Windpark in der Nordsee: Die EnBW will prüfen, ob ein Milliardenprojekt Foto: dpa

Für die Offshore-Windkraft vor den deutschen Küsten hellen sich die Vorzeichen auf. Deutschlands drittgrößter Energieversorger EnBW will prüfen, ob man ein auf Eis gelegtes Projekt nun doch verwirklicht.

Karlsruhe - Deutschlands drittgrößter Energieversorger EnBW forciert seine Bemühungen zur Energiegewinnung vor den deutschen Küsten. Eine Konzernsprecherin sagte den Stuttgarter Nachrichten, man werde „jetzt wieder prüfen“, ob die Projektentwicklung für den Nordseewindpark Hohe See wieder aufgenommen werde. Eine Investitionsentscheidung sei das aber noch nicht.

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Aus Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen hatte der Konzern das 1,5-Milliarden-Euro-Projekt vor rund eineinhalb Jahren auf Eis gelegt. Hohe See wäre mit einer Erzeugungsleistung von rund 500 Megawatt so groß wie ein kleineres Kohlekraftwerk und der größte Windpark der EnBW überhaupt. In der Ostsee betreibt der Konzern bereits seit 2011 das Windfeld Baltic I. Am Nachbarfeld Baltic II wird derzeit gebaut.

Grund für das Aussetzen der Planungen für das Projekt Hohe See vor eineinhalb Jahren waren Zweifel am wirtschaftlichen Betrieb des Windparks. Diese resultierten aus Unsicherheiten bei der Projektplanung, vor allem aber weil Höhe der Förderung des vor den deutschen Küsten erzeugten Stroms unklar war. Durch die anstehende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG-Novelle) haben sich die Vorzeichen für die sogenannte Offshore-Branche jüngst aber wieder aufgehellt. Die Politik steht nun fest zu den Projekten und will bis 2020 den Weg für Windparks mit einer Erzeugungsleistung von insgesamt 6,5 Gigawatt Leistung frei machen.

Probleme macht allerdings noch die schleppende Netzanbindung der Windfarmen, die teilweise bis zu 80 Kilometer vor den deutschen Küsten liegen. Hier kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Ende Mai beklagte sich die EnBW diesbezüglich bei der Bonner Bundesnetzagentur. Grund war, dass der federführende Netzbetreiber, der niederländische Staatskonzern Tennet, den Zeitpunkt für den Anschluss mehrerer Küstenwindparks in der Nordsee – darunter das EnBW-Projekt Hohe See – von 2018 auf 2019 verschoben hatte. Diese Ankündigung, so EnBW damals, würde die Errichtung „eines Offshore-Windparks existenziell bedrohen“. Grund: Nach 2019 ans Netz gegangene Windanlagen erhalten rund ein Viertel weniger finanzielle Förderung als Windräder jüngeren Datums.