Auch das Schlichten von Streits gehört zur Schulsozialarbeit. Foto: dpa

Der Verwaltungsausschuss der Stadt Remseck empfiehlt den Beginn von Schulsozialarbeit an Grundschulen.

Pattonville - Alle fünf Rektorinnen der Grundschulen in Remseck hatten den Antrag an die Stadtverwaltung im Januar unterschrieben: Das „Groß werden“ sei für die Kinder unter den heutigen Bedingungen immer schwieriger. Deshalb bräuchten ihre Schüler und Lehrer Unterstützung durch Schulsozialarbeit. Eine volle Stelle oder wahlweise zwei halbe Stellen hatten die Grundschulleiterinnen in ihrem Antrag vorgeschlagen. Unterstützt wurden sie mit ihrer Forderung am Donnerstagabend vom Verwaltungsausschuss des Gemeinderats Remseck: Neun zu drei stimmten die Mitglieder dafür, dem Antrag zu entsprechen und die Einstellung von zwei zusätzlichen Halbtagsstellen von Schulsozialarbeitern zu empfehlen. Am kommenden Dienstag wird der Gemeinderat abschließend über das Engagement für das Schuljahr 2018/19 entscheiden.

Mit zusätzlichen 60 000 Euro jährlich an Personalkosten muss die Stadtverwaltung rechnen. Nach den Ausführungen des Fachgruppenleiters Matthias Bauch vom Jugendreferat Remseck, zu dem die neuen Mitarbeiter gehören werden, sei dieses Geld gut eingesetzt: „Mit den Schulsozialarbeitern können wir in den Grundschulen Angebote machen, die nicht im Rahmen des schulischen Lehrplans liegen“, schildert er die Vorteile, die schon in der Vorbereitung des Antrags vom Ausschuss für Bildung, Familie und Soziales so gesehen worden war. Die Aufgaben der Schulsozialarbeiter gliedert Matthias Bauch in drei Bereiche: Projekte zur Stärkung der sozialen Kompetenz, Beratung und offene Angebote. „Dabei geht es nicht nur um Prävention, sondern auch Intervention“, betonte Bauch. Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz der Grundschulsozialarbeit sei, dass sie gut eingebunden werde in das bereits bestehende Netzwerk aus Schulsozialarbeitern an weiterführenden Schulen in Remseck, der offenen Jugendarbeit, Polizei, und dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD). Diese Netzwerke zu pflegen, dafür benötigen die neuen Schulsozialarbeiter aber auch Zeit. Vier Stunden Arbeitszeit pro Woche veranschlagte Bauch an Verwaltungsaufwand, der auf die beiden Halbtagskräfte zukommen wird .

Eine Zahl, die Stadtrat Heinz Layher (SPD) irritierte: Wenn die beiden Schulsozialarbeiter an fünf halben Tagen sich die Arbeit für jeweils drei der sechs Grundschulen aufteilten, dann würde ja ein halber Tag allein für die Verwaltung anfallen. „Wie kann da effektive Schulsozialarbeit geleistet werden?“, hakte er nach. Als ersten Einstieg verteidigte Stadtrat Steffen Kirsch (CDU) das Lösungskonzept: „Die Alarmsignale der Rektorinnen der Grundschulen sind bei uns angekommen.“ Der Einsatz von Schulsozialarbeiter sei eine sinnvolle Investition in die Zukunft, argumentierte Gustav Bohnert (FDP) : „Das was wir heute für die Kinder ausgeben, sparen wir morgen.“ Wichtig sei dafür die reibungslose Übergabe an die Schulsozialarbeiter der weiterführenden Schulen, das machte der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger deutlich: „Nach den ersten Erfahrungen der Schulsozialarbeiter muss es eine Evaluierung geben.“

Mit fast 400 Schülern ist die Grundschule Pattonville die größte Grundschule der Stadt Remseck. Sollten die beiden Schulsozialarbeiter eingestellt werden, könnte eine Halbtageskraft für die Grundschulen in Pattonville, Hochberg und Hochdorf gemeinsam zuständig sein. Ulrike Schiller, Rektorin an der Grundschule Pattonville, freut sich, dass der Verwaltungsausschuss den Hilferuf von ihr und ihren vier Kolleginnen gehört hat. Auch im Hinblick darauf, dass die Grundschule Pattonville in drei Jahren eine Ganztagsschule wird: „ Mit einem multifunktionalen Team, aus Lehrern, Schulsozialarbeitern und Eltern können wir den Kindern andere Blickwinkel aufzeigen“, sagt sie. Die Anforderungen an die Grundschüler hätten sich im Vergleich zu früher verändert. Auf der einen Seite seien die Kinder den Einflüssen der Medien ungeschützt ausgesetzt. Auf der anderen Seite gebe es Eltern, die ihren Kindern den Schulweg alleine nicht mehr zutrauen. Schiller fordert: „Wir brauchen andere Mittel, um dem gesellschaftlichen Wandel entgegenzusteuern.“