Die Helferinnen und Helfer haben alle Hände voll zu tun gehabt. Foto: avanti

Wohnungslose und andere Einsame sind froh, wenn sie eine Stärkung erfahren. Das ist beim ökumenischen Winteressen in Marbach möglich. Es fand am Sonntag zum 20. Mal statt.

Marbach - Die evangelische, die evangelisch-methodistische und die katholische Kirchengemeinden von Marbach haben gemeinsam zum zwanzigsten Ökumenischen Mittagessen für Menschen mit und ohne Wohnung eingeladen.

Mit warmen Saxofonklängen begrüßte Anne Holzwarth vom Helferteam die Gäste, „denn das Saxofon gefällt allen Leuten. Es geht direkt ins Herz.“ Wie zum Beweis wird es stiller im Saal und beim Lied „Those were the days“ klatschen alle im Takt mit. Im voll besetzten Gemeindesaal warten bereits viele Menschen an den Tischen auf das versprochene Mittagessen.

Der katholische Pfarrer Stefan Spitznagel bemerkte in seiner Begrüßung humorvoll, „es wäre immer leicht einzuladen, wenn andere die Arbeit machen“. Dafür bedankte er sich bei dem Team aus 16 Helfern. Weiter: „Er stamme von einem Bauernhof“ Daher war für ihn das Essen immer das Wichtigste, „denn es beseitigt den Hunger und verbindet die Menschen.“ Nach dem gemeinsamen Vaterunser gibt es „unser tägliches Brot“– heute in Form von Salat, Gulasch und Spätzle.

Für das Essen hat Heinz Hörpel gesorgt, als Koch einer der wichtigsten Helfer im Team. Hörpel hat „gestern den ganzen Tag das Essen vorbereitet, unter anderem 35 Kilogramm Fleisch.“ Ein voller Magen macht friedlich, denn wenn nicht genügend da ist, „war die Stimmung auch schon schlechter.“ Die Gäste könnten unterschiedlicher nicht sein. Da sind Menschen, denen die Not ins Gesicht geschrieben steht und für die das Essen den Hunger nach Nähe, Anerkennung und etwas Nächstenliebe ein kleines bisschen lindert. Da sind einsame Menschen aus den Kirchengemeinden der Umgebung. Für sie bedeutet dieses Treffen einige Stunden Flucht aus ihrer Einsamkeit und Isolation und viele gute Gespräche. Und da sind viele Gemeindemitglieder, die durch ihre Teilnahme auf Augenhöhe anderen ein Stück Anerkennung und Würde schenken möchten.

So plaudert eine Seniorin, „sie wäre schon öfter hier gewesen, da sie schon lange allein und hier aus Marbach sei.“ Ihre Sitznachbarin daneben hat schlohweiße Haare und ist aus dem Stuttgarter Westen angereist. So wie sie „kämen viele aus Stuttgart, einige aus Ludwigsburg.“ Damit wandte sie sich ihrer Sitznachbarin zu: „Schau, da drüben ist der ‚Professor‘. Er hat schon zu Dir rüber geschaut.“ Das Essen schafft auch wichtige Kontakte, man kennt sich. Nebenan ruft ein älterer Mann „Chef, hast Du noch Soße für uns?“ und reicht einem der Helfer die leere Schüssel. Links am Tisch erzählt ein vielleicht sechzigjähriger Mann: „Das Schlimmste ist das Wohnen.“ Er hatte Steuerschulden, dann zog es ihn in die negative Spirale nach unten. Er spricht offen mit viel Würde über seine Situation. Ursprünglich sei er aus dem Norden Deutschlands gekommen, „doch ich lebe jetzt schon 34 Jahre hier“. Not hat viele Gesichter, dieses Gesicht zeigt eine Seite davon.