Aufgrund von Falschparkern hätten Feuerwehr und Notarzt auch am Sonntag Mühe gehabt, zügig durch die verengten Gassen von Rotenberg zu kommen Foto: Martin Stollberg

Die Signale aus Rotenberg sind alarmierend, was die Belastung durch Verkehr angeht. Auch dieses Wochenende hat es Hunderte Ausflügler in das Erholungsgebiet gezogen.

Stuttgart - Vor einer guten Woche soll sich das idyllische Rotenberg in einen Albtraum verwandelt haben: Kaum war die Sonne draußen, kamen die Touristen aufgrund der tollen Aussicht und Sehenswürdigkeiten wie der Grabkapelle in Strömen und standen Stoßstange an Stoßstange. So schilderten es einige Anwohner.

Diesen Sonntag ist den Anwohnern aufgrund des kühlen Windes und bewölkter Witterung zumindest vormittags eine Verschnaufpause vergönnt gewesen. Erst am Nachmittag wurden in der Ortschaft die Parkplätze rar – „allerdings längst nicht so wie vergangenes Wochenende“, sagt Thomas Kochenburger, Wirt des Restaurants Rotenberger Weingärtle im Ortskern.

Viel gefehlt hätte zum Verkehrskollaps womöglich nicht. Anwohner berichten, dass sich die Belastung durch den Wochenendverkehr durch Ausflügler seit vergangenem Herbst dramatisch gesteigert habe. Doch wie kritisch die Situation heute ist und was dagegen unternommen werden könnte, da herrscht noch Uneinigkeit.

Kommt die Seilbahn?

Wirt Kochenburger beispielsweise sieht die Situation eher gelassen. „Ein bisschen wird schon übertrieben. Problematisch ist die Situation höchstens an 20 Tagen im Jahr“, sagt er. Von seinem rundum verglasten Restaurant hat er einen guten Überblick über die Württembergstraße, wo Ausflügler in der Regel als erstes Parksünden begehen, wenn der Parkraum weiter oben im Ort knapp wird.

Für genug andere ist die Situation nicht mehr hinnehmbar. So kommt Andrea Mark, die ein Gartenstück in Rotenberg hat, nur noch zu Fuß. Sie glaubt, dass man der Lage nur mit drastischen Maßnahmen Herr werden kann: „Man müsste die Württembergstraße ab dem Collegium Wirtemberg sperren und von dort aus mit Shuttlebussen weiterfahren“, findet die 52-Jährige. Damit teilt sie den Vorschlag von Johannes Milla, einem renommierten Stuttgarter Ausstellungsdesigner, der an einer Lösung für das Parkraumproblem arbeitet.

Unter den Befürwortern von mehr Regulierungen sind auch Ideen wie kürzer getaktete Busse oder schärfere Kontrollen durch die Polizei im Gespräch. Was bei einigen Anwohnern für Unmut sorgt: Manche wollen beobachtet haben, dass der Bus auch sonntags nie voll besetzt sei. Viele Rotenberger haben sich bei den letzten beiden Polizeikontrollen im Vorjahr und die dabei verteilten Knöllchen aufgeregt, da sie durch die Touristen ja ihrerseits zum Falschparken gezwungen worden seien.

Eine Idee, die alle Rotenberger gleichsam zu begeistern scheint, mag auf den ersten Blick vielleicht absurd klingen: Seit einiger Zeit gibt es den Vorschlag, eine Seilbahn zur Grabkapelle zu bauen. Die Kosten werden auf neun Millionen Euro geschätzt. Das Projekt könnte nicht nur der Verkehrsproblematik entgegenwirken, sondern auch die Tourismusregion um die Grabkapelle aufwerten. „Dagegen hätte ich nun wirklich nichts einzuwenden“, sagt auch Kochenburger, der gute Geschäfte wittert.

Auch wenn der Kollaps ausblieb: Wer am Sonntag durch Rotenberg gegangen ist, konnte sehen, dass nicht mehr viel Spiel nach oben war, was Verkehr angeht. Ein Falschparker am falschen Ort mehr, und die Feuerwehr hätte nicht mehr ausrücken können. Dasselbe gilt für Rettungsfahrzeuge, die wohl nur mit Mühe durch die eng zugeparkten Gassen kommen würden. Und auch wenn es nächstes Wochenende regnen soll: Der Frühling kommt bestimmt.