Neuer Regierungschef von Island soll der bisherige Landwirtschafts- und Fischerei-Minister Sigurdur Ingi Johannsson werden. Foto: AP

Die Regierung in Island macht nach wütenden Protesten der Bevölkerung und dem Rücktritt von Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson den Weg für Neuwahlen frei. Diese sollen im Herbst stattfinden.

Reykjavik - Neuer Regierungschef soll bis dahin Landwirtschafts- und Fischerei-Minister Sigurdur Ingi Johannsson werden. Gunnlaugsson stellte sein Amt wegen Verbindungen zu Briefkastenfirmen zur Verfügung. Ob die Ankündigungen den Demonstranten in Reykjavik ausreichen, ist noch unklar. Auch am Mittwochabend versammelten sich wieder Tausende vor dem Parlament.

Mehr Transparenz gefordert

Johannsson ist Vize der Fortschrittspartei, die den Inselstaat mit seinen 330.000 Einwohnern in einer Koalition mit der Unabhängigkeitspartei regiert. Umfragen sehen aber die Piratenpartei und ihre Chefin Birgitta Jonsdottir vorne. Die neu gegründete Partei kann einer Umfrage zufolge aktuell auf 43 Prozent hoffen. Bei den Wahlen 2013 waren es erst 5,1 Prozent.

Die Piraten setzen sich für mehr Transparenz und Volksabstimmungen ein. Parteichefin Jonsdottir könnte dann Ministerpräsidentin werden. Die 48-Jährige hat die Enthüllungsplattform WikiLeaks unterstützt und sagt, „Revolution“ sei ihr Lieblingswort. „Die Nation hat entschieden, dass genug genug ist“, sagte sie zur Nachrichtenagentur Reuters. Das Volk wolle etwas anderes.

Geflecht von Briefkastenfirmen

Gunnlaugsson wurden die „Panama Papers“ zum Verhängnis, die ein Geflecht von Briefkastenfirmen aufgedeckt haben. Demnach betrieb Gunnlaugssons Frau eine solche Briefkastenfirma, die Anteile an den 2008 zusammengebrochenen Banken des Landes hielt.