Tausende Fluggäste warteten am vergangenen Wochenende am Flughafen in München auf ihre Flüge. Wegen eines Polizeieinsatzes war die Sicherheitszone im Terminal 2 stundenlang gesperrt worden. Foto: dpa

Nach einem turbulenten Wochenende am Münchner Flughafen beginnt die Aufarbeitung der Sicherheitspanne, die zu dem Chaos geführt hat. Viele Fragen sind noch ungeklärt. Ist ein solches Sicherheitschaos auch am Stuttgarter Flughafen möglich?

Stuttgart/München - Eine folgenschwere Sicherheitspanne wie am vergangenen Wochenende am Flughafen München ist grundsätzlich auch in Stuttgart möglich. Das bestätigt eine Sprecherin des Stuttgarter Flughafens. „Ja, das ist anderswo auch möglich“, sagt Beate Schleicher, stellvertretende Pressesprecherin des Stuttgart Airport: „Prinzipiell kann so etwas an jedem Flughafen vorkommen.“

Kein solcher Fall in Stuttgart

Ihr sei kein Fall bekannt, das jemand unkontrolliert die Personenkontrolle zum Sicherheitsbereich des Stuttgarter Flughafens passiert hätte, erklärt Saskia Bredewald, Sprecherin der Bundespolizeiinspektion am Flughafen Stuttgart: „Normalerweise sind die Schalter zum Sicherheitsbereich besetzt. Die Passagiere stehen in einer Schlange. Jede Person wird aufgefordert, den Sicherheitsscanner zu betreten.“

Nicht besetzte Schalter seien durch Barrieren mit Gurtband – den sogenannten Tensatoren – abgesperrt, so dass „nicht jeder einfach durchlaufen kann“.

Es gibt kein perfektes Kontrollsystem

Allerdings: Kein Kontrollsystem und kein Sicherheitscheck ist perfekt. „Es kann mit Sicherheit vorkommen“, dass ein Passagier „durchhuscht“, so die Beamtin. „Letztendlich treffen wir aber Vorkehrungen, damit so etwas nicht passiert.“

Wie also konnte die Frau unbeachtet vom Münchner Security-Personal hineingelangen? Bredewald: „Wir haben am Flughafen in Stuttgart Tensatoren. Wenn einer darunter durchkrabbelt und einfach durchläuft, sieht man das normalerweise.“

Auch in München war der Durchgang zum Sicherheitsbereich der Abflughalle, den die Frau benutzte, mit einem solchen Gurtband abgesperrt.

Flughafen-Sperrungen 2016 in Frankfurt und Köln

Solche Sicherheitspannen sind zwar selten, aber sie kommen vor. So hatte im Mai 2016 ein Mann die Kontrollen zum Sicherheitsbereich am Kölner Flughafen unbemerkt umgangen. Das Terminal 1 war stundenlang gesperrt.

Im September 2016 wurde die Flughalle A des Frankfurter Flughafens dicht gemacht, nachdem eine Frau in den Sicherheitsbereich gelangt war, ehe ihre Kontrolle abgeschlossen war. Mehr als 100 Flüge und ihre Passagiere konnten nicht planmäßig starten oder wurden umgeleitet.

Angemessene Reaktion?

Und noch eine weitere Frage stellt sich: Ist es angemessen wegen eines einzelnen Passagiers ein ganzes Terminal stundenlang zu sperren und für ein Flugchaos zu sorgen? „Die Bewertungen erfolgen immer aufgrund eines Einzelfalls“, erklärt Saskia Bredewald. „Wenn dies bei uns geschehen wäre, würden auch entsprechende Bewertungen vorgenommen.“

Die Bundespolizei habe für solche Situationen „Bewertungsgrundlagen“. Im Einzelfall entscheide dann „die Führungskraft vor Ort, wie diese gehandhabt werden und was zu befürchten ist“, erläutert die Bundespolizei-Sprecherin. „Anhand dieser verschiedenen Einzelfallkonstellationen, die aufeinandertreffen, werden die Maßnahmen getroffen.“