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Der perfekt vermarktete Superstar der Snowboard-Szene: US-Boy Shaun White.

Vancouver - Womöglich wird es nicht der spannendste Wettbewerb der Olympischen Spiele in Vancouver in der Nacht auf Donnerstag - ziemlich sicher aber einer der spektakulärsten. Weil er dabei ist: Shaun White, Snowboard-Superstar.

iPod ist ein mutiger Junge. Wenn man es genau nimmt, muss man sogar sagen: iPod ist ein bisschen zu mutig. Denn das, was er sich da vorgenommen hat, wird iPod nicht schaffen. Nicht, wenn alles normal läuft.

Es ist Juri Podladtschikow, den alle nur iPod, nennen. Und er sagt, was nicht viele sagen. iPod sagt, er könne Olympiasieger werden. Das Problem aber ist: Juri Podladtschikow ist Snowboarder, er tritt in der Halfpipe an. Und die Halfpipe gehört Shaun White.

Natürlich ist diese Röhre am Cypress Mountain nicht seine eigene. Die steht in einem gottverlassenen Hochtal in den Rocky Mountains, kostete 500.000 Dollar, ist nur per Helikopter zu erreichen und wurde bezahlt von Whites österreichischem Sponsor. Aber dieser olympische Wettbewerb ist im Grunde nur von einem zu gewinnen - von White eben.

Denn White hat schon viel gewonnen. Zehnmal bei den X-Games, 2006 bei Olympia in Turin und auch die prestigeträchtigen US Open, eine Art inoffizielle Weltmeisterschaft der Artisten mit dem Board. Vor allem aber setzt Shaun White Maßstäbe. Wer nicht kann, was er kann, kann nicht gewinnen. Und meistens kann er mehr. Auch jetzt.

In der Halfpipe geht es um Mut, um Artistik, um Gefühl, um Kreativität. Wer von all dem am meisten besitzt, hat die besten Tricks auf Lager. Und immer wieder neue. Nun ist es eine kühne Nummer namens Double Cork, der das neueste "Big Thing" ist, die neue Höchstschwierigkeit also, die wohl nötig sein wird, um bei Olympia zu gewinnen. Es ist eine dreifache Schraube, es ist ein doppelter Salto, es ist Schräglage. Nicht nacheinander - sondern alles zusammen. Als Erster in einem Wettkampf gezeigt hat es Shaun White. Und er hat den anderen mal wieder ein Problem beschert, weil sie nacheifern müssen, kopieren, riskieren. Einer der anderen ist Kevin Pearce.

Ein wirklich ernsthafter Konkurrent, der White sogar schon geschlagen hat, nun aber mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus liegt. Er hat den Double Cork probiert. Kanadas Trainer Tom Hutchinson prophezeit: "Bei den Spielen wird es darum gehen, wer überlebt." Viele sagen aber auch: Nicht der Sprung an sich ist das Problem. Sondern Shaun White selbst.

Sie werfen ihm vor, er sei nicht mehr Teil dieser Szene, die einst so anders war als der Rest der Wintersportwelt. Cool, locker und solidarisch. Gemeinsam üben, gemeinsam neue Tricks entwickeln, auch gemeinsam feiern. Das alles machen sie noch immer. Aber Shaun White macht nicht mehr mit. Er sagt: "Ich denke anders als sie, ich rede anders, fahre anders, gehe alle Situationen anders an." Er hätte auch einfach sagen können: "Ich bin anders." Und wahrscheinlich denkt er: "Ich bin besser."

Er hätte ja nicht mal unrecht. Und deshalb sieht auch sein Konto anders aus als das der Kollegen. Allein zehn Millionen Dollar verdient er jährlich an Werbegagen, seinen ersten Sponsorenvertrag hatte er mit zehn Jahren in der Tasche, mit 13 war er dann Profi - und der Boss seines Vaters, der das Geld verwaltete. Sie nannten ihn Future Boy, dann Flying Tomato wegen seiner wehenden roten Mähne, manche sagen auch einfach White Wonder. Das gefällt Shaun White wahrscheinlich am besten. Seine eigene Modelinie nämlich trägt den Namen White Collection, und sein Film, den es auf DVD zu kaufen gibt, heißt ganz unbescheiden: The White Album.

Womöglich gibt es bald einen neuen Film - mit Shaun White als doppeltem Goldmedaillengewinner. Vielleicht behält aber auch iPod recht, der erklärt: "Viele sagen, es ist unmöglich, Shaun White zu schlagen. Ich sage: Natürlich ist das möglich." Ganz schön mutig. 


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