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Der Schweizer Bob-Pilot Hefti löst heftige Turbulenzen bei der Besatzungsfrage der Bobs aus.

Whistler - Beat Hefti ist ein wirklich netter Kerl. Und es muss schon einiges passieren, damit dieser gutmütige Typ einmal so richtig aus der Haut fährt. Im Januar ist so einiges passiert. Beat Hefti liebt den Bobsport. Früher war er Anschieber, sie nennen ihn seitdem die Startrakete, mittlerweile ist er aber Pilot - mit eigenen Anschiebern. Gemeinsam mit seinem Quartett hatte er sich für die Olympischen Spiele in Vancouver und Whistler qualifiziert, nun aber wollte er plötzlich auf das Viererrennen verzichten. Aber nicht ohne Grund.

Hefti ist kein schlechter Steuermann, beileibe nicht, aber für den Viererbob haben sie in der Schweiz noch einen Besseren: Ivo Rüegg heißt der Pilot. Und irgendwann war der Sport-Dachverband Swiss Olympic der Meinung, dass der beste Pilot beim olympischen Rennen (in der Nacht auf Samstag) auch die besten Anschieber haben sollte. Das Problem dabei war: Einer der Besten saß im Bob von Beat Hefti. Und der musste nun eine ziemlich dicke Kröte schlucken.

Denn auf Geheiß von Swiss Olympic musste Thomas Lamparter, der Topanschieber, umsteigen. Bei Hefti raus, und bei Rüegg rein. Dann gab es Ärger. Hefti jedenfalls tobte: Er zahle seinem Anschieber doch nicht ein Jahr lang den Lohn, wenn er danach in einem anderen Bob sitzt. "Ich bin doch nicht das Ersatzteillager des Verbands", knurrte der 32-Jährige, der selbstverständlich sofort wusste, dass es um die Konkurrenzfähigkeit seines eigenen Schlittens nun nicht mehr gut bestellt war. Dann klagte er noch, es gehe zu "wie auf dem Viehmarkt".

Aber Markus Wasser interessierte das alles recht wenig. Der Mann ist Vizepräsident des Bobverbands und fand, wenn es um Olympische Spielen geht, dürfe man "auf Einzelschicksale keine Rücksicht nehmen". Und es gab ja noch eine andere Variante. Die nämlich, dass nicht nur Lamparter den Bob wechselt - sondern auch Hefti. Dann wieder als Anschieber. Doch nun war Hefti sowieso schon beleidigt. "Bevor ich bei Herrn Rüegg mitfahre", sagte er, "verzichte ich lieber auf einen Start bei Olympia." Zumindest im Vierer.

Das Thema war also schon durch. Bis Ivo Rüegg in einem Schweizer TV-Studio saß - und Hefti zugeschaltet wurde. Denn der sagte da ziemlich unerwartete Dinge. Er stelle sich nun doch zur Verfügung, den Bob Schweiz 1 von Ivo Rüegg zu verstärken. Er fragte gar nicht erst, ob das erwünscht sei - denn er wusste: Sie können gar nicht anders, als ihn mitmachen zu lassen. Sein Argument: "Wenn schon der beste Schweizer Bob - dann auch richtig."

Die Geschichte könnte hier gut und gerne zu Ende sein. Ist sie aber nicht. Denn nun fühlte sich natürlich einer der Rüegg-Anschieber, Roman Handschin, abgeschoben und ausgebootet. "Vier harte Trainingsjahre waren für die Katz", schimpfte er, "ich fühle mich ein bisschen verarscht." Als Hefti schließlich und endlich in Whistler angekommen war, setzten sich die Probleme sofort wieder fort. Im Training zum Zweierbob-Rennen bekam der Schweizer gleich im ersten Lauf Probleme, sein Bob kippte um, Hefti zog sich Prellungen, Schürfwunden und eine Gehirnerschütterung zu - und musste seinen Start absagen.

Nun hat er sich ein wenig erholt, im Vierer will er wieder mitfahren. Ob darüber alle Beteiligten wirklich glücklich sind, gilt allerdings als ziemlich unsicher.


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