Dirk Schmidtmeier nutzt gern die Foto: Archiv A. Kratz

Eine Sonnenberger Familie verzichtet auf ein eigenes Auto – aus Überzeugung und aus Kostengründen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind die vier Familienmitglieder eigentlich sehr zufrieden. Aber hin und wieder verirren sie sich im Tarifdschungel.

Vaihingen - Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) ist auf Erfolgskurs. Von Januar bis September stiegen die Fahrgastzahlen von 234 auf 237 Millionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das war vor einiger Zeit in den örtlichen Medien zu lesen. Wiebke Schreiber und Dirk Schmidtmeier können sich das nicht ganz erklären. Sie sind zwar eifrige Nutzer von Bus und Bahn und verzichten trotz der zwei Kinder auf ein eigenes Auto. Doch mit der Preisgestaltung des VVS sind sie nicht immer einverstanden.

So nahmen sie vor einiger Zeit mit Verwunderung zur Kenntnis, dass es für sechsjährige Kindergartenkinder keine Monatskarten gibt. Die Konsequenz: sie müssten für ihren Jungen eigentlich Einzel- oder Vierertickets lösen. Doch das ist mit schätzungsweise 16,75 Euro pro Woche nicht ganz billig.

„Wir haben mehrfach und in verschiedenen SSB-Kundenzentren versucht für ihn einen Verbundpass ausstellen zu lassen, um ein Schülermonatsticket kaufen zu können. Aber ohne Erfolg“, sagt Schmidtmeier. Ihm sei lediglich das 9-Uhr-Umweltticket angeboten worden. Das passe aber nicht, weil die Kita schon um 8 Uhr öffne. Schmidtmeier zog den Verkehrsclub Deutschland zu Rate, in dem er selbst Mitglied ist. Der Vorsitzende des Kreisverbands Stuttgart schrieb prompt einen Brief und prangerte den Missstand an.

Die Antwort des Verkehrsverbunds war eher niederschmetternd. Es bestehe keine nennenswerte Nachfrage nach einem speziellen Kindergarten-Abo, sodass „die betroffene Zielgruppe einfach viel zu klein ist, um den Aufwand, der mit der Einführung eines solchen Angebots verbunden wäre, zu rechtfertigen“, ist dort zu lesen. Zudem sei es im VVS „geübte Praxis“, dass Kinder im Alter von sechs Jahren, die aber noch nicht in die Schule gehen, bei Bedarf ein Schülermonatsticket erhielten. „Leider ist diese geübte Praxis bei den Verkaufsstellen völlig unbekannt“, so Schmidtmeier.

Es brauchte viele Versuche

Erst nach vielen Versuchen, sei er in einem Kundenzentrum auf eine „ausgesprochen freundliche und verständnisvolle Mitarbeiterin“ gestoßen, die bereit war, auch ohne einen Schulnachweis einen Schülerverbundpass auszustellen – wohl aber mit dem Hinweis, dass man es doch bitte nicht weiter erzählen solle.

Dennoch bleibe ein herber Beigeschmack zurück, sagt Schmidtmeier. Denn das normale Schülermonatsticket für zwei Zonen ist mit 53 Euro deutlich teurer als das von der Stadt bezuschusste Scool-Abo für monatlich 34,30 Euro. Und es kostet auch deutlich mehr als ein Seniorenticket für drei Zonen. Dieses ist nämlich schon für 44,30 Euro zu haben. Selbst das Firmenticket für zwei Zonen schlägt lediglich mit monatlich 56,30 Euro im Monat zu Buche und ist damit nicht viel teurer als das Schülerticket für einen Sechsjährigen.

Dirk Schmidtmeier könnte noch mehr Missstände aufzählen. Beispielsweise dass das Scool-Abo seiner Tochter im Monat August ein für das gesamte VVS-Netz gültiges Ticket enthält. Aber leider darf man das erst von 9 Uhr an nutzen. Für den Hort seiner Tochter gelte jedoch, dass sie bis spätestens 9 Uhr vor Ort sein müsse. „Folglich benötigt unsere Tochter fünfmal in der Woche ein Einzelticket“, sagt Schmidtmeier.

Die Frage, ob vor diesem Hintergrund ein eigenes Auto vielleicht doch eine Option wäre, beantwortet der Familienvater dennoch mit einem klaren Nein. „Das ist für uns derzeit keine Option“, sagt Schmidtmeier und ergänzt: „Wir wohnen hier in Sonnenberg sehr zentral.“ Die Verbindungen in die Stadt und nach Möhringen seien hervorragend. „Da ergibt ein eigenes Auto für uns gar keinen Sinn.“