Felix „PewDiePie“ Kjellberg hat den Bogen überspannt. Foto: AFP

Der Schwede Felix „PewDiePie“ Kjellberg ist mit seinen lustigen Videos und über 53 Millionen Abonnenten bei Youtube der erfolgreichste Internet-Videofilmer der Welt. Doch nun kündigt Disney die Zusammenarbeit wegen grober antisemitischer Witze.

Stockholm - Es war eine steile Karriere, wie sie nur das Internet hervorbringt. Jetzt hat sie einen Knick. Dabei fing alles gut an. Nach einem eher halbherzigen Studium wusste der Computerspielliebhaber Felix Kjellberg nicht richtig, was er mit seinem Leben anfangen sollte und begann erstmal in einer Würstchenbude zu arbeiten. In seiner Freizeit drehte der gut aussehend Schwede mit den intensiv blauen Augen harmlose Videos, in denen er einfach populäre Computerspiele spielte und das auf lustig-ironische Weise kommentierte. Unter dem Namen PewDiePie veröffentlichte er die Filmchen bei Youtube. Das hatte zuvor niemand gemacht und es kam bei jüngeren Internetnutzern unglaublich gut an.

Inzwischen ist Kjellberg einer der erfolgreichsten Videofilmer bei Youtube und ein Multimillionär. Er hat weltweit mehr als 53 Millionen Abonnenten. Ende August 2016 soll er laut Youtube im Monat zwischen 681 000 Euro und 1,1 Millionen Euro verdient haben. Für viel Geld schloss der US-Unterhaltungsriese Disney einen Vertrag mit dem Publikumsmagneten ab. Darin wurde ihm inhaltlich völlige Freiheit gewährt.

Neun antijüdische Videos

Die nutzte Kjellberg auch maximal aus. Millionen weltweit haben sein am 11. Januar bei Youtube veröffentlichtes Judenhass-Video gesehen. In dem hat der Schwede zwei Inder mit nackten Oberkörpern und Blumenhalskette dafür bezahlt, ein Schild in die Höhe zu halten, auf dem „Tötet alle Juden“ steht.

In einem weiteren Youtube-Video vom 22. Januar sagt ein als Jesus verkleideter Mann, „Hitler hat absolut nichts falsch gemacht.“ Einmal posiert Kjellberg selbst in einer NS-artigen Uniform und spielt eine Rede von Hitler ein. Seit August 2016 hat Kjellberg laut dem „Wallstreet Journal“ insgesamt neun Videos veröffentlicht, die antisemitische Witze oder NS-Inhalte beinhalten. Er sagt, dass sei witzig gemeint gewesen. Zahlreiche rechtsradikale Foren hatten den Schweden für diese Inhalte gefeiert. Sie haben anscheinend keine Ironie darin gesehen.

Disney löst Vertrag

Nachdem das „Wallstreet Journal“ den Disneykonzern damit Anfang der Woche konfrontierte, reagierte dieser mit der Auflösung des Geschäftskontaktes zu Kjellberg. „Obwohl Felix sich gerade durch Provokation und Respektlosigkeit eine Anhängerschaft geschaffen hat, ist er nun zu weit gegangen. Die Videos sind unangebracht“, sagte eine Sprecherin der für Kjellberg verantwortlichen Disneyfirma Maker Studios. Das US-Blatt kritisiert auch den Youtube-Eigentümer Google. Der lasse Kjellbergs Videos einfach im Netz und verdiene skrupellos weiter an den Werbeeinnahmen.

Kjellberg selbst unterstrich, dass er gegen „jede Art hasserfüllter Einstellungen“ sei, die Inhalte seien aus dem Zusammenhang gerissen. Er mache Videos nur zur Unterhaltung. Die hätten nichts mit Politik zu tun, aber er verstehe, dass „diese Witze letzten Endes zu anstößig“ waren. „Ich bin kein Antisemit oder wie man das nun nennt. Das sollte einfach nur eine lustige Sache sein. Ich schwöre, ich liebe Juden. Ich liebe sie“, sagte er.

Verständnis in Schweden

Schwedens Medien waren am Dienstag voller Verständnis für Kjellberg. Er habe es leider etwas übertrieben, sei aber missverstanden worden, so lautete der Tenor. Den Schweden ist politische Korrektheit eigentlich sehr wichtig. Aber gerade wegen dieser das gesamte Land prägenden Korrektheit glauben viele Schweden, sie seien so unangreifbar, dass sie sich nicht immer daran halten müssen. Dann kann es schnell recht grob werden.