Ein Rathaus in reiner Frauenhand: Verena Grötzinger leitet die Geschicke von Owen zusammen mit neun Mitarbeiterinnen. Foto: Horst Rudel

Am 25. September wählen die Bürger der 3500 Einwohner zählenden Stadt unterhalb des Teckbergs ihre neue Bürgermeisterin. Nun steht fest: Die 38-jährige Amtsinhaberin Verena Grötzinger ist die einzige Kandidatin.

Owen - Natürlich geht ihr Wahlkampf weiter. Dazu ist ihr das Amt und dazu sind ihr die Menschen in Owen zu wichtig. Aber seit Montag kann Verena Grötzinger noch entspannter dem 25. September entgegenblicken. Denn nach Ablauf der Bewerbungsfrist steht fest, dass die amtierende Ratschefin der 3500-Seelen-Stadt am Fuß des Teckbergs die einzige Kandidatin der Bürgermeisterwahl am letzten Septembersonntag sein wird.

Jeder andere Kandidat hätte es aber vermutlich auch sehr schwer gehabt, sich in der Gemeinde mit Stadtstatus zu behaupten. Denn die Owener und Verena Grötzinger passen, das haben die vergangenen acht Jahre gezeigt, ganz einfach zusammen. „Mit ganzem Herzen Owen“ – unter dieses Motto hat die 38-Jährige ihren Wahlkampf gestellt. Dass sie in ihrem Amt weit mehr als einen Verwaltungsposten sieht, das nehmen ihr die Bürger ab. Owen, das sei einfach seit jeher eine „Wohlfühlgemeinde“ gewesen, sagt die Kandidatin, und sie sei ein klein bisschen stolz darauf, „dass wir es geschafft haben, das gute Miteinander zu bewahren“.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Bewahren

Dabei räumt Verena Grötzinger offen ein, dass sie, die 2008 aus dem Dettinger Hauptamt nach Owen gewechselt ist, eigentlich gar nicht so viel verändert hat. „Wir haben keine roten Bänder zerschnitten“, sagt sie und meint damit, dass keine Großprojekte verwirklicht wurden, die später einmal die Stadtkasse mit den Folgekosten belasten könnten. Immerhin haben die Verwaltung und der Gemeinderat im Jahr 2009 zusammen mit den Bürgern einen Gemeindeentwicklungsplan erarbeitet und 17 Projekte definiert, die das Leben in Owen noch angenehmer machen sollen.

Zudem hat die Stadt ganz viel bewahrt. Die Streuobstwiesen am Teckberg etwa, aber auch Straßen, das Leitungsnetz und viele soziale Einrichtungen. „Ich sehe meine Aufgabe in Owen auch darin, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute zusammenzubringen“, erklärt die Bürgermeisterin ihren Ansatz.

Das gilt auch in der Flüchtlingskrise. Hier setzt Owen auf ein dezentrales Unterbringungskonzept: „Das passt einfach besser zu Owen als eine Sammelunterkunft“, sagt Grötzinger. Erfreulich sei in diesem Zusammenhang, dass es nicht nur ganz viele ehrenamtliche Helfer gebe, sondern dass durchaus auch die Bereitschaft von Hausbesitzern vorhanden sei, ihre Wohnungen Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.

Natürlich sind die Owener nicht wunschlos glücklich. Ein Café, eine Markthalle, in der regionale Produkte verkauft werden könnten, ein Hotel, um Touristen, die das Biosphärengebiet und die Burg Teck besuchten, eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten, stünden, so Verena Grötzinger, auf der Liste ebenso wie eine Apotheke.

18500 Fahrzeuge durchqueren Owen täglich

Doch das alles bietet politisch deutlich weniger Sprengstoff als ein anderes Thema, mit dem sich die Owener in näherer Zukunft wohl intensiv beschäftigen müssen: Wollen Sie eine Ortsumfahrung – oder wollen sie die innerstädtische Verkehrsentlastung nicht? Der Anstoß zur Intensivierung der Frage, mit der sich die Owener seit mehr als einem halben Jahrhundert immer wieder beschäftigt haben, kommt aus Berlin. Denn im jüngst veröffentlichten Bundesverkehrswegeplan ist der Abschnitt der Bundesstraße 465 zwischen dem talseitigen Ortsschild bis zur Verbindungsstraße nach Beuren in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden. Tag für Tag quälen sich 18 500 Fahrzeuge, darunter 1100 Lastwagen, auf der B 465 durch Owen.

Noch, so Verena Grötzinger, sei vollkommen offen, ob die Bürger eine Ortsumfahrung oder – als abgespeckte Version – eine Ortsrandstraße überhaupt wollten. Schließlich profitierten viele Owener Direktvermarkter von Obst vom Durchgangsverkehr. Grötzingers Wunsch ist aber, dass die Owener möglichst zeitnah klären, für welche Variante sie sich entscheiden. Diese Entscheidung soll in der Teckstadt einmal mehr so getroffen werden,wie man das dort gewohnt ist: Verena Grötzinger will die Bürger frühzeitig einbinden. Denn ein Bürgerentscheid wäre ihr ein Graus: „Dann ginge ein Riss durch die Stadt. Das wollen wir im Rathaus unbedingt vermeiden.“