Die Mitarbeiter von Bosch in Bietigheim fühlen sorgen sich um ihre Arbeitsplätze. 5arbeiter Foto: AFP

Bei den Verhandlungen mit der Geschäftsführung haben die Mitarbeiter ihren Offenen Brief verlesen. Sie fordern Geld für Investitionen in Bietigheim, statt für Abfindungen auszugeben.

Stuttgart - Die vierte Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall Ludwigsburg und der Geschäftsführung von Bosch Automotive Steering haben die Beschäftigten genutzt, um einen Offenen Brief an die Manager zu verlesen. In dem Schreiben wehren sich die Mitarbeiter gegen die geplante Verlagerung der Produktion von Hydraulikpumpen für die Lenkungen von Nutzfahrzeugen von Bietigheim-Bissingen nach Berlin. Kurz nach dem Beginn der Gespräche, die diesmal bei der Bezirksleitung der IG Metall in Stuttgart-Feuerbach stattfanden, ist dem Vernehmen nach eine Delegation der Mitarbeiter erschienen und hat ihren Offenen Brief verlesen.

Die Verhandlungsführer der Geschäftsleitung sollen dabei aufmerksam zugehört haben. In ihrem Brief, der auch der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten vorliegt, verlangen die Beschäftigten, Geld für Investitionen in Bietigheim, statt für Verlagerungen nach Berlin und für Abfindungen auszugeben. Zudem zeigten sie sich enttäuscht über ihre Behandlung im Bosch-Konzern. Als dieser im Januar 2015 das heute unter Bosch Automotive Steering firmierende Unternehmen komplett übernommen habe, habe sie Geschäftsführer Christian Sobottka noch in der „Boschfamilie“ willkommen geheißen. Heute dagegen würden sie nur noch als „Kostenfaktoren“ und Humankapital“ angesehen. Dies „entäuscht uns und macht uns wütend“, heißt es in dem Schreiben.

Bei seinem Antrittsbesuch in Bietigheim-Biassingen habe Sobottka noch erklärt „Bosch kündigt nicht, sondern findet immer eine gute Lösung für jeden einzelnen Mitarbeiter“. Heut gelte dies aber offenbar nicht mehr. „Die Entscheidung, die Pumpe nach Berlin zu verlagern bedeutet, dass zirka 300 Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeitsplätze in Bietigheim verlieren werden“. Zudem fordern sie ein Ersatzprodukt für die Verlagerung der Fertigung der Hydraulikpumpen. „Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht“, heißt es in dem Offenen Brief.

Die IG Metall verlangt neben Abfindungen auch Umzugsprämien, falls Mitarbeiter an andere Standort von Bosch wechseln. Für die IG Metall ist das Ziel der Verhandlungen klar: „Wir wollen nicht möglichst hohe Abfindungen, sondern wir wollen möglichst viele Arbeitsplätze erhalten“, so die Devise des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall in Ludwigsburg, Konrad Ott. Vom Abzug der Hydraulikpumpen aus Bietigheim-Bissingen wären 300 der noch 480 Mitarbeiter an diesem Standort betroffen. Bosch Automotive Steering mit Sitz in Schwäbisch Gmünd war vor der Übernahme durch das Stuttgarter Unternehmen ein Joint Venture zwischen Bosch und ZF Friedrichshafen unter dem Namen ZF Lenksysteme. Die ersten Pläne zur Verlagerung der Fertigung der Hydraulikpumpen stammen noch aus dieser Zeit.