Olaf Scholz trifft in Sindelfingen auf toughe Schüler, später darf der Bundeskanzler ausnahmsweise mal wieder selbst am Steuer eines Autos sitzen. Eines Mercedes, versteht sich. Beobachtungen rund um den Kanzlerbesuch.
Die Male, die eine amtierende Kanzlerin oder ein Kanzler Boden im Kreis Böblingen betreten haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Helmut Schmidts Wahlkampfauftritt im Böblinger Feuerwehrgerätehaus ist noch heute Stoff für Legenden, obwohl das 38 Jahre her ist und Schmidt damals schon gar nicht mehr im Amt war. Aus derselben Partei wagte sich jetzt der amtierende Regierungschef Olaf Scholz in schwäbische Gefilde und sogar mitten in deren wirtschaftliche Herzkammer: nach Sindelfingen zu Mercedes-Benz und an die Gottlieb-Daimler-Schule.
Stau, wohin man blickt
Dabei hatten viele, die ihn gleich am Morgen sehen durften, spürbare Probleme mit der Anreise: Staus lähmten die Straßen, die innerhalb von Sindelfingen zusätzlich abgesperrt waren. Wer öffentlich unterwegs war, konnte das Stau-Chaos nur zum Teil umgehen: Auf der S-Bahnlinie 1 verkehrt noch immer der Schienenersatzverkehr. Einer von ihnen war der Schüler Colin Kussmaul aus Bondorf, der unbedingt pünktlich sein wollte. Schließlich war er Teil einer Schülergruppe, die Olaf Scholz an einer Stellwand begrüßen würden. Er stand um 4 Uhr auf und nahm den Bus um 5 Uhr. Verhaltensnote: eins!
Entspannte Anreise
Der Kanzler schien von den allmorgendlichen Blechkolonnen nichts mitbekommen zu haben. Er entstieg milde lächelnd um 10.04 Uhr seiner gepanzerten S-Klasse und warf sich unter Verzicht auf eine staatstragende Krawatte erst mal das Sakko über. Es mag auch daran gelegen haben, dass eigens für ihn die Neckarstraße abgeriegelt wurde und ihn Polizei-Motorräder eskortierten.
Ab durch die Hecke
Was direkt nach seiner Anreise folgte, dürfte ebenfalls in die Annalen der Stadt eingehen. Scholz ließ das sorgsam aufgereihte Empfangskomitee erst einmal stehen, um mit einem Passanten auf dem Gehweg ein Selfie zu schießen. Dabei stiefelte er kurzerhand durch die Blumenrabatten und riskierte feuchtes Schuhwerk.
Automaten außer Betrieb
Um sicherzugehen, dass auch ja kein Schüler Kaffee auf den hohen Besuch schüttet, wurden vorsorglich die Kaffee- und Getränkeautomaten in der Gottlieb-Daimler-Schule abgeschaltet. Damit trotzdem keiner verdurstet, standen Flaschen mit Wasser und Apfelschorle vor den Automaten bereit.
Selbst am Steuer
Im Mercedes-Werk war der Aufruhr um den Kanzler wie zu erwarten groß. Neben Konzern-Chef Ola Källenius sprach Scholz mit Mitarbeitern – und durfte freilich auch mal wieder selbst am Steuer Platz nehmen. Mit einem EQA surrte er über die hauseigene Teststrecke. Wie sehr ihm der Elektro-SUV zusagte, ist nicht überliefert.
Weiter in den Schwarzwald
Nach dem Exkurs in die Welt des Automobils ging es für Olaf Scholz am Montag weiter Richtung Schwarzwald. Auf der Tagesordnung stand noch das Kommando Spezialkräfte im Landkreis Calw, der Heimat von Scholz’ Parteifreundin Saskia Esken.