Über Smartphone und Co zum Azubi: Die Coronapandemie hat den Trend zur digitalen Nachwuchssuche beschleunigt. Foto: imago/AntonioGuillem

Während der Coronapandemie werden die sozialen Medien zunehmend für die Nachwuchssuche genutzt. Die Wirtschaft ist sich sicher, dass Präsenzveranstaltungen nach der Krise wieder an Bedeutung gewinnen werden.

Stuttgart - Während der Coronapandemie haben Jobmessen und Präsentationen in Schulen weitgehend ausgedient. Wer Auszubildende sucht, muss andere Wege einschlagen. „Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt“, sagt Marius Haubrich, Geschäftsführer des Handelsverbands Baden-Württemberg. Vor allem Social-Media-Kanäle haben bei der Nachwuchswerbung an Bedeutung gewonnen, erläutert Jörg Friedrich, der in der Geschäftsführung des Maschinenbauverbands VDMA für Bildung zuständig ist. Schließlich seien dies die Orte, in denen sich die Jugendlichen bewegen, so Friedrich. Instagram, Youtube, Snapchat und Tiktok sind die Plattformen der Jugendlichen; auf Facebook tummeln sich ältere Erwachsene.

 

Es sind nicht nur die Konzerne, die den Jugendlichen in deren Onlinewelt folgen, sondern zunehmend auch die Mittelständler. „Aus Untersuchungen wissen wir, dass rund die Hälfte der Unternehmen in Deutschland Social Media nutzt“, so Friedrich. Und diese Unternehmen dürften diese Wege gehen, um Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam zu machen, vermutet der VDMA-Geschäftsführer. Allerdings: „Gute Auftritte sind mit Kosten und Aufwand verbunden, das kann natürlich nicht immer jeder Betrieb vollumfänglich leisten“, gibt Tobias Zwiener, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Baden-Württemberg, zu bedenken.

Virtueller Messen mit digitalen Touren durch das Hotel

Es besteht kein Zweifel: Corona hat die Entwicklung hin zur Digitalisierung beschleunigt, auch weil Vorstellungsgespräche in Präsenz lange Zeit nicht möglich waren. Mit Videos, Bildern und Emotionen versuchen die Unternehmen die Aufmerksamkeit der jungen Leute auf sich zu ziehen. Virtuelle Messen wurden genutzt, um mit Schülern „sogar eine digitale Tour durch ein Hotel“ zu machen, „indem der Auszubildende mit dem Handy durch den Betrieb gelaufen ist“, sagt Zwiener. Dank Smartphone kann der angehende Azubis entspannt „vom Sofa zu Hause einen ersten Eindruck“ des Unternehmens erhalten, so Friedrich.

Informationen aus den Unternehmen selbst haben für Schüler einen besonders hohen Stellenwert, erläutert der VDMA-Geschäftsführer und bezieht sich dabei auf Umfragen unter Jugendlichen. Auch Gespräche mit Auszubildenden sowie Mund-zu-Mund-Propaganda seien für Schülerinnen und Schüler wichtig – sogar noch wichtiger als Informationen von den Eltern, der Schule und der Bundesagentur für Arbeit.

Der persönliche Kontakt wird wichtig bleiben

Allerdings ist man sich sicher: Nach Corona werden Informationsangebote auf Jobmessen oder in Schulen wieder an Bedeutung gewinnen, vermutet Haubrich. Denn dort könnten sich die Jugendlichen in kürzester Zeit über verschiedene Ausbildungsberufe informieren. Das sieht auch Friedrich so. Seiner Ansicht nach wird der persönliche Kontakt bei der Auswahl künftiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig bleiben – „schließlich entscheiden vor allem die sozialen und kulturellen Kompetenzen von Menschen über den Erfolg der Zusammenarbeit“, so Friedrich.

Bei der Dehoga geht man davon aus, dass sich Hotels und Gastronomen mit der Aufnahme des Präsenzunterrichts auch wieder vor Ort präsentieren. „Aktuell zeigen die Schulen großes Interesse, unser Gastromobil ist nach den Sommerferien ausgebucht“, freut sich Zwiener. Das Gastromobil ist ein multimedial umgebauter Linienbus, in dem Jugendliche mit Spielen und Aktionen die Berufe rund um Hotellerie und Gastronomie kennenlernen können.