Vergeblich gekämpft: MTV-Libera Lisa Thomsen Foto: dpa

Lisa Thomsen, Libera von Bundesligist Allianz MTV Stuttgart, übt nach dem Olympia-Aus der deutschen Volleyball Nationalmannschaft Kritik am Team aus der Türkei.

Ankara/ Stuttgart - Frau Thomsen, als die Niederländerinnen am Donnerstag beim Olympia-Qualifikationsturnier in Ankara durch einen 3:0-Sieg gegen Kroatien den Halbfinal-Einzug perfekt gemacht haben, mussten Sie mit Ihren Kolleginnen tatenlos zusehen. . .
. . . und das war ein richtig blödes Gefühl. Die Hoffnung, dass die Kroatinnen uns durch einen Sieg helfen und wir doch noch das Halbfinale erreichen würden, war zwar verschwindend gering, aber man klammert sich eben immer an die letzten paar Prozent Hoffnung.
Die Koffer waren noch nicht gepackt?
Nein, aber die Lage ist uns natürlich klar gewesen. Schön war, dass wir uns als Gruppe gestützt und gegenseitig aufgebaut haben. Da hat man gesehen, was Zusammenhalt in einem Team bewirken kann – auch wenn die Enttäuschung grenzenlos bleibt und nicht in Worte zu fassen ist.
Ihre Mannschaft hätte bei dem Turnier zumindest Dritter werden müssen, um die Chance auf das Ticket für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu wahren. Was lief schief?
Sportlich gar nichts. Wir haben uns toll vorbereitet, alles Menschenmögliche für unseren Traum von Olympia gegeben, Opfer gebracht und eine super Vorrunde gespielt. Wir hätten den Einzug ins Halbfinale absolut verdient gehabt. Darauf bin ich sehr stolz. Und gerade deshalb fühlen wir uns jetzt ja auch um eine große Chance betrogen.
Warum?
Wir haben zum Auftakt dank einer starken Leistung die Niederländerinnen mit 3:2 geschlagen und dann gegen die Türkinnen mit 1:3 verloren. Bis dahin lief alles noch normal. Dann aber hat die Türkei unfassbar deutlich mit 0:3 gegen die Niederlande verloren und dabei nicht immer mit ihren besten Leuten gespielt. Das hatte einen richtig bitteren Beigeschmack. Ich will zwar auch weiterhin an einen fairen Volleyball-Sport glauben, doch offensichtlich war, dass die Türkinnen sicher nicht alles getan haben, um dieses Spiel zu gewinnen.
Aus welchen Gründen?
Darüber will ich lieber gar nicht nachdenken, und es ist letztlich auch egal. Wir sind draußen, die Türkinnen und die Niederländerinnen weiter. Das sind die Fakten.
Wie lief das Olympia-Qualifikationsturnier für Sie persönlich?
Ich habe einige Spielanteile bekommen, gegen die Türkinnen ab Mitte des zweiten Satzes und beim 3:0 gegen Kroatien im letzten Durchgang. Ich glaube, ich habe zeigen können, dass auch ich eine ganz gute Libera bin und der Mannschaft helfen kann.
Wie ist das Verhältnis zu Lenka Dürr, Ihrer Konkurrentin auf der Position der Libera?
Bestens. Wir sind gut befreundet und zusammen auf dem Zimmer. Wir geben uns gegenseitig Tipps, um stärker zu werden und das Team noch besser unterstützen zu können.
Jetzt geht es zurück nach Stuttgart. Was sind Ihre nächsten Ziele mit dem MTV-Team?
Ich bin noch nicht in der Lage, darüber nachzudenken. Ich hoffe, dass ich ein paar Tage Zeit bekomme, um diese fürchterliche Enttäuschung von Ankara verarbeiten zu können.