Rund 70 Menschen haben sich vor der Sitzung an einer Demonstration vor dem Stadthaus im Scharnhauser Park beteiligt. Foto: Ines Rudel

Die Diskussion über das neue Ostfilderner Gebührenmodell für die Kinderbetreuung hätte im Vorfeld der jüngsten Gemeinderatssitzung mehr Sachlichkeit vertragen.

Ostfildern - Die Verwaltung hat davon abgesehen, die Gebühren für Horte und Kindergärten um fünf Prozent zu erhöhen. Das darf sich die Bürgerinitiative Kinderbetreuungsgebühren Ostfildern (BKO) durchaus als Erfolg auf die Fahne schreiben. Aber ansonsten hat sie – vorsichtig ausgedrückt – unglücklich agiert. Ein Brief mit despektierlichen Äußerungen über Rathausmitarbeiter oder der vergebliche Versuch, den Tagesordnungspunkt noch mit einer dem Rathaus unterstellten Fristverletzung zu kippen, tragen nun wahrlich nicht zu einer Versachlichung der Diskussion bei. Zudem ist nach wie vor unklar, wie viele Eltern in den Ostfilderner Stadtteilen den von der Initiative organisierten Protest tatsächlich mittragen. Denn die von den Kritikern aufgrund des neuen Systems erwarteten höheren Gebühren betreffen vorwiegend jene Haushalte, die in die Einkommensstufe ohne Vergünstigungen eingruppiert werden.

Freilich ist der Ärger nachvollziehbar, in einer Stadt zu leben, die mit die höchsten Betreuungsgebühren in der Region erhebt. Aber Joachim Dinkelacker, der Stadtrat der Freien Wähler hat recht, wenn er behauptet, die Vergleiche mit anderen Städten und Gemeinden besäßen nur einen „geringen informatorischen Wert“. Denn die Einnahmesituationen sowie die Personalkosten für die Erzieher oder für die Gebäudesanierungen und Neubauten differieren in den Kommunen mitunter beträchtlich.

Die Mühe, die der Gesamtelternbeirat (GEB) in die Erarbeitung eines Gebührenmodells investiert hat, wird zurecht von der Verwaltung und den Fraktionen gelobt. Denn er hat maßgeblich zum jetzigen Modell beigetragen, das einen Kompromiss aus Vorschlägen des GEB und der Verwaltung darstellt. Jetzt sollten beide Seiten abwarten, wie sich die Strukturänderung bei den Eltern und in der Stadtkasse auswirkt. Gegebenenfalls muss nachjustiert werden. Und sollten sich die Einnahmen erhöhen, dann müssen die Gebühren runter.