.45 Uhr in seinem dritten Programm eine Dokumentation: „König Claus – Peymanns Leben für das Theater“, neunzig Minuten über die emotionale Probenarbeit zu „König Lear“ und die steile Karriere des unerschrockenen Mannes, der sich gerne mit baden-württembergischen Ministerpräsidenten anlegt. Früher war das Hans Filbinger, heute ist es Winfried Kretschmann, dem er im Streit um Stuttgart 21 Versagen vorwirft.

Harald Schmidt als Zeitzeuge

Im breit angelegten Filmporträt von Andreas Ammer erinnert sich Peymann unter anderem an seine Stuttgarter Zeit, die Jahre 1974 bis 1979, als er als Terror-Sympathisant verdächtigt wurde. Das Publikum liebte ihn innig, die Politik kritisierte ihn heftig. Zum Verhängnis wurde ihm ein Spendenaufruf für einen Zahnersatz für die in Stammheim inhaftierte RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. Nach seinem Abschied von Stuttgart wechselte er als Intendant über Bochum nach Wien ans Burgtheater, bevor er 1999 das nicht minder traditionsreiche Berliner Ensemble übernahm. Dort legte er im vergangenen Jahr sein Amt nieder.

Der Regisseur Andreas Ammer sprach für „König Claus“ mit Zeit- und Weggenossen von Peymann wie Harald Schmidt oder seinem langjährigen Mitstreiter Herrmann Beil. Er stöberte verborgene Archivschätze auf – etwa ein bisher ungesendetes Interview mit Thomas Bernhard – und besuchte mit Peymann die Gräber der RAF-Terroristen auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof.