Panopticum feiert im Unteren Schlossgarten. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Ausnahmsweise ist der Andrang im Unteren Schlossgarten an diesem Wochenende nicht beim Flora und Fauna am größten: Gegenüber auf dem Berger Festplatz feiern Samstag und Sonntag junge und alte Stuttgarter gemeinsam die technoide Subkultur.

Mit dem Wetter hat der Panopticum Verein, der sich der Förderung der elektronischen Subkultur in Stuttgart verschrieben hat, Glück gehabt. Das alljährliche zweitägige Sommerfest auf dem Berger Festplatz im Unteren Schlossgarten, fiel nur kurzzeitig ins Wasser. „Wir haben bis zur letzten Sekunde gebangt“, sagt Jule Blanck vom Verein, als man sie kurz nach 16 Uhr nach einem ersten Eindruck fragt. „Es ist sonnig, angenehm, nicht zu heiß und nicht zu kalt – sehr schön. Und wenn es nachher doch noch regnen sollte, dann können die Leute rein ins Zelt.“ Und so sollte es auch etwa zwei Stunden später kommen. Glücklicherweise fasst das große Zelt, in dem eine Bar und die DJ-Bühne aufgebaut sind, einige Leute. Anderthalb Stunden später war die Regenwolke dann auch wieder vorbeigezogen.

Elektronische Sounds von Olmann – später noch Julian D., Mara Sander und Beyond the Abyss – wummern übers Gelände, animieren zum Tanz. Und getanzt wird auch, von Jung und Alt, von Raver bis Rocker. Rund sechs- bis siebenhundert Gäste werden am Samstag erwartet, verrät Blanck basierend auf ihrer bisherigen Erfahrung. Das Sommerfest findet mittlerweile zum siebten Mal statt.

Techno mit Kind, Kegel und Opa

Überhaupt lockt das Fest ein bunt gemischtes Publikum an. Auf den Bierbänken rund ums Zelt sitzen Familien mit Kindern und Hunden, sommerlich gekleidetes, junges Festival-Publikum fläzt sich auf der Wiese in der Sonne und trägt sich Glitzer ins Gesicht auf, Nachbarn aus der Umgebung holen sich Pommes und Waffeln am Essensstand. Von ein bis einhundert Jahren ist gefühlt jedes Lebensalter vertreten. „Wir bieten mit dem Sommerfest ein sehr niedrigschwelliges Programm für den Stadtteil an“, sagt Blanck. Der Eintritt ist frei, jeder, der oder die sich an die Spielregeln hält (Nein zu Diskriminierung und Sexismus), ist willkommen.

Vorurteile gegenüber der Techno-Kultur abzubauen, generationen- und einkommensübergreifend gemeinsam zu feiern und die Vielfalt, Inklusivität und Wichtigkeit einer aktiven elektronischen Subkultur und Szene zu zeigen, ist das Motto. „Das Sommerfest ist für uns als Verein eine super Gelegenheit unsere Arbeit zu präsentieren, weil wir hier keine Zugangsbeschränkungen haben“, bestätigt Blanck. „Es gibt die Möglichkeit seine Kids mit einzupacken, weil es nicht so laut ist und schon nachmittags startet, man kann jederzeit gehen und wiederkommen. Jede und jeder kann sich das Ganze mal anschauen und Mamas, Papas, Cousinen und Tanten mitbringen. Bei uns ist es gemütlich für alle.“

Eine Subkultur für alle

Nach 22 Uhr zieht das Sommerfest zur Aftershowparty auf Fridas Pier, wo im Unterdeck des Clubschiffs die Party mit unter anderem der Berliner DJ Lisa Luka und den Panopticum-Vereinsmitgliedern und DJs Molekularmusik, Robin Seitter, Felix Lindner und Roman Antonov zu Melodic House und Techno bis sechs Uhr morgens weitergefeiert wird.

Das ist aber noch nicht das Ende: Am Sonntagnachmittag geht ab 15 Uhr das Sommerfest auf dem Berger Festplatz weiter. „Der Sonntag ist besonders schön, finde ich, weil er ohne ‚Partydruck‘ funktioniert und man nochmal ein gemütliches Zusammensein hier hat. Heißt: Man kann wieder bei guter Musik hier durchflanieren, sich eine Pommes holen und genießen, draußen zu sein“, freut sich Jule Blanck schon mal vor. Das Wetter soll laut Bericht auch wieder trocken bleiben.