Beim Abrollen müssen die Füße das Körpergewicht abfedern Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Jedes Paar Füße ist unterschiedlich – und doch finden wir beim Besuch im Schuhgeschäft meist Schuhe, die uns gefallen. doch woran erkenne ich gute Qualität? Und sind modische Schuhe immer ungesund? Hier gibt’s die Antworten.

Stuttgart - 2010 ergab die erste umfangreiche Fußuntersuchung, dass mehr als 80 Prozent der Deutschen die falschen Schuhe tragen. Dabei ist es mit ein wenig Wissen über Füße nicht schwer, einen gesunden und modischen Schuh zu finden.

Wie finde ich die richtige Schuhgröße für mich?
In der Regel können Schuhgeschäfte die Größe ausmessen. Sie setzt sich zusammen aus der Länge und der Weite des Fußes. Die Weite entspricht dem Umfang des Fußballens, also der breitesten Stelle des Fußes. Die von den Herstellern verwendeten Größen geben aber meist lediglich die Länge wieder. Dabei ist es wichtig, dass der Schuh auch in der Weite gut passt. Ist der Schuh zu weit, rutscht der Fuß beim Laufen, und die Zehen stoßen an die Schuhspitze. Zu enge Schuhe führen wiederum zu Schmerzen, weil der Fuß gequetscht wird. „Letztlich hilft nur Ausprobieren“, sagt Hannelore Schröder vom Stuttgarter Schuhhaus Wurster. Denn jeder Hersteller arbeite mit einer anderen Weite.
Wieso brauche ich inzwischen größere Schuhe als früher?
„Viele Menschen kaufen über Jahre Schuhe in derselben Größe“, sagt Hannelore Schröder. Aber: Im Laufe des Lebens verändern sich die Füße. Vor allem wird die Muskulatur schwächer, die unser Körpergewicht abfedert. Das führt dazu, dass sich die Füße immer mehr senken – und damit länger und breiter werden. Dieser an sich natürliche Prozess kann jedoch durch Übergewicht befördert werden. Auch bei Menschen, die häufig schwer tragen müssen, kann sich der Fuß schneller senken.
Woran merke ich, dass mir ein Schuh wirklich passt?
Ein wirklich objektives Maß gibt es hierfür nicht. „Wichtig ist, dass der Schuh auch im Stehen und beim Laufen angenehm sitzt und nicht drückt“, sagt Hannelore Schröder. Weil sich der Fuß beim Gehen durch die Belastung ausdehnt, sollte er außerdem etwa eine Daumenbreite Abstand zur Schuhspitze haben. „Um einen guten Halt zu haben, muss der Schuh den Fuß umschließen und an der Ferse fest sitzen“, sagt Schröder. Schuhe mit gutem Innenfutter seien dabei von Vorteil. Gleichzeitig müsse der Schuh flexibel sein und alle Bewegungen mitmachen, rät das Deutsche Schuhinstitut.
Was muss ich wissen, bevor ich ins Fachgeschäft gehe?
Wichtig ist es, sich klarzumachen, zu welchem Anlass der Schuh getragen werden soll. Denn: „Viele Menschen denken, es gebe einen Schuh für alles – den gibt es aber nicht“, sagt Dirk Strohm vom gleichnamigen Schuhhaus in Bad Cannstatt. Je nach Anlass gibt es unterschiedliche Anforderungen an das Schuhwerk. Wer etwa bei der Arbeit viel laufen muss, braucht andere Schuhe als jemand, der nur am Schreibtisch arbeitet. Falls der Orthopäde Einlagen verschrieben hat, sollte man diese zur Anprobe mitnehmen. „Wir Schuhverkäufer sollten auch wissen, ob jemand Haltungsschäden oder Probleme mit der Wirbelsäule hat“, sagt Schröder.
Was passiert, wenn mein Schuh zu groß oder zu klein ist?
Sitzt ein Schuh nicht richtig am Fuß, führt das häufig zu Schmerzen. Allerdings sind diese nicht unbedingt auf den Fuß beschränkt. „Von unseren Füßen können Gelenkschmerzen, aber auch Rücken- oder sogar Kopfschmerzen ausgehen“, sagt Dirk Strohm. Besonders wenn der Schuh zu klein ist, kann es auch zu einer Fehlstellung der Zehen kommen. „Viele Menschen kaufen aber zu kleine Schuhe, weil sie große Füße als unattraktiv empfinden“, sagt Hannelore Schröder. Im Extremfall kann das zum sogenannten Hallux valgus führen. Dabei knickt der große Zeh langsam nach innen, während der Fußballen sich nach außen wölbt.
Wie finde ich die richtigen Schuhe für meine Kinder?
Kinderfüße befinden sich im Wachstum. Falsche Schuhe können somit schon früh Fehlstellungen verursachen, die später nur noch schwer korrigiert werden können. „Mein Eindruck ist, dass viele Kinder falsch sitzende Schuhe tragen“, sagt Dirk Strohm. Kinderschuhe sollten daher immer mit fachlicher Beratung gekauft werden. „Natürlich brauchen Kinder in den Schuhen Platz zum Wachsen“, sagt Hannelore Schröder. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass man den Kindern zu große Schuhe kauft, schließlich brauchten sie trotzdem einen guten Halt.
Woran kann ich die Qualität eines Schuhes erkennen?
Experten setzen noch immer auf Leder als das ideale Material. Im Gegensatz zu Kunststoff atmet es und verhindert so Schweißfüße. Außerdem hat Leder den Vorteil, dass es sich dehnen lässt, wenn der Schuh anfangs nicht perfekt sitzt. „Leder ist sowohl flexibel als auch stabil“, sagt Dirk Strohm. Und: Lederschuhe gibt es für nahezu jeden Anlass. Auch der Preis ist häufig ein guter Anhaltspunkt für gutes Schuhwerk. Je mehr Geld ein Hersteller in die Entwicklung eines Schuhs steckt, desto teurer ist er. „Gerade in Deutschland kann man am Preis viel ablesen“, sagt Strohm. Lediglich bei bestimmten Marken zahle man den Namen.
Sind Schuhe von Modemarken ungesund für meine Füße?
„Die Schuhmode ist vielfältiger geworden und damit auch gesünder“, sagt Hannelore Schröder. Ohnehin gehe der Trend seit hin zu bequemen Schuhen. „Außerdem kann man fast jeden Modeschuh auch in guter Qualität finden“, sagt Dirk Strohm. Zwar würden Trends immer häufiger auch von Billigmarken gesetzt. „Aber andere Hersteller machen diese mit und fertigen hochwertige Modelle davon“, sagt Strohm.