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Nach Angaben eines Magna-Sprechers fallen etwa 4500 Arbeitsplätze an den deutschen Standorten weg - fast jede fünfte Stelle.

Berlin - Beim Autobauer Opel sollen nach einer Übernahme durch Magna in Deutschland mehr Stellen gestrichen werden als bisher öffentlich bekannt war. Nach Angaben eines Magna-Sprechers fallen etwa 4500 Arbeitsplätze an den deutschen Standorten weg - fast jede fünfte Stelle. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte erneut das Vorgehen und wies Befürchtungen zurück, die EU-Kommission könnte die 4,5 Milliarden Euro Staatshilfen für Opel/Magna nicht billigen.

Seit längerem ist bekannt, dass Magna neben etwa 3000 Jobs in der Produktion auch Arbeitsplätze in der Verwaltung streichen will. Die Zahl für den Verwaltungsbereich war bisher aber offen. Ein Magna- Sprecher sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS), in Europa würden 10 500 Stellen abgebaut, davon 4500 in Deutschland.

Der Europa-Chef des bisherigen Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM), Carl-Peter Forster, sagte zum angepeilten Stellenabbau, dies seien die Zahlen, die im Magna-Konzept genannt würden. "Wir fragen uns derzeit eher, ob wir die Größe der Werke reduzieren oder mehr Fabriken schließen", sagte er der "Welt am Sonntag". Das Werk in Bochum sei aber "absolut sicher". Dies sei ein sehr wichtiges Werk.

Der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna, der zusammen mit russischen Partnern bei Opel einsteigen will, hat selbst erhebliche Probleme. Opel beschäftigt an den vier deutschen Standorten mehr als 25 000 Mitarbeiter. Magna wurde auch wegen der Arbeitsplatz-Pläne von Bund und Ländern favorisiert. Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber forderte in der "Bild am Sonntag" die Einhaltung der Jobzusagen: "Magna muss jetzt seine Seriosität unter Beweis stellen."

Laut Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) war allen Beteiligten - auch Arbeitnehmervertretern - seit dem Frühjahr bekannt, dass sich der von Magna genannte Stellenabbau nur auf die Produktion beziehe. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte der "FAS", der Abbau werde an der Zentrale in Rüsselsheim nicht spurlos vorübergehen - aber in überschaubarem Rahmen und ganz sicher ohne betriebsbedingte Kündigungen.

In anderen EU-Staaten mit Opel-Standorten wurde bereits Unmut über das Vorgehen der Bundesregierung laut. Nach Angaben des "Spiegel" ist zu befürchten, dass Länder wie Großbritannien, Belgien oder Polen Beschwerde gegen die deutschen Beihilfen einlegen. Die EU-Kommission habe zudem bei der Prüfung von Unterlagen ein Detail entdeckt, das die Genehmigung gefährden könnte. Danach arbeite das bedrohte Werk in Antwerpen wirtschaftlicher als das in Bochum, das erhalten bleiben soll. Eine solche betriebswirtschaftlich unsinnige Entscheidung sei nach EU-Recht untersagt, wenn der Staat mit Bürgschaften hilft.

Merkel sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag), es sei richtig, dass die Garantien, die von Bund und Ländern gegeben werden sollen und an denen sich weitere europäische Staaten beteiligen werden, von Brüssel genehmigt werden müssten. "Eine beihilferechtliche Genehmigung des "Kredit- und Bürgschaftsprogramms", in dessen Rahmen sich die Maßnahmen bewegen sollen, ist von der Kommission allerdings schon gegeben worden." SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sagte der Zeitschrift "Super Illu", über die 4,5 Milliarden Euro hinaus werde es keine zusätzlichen staatlichen Finanzspritzen geben.

Der US-Konzern General Motors will 55 Prozent der Opel-Anteile an Magna/Sberbank verkaufen und 35 Prozent behalten. 10 Prozent können die Mitarbeiter erwerben. Es sind aber noch etliche Hürden zu nehmen. IG-Metall-Chef Huber verlangt von GM, dass die Sperre für wichtige Absatzmärkte für Opel möglichst bald aufgehoben wird. Die Grünen- Spitzenkandidatin Renate Künast hält ein Scheitern des Geschäfts weiterhin für möglich. Sie sagte der "Leipziger Volkszeitung": "Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern."

Die Arbeitnehmer wollen bei Einschnitten nur mitziehen, wenn sie mehr Einfluss erhalten. Verlangt werde ein Vetorecht bei Stellenabbau, Produktionsverlagerungen oder Schließungen, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel der "Welt am Sonntag". Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz kündigte im Deutschlandradio Widerstand gegen eine mögliche Schließung des Werkes Antwerpen an.

Nach Auffassung des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer ist Opel wettbewerbsfähig. Er widersprach damit dem Opel-Treuhand-Vertreter und Ex-Conti-Chef Manfred Wennemer. Mit dem Insignia zeige Opel die Fähigkeit, sehr wettbewerbsfähige Fahrzeuge zu bauen, sagte Dudenhöffer. Das untermauerten zudem die Verkaufszahlen der Mittelklasse-Fahrzeuge im wichtigsten und härtesten Markt für Mittelklasse-Fahrzeuge in Europa, nämlich Deutschland.