Wo Sie in der Stuttgarter Innenstadt öffentliche Toiletten finden:
1 - Toilettenanlage im Hauptbahnhof
2 - Arnulf-Klett-Passage, Hauptbahnhof
3 - Lautenschlagerstraße
4 - Königstraße 5
5 - Königsbau-Passagen
6 - Schlossplatz, U-Bahn-Station
7 - Alte Kanzei
8 - Kronprinzstraße/Büchsenstraße
9 - Rotebühlplatz
10 - Rotebühlplatz/Kronprinzstraße
11 - Paulinenstraße 13/1
12 - Paulinenbrücke/Tübinger Straße
13 - Wilhelmsplatz
14 - Hirschstraße/Nadlerstraße
15 - Markthalle
16 - Holzstraße/Dorotheenstraße
17 - Charlottenplatz 10, U-Bahn-Station
 Foto: StN-Grafik: Lange, Hoß/Quelle: Abfallwirtschaft Stuttgart

WC-Beschilderung soll verbessert werden – Zahl der öffentlichen Toiletten ist wieder gestiegen.

Stuttgart - Die Beschwerden über fehlende Toiletten in Stuttgart reißen nicht ab. Als erster Schritt sollen deshalb jetzt die Hinweise verbessert werden. Ein Vorstoß der Grünen, die WCs von Geschäften und Lokalen gegen Bezahlung zu öffnen, stößt auf Skepsis.

Ein wachsender Druck nimmt der Jogging-Runde um den Max-Eyth-See die Entspanntheit. Also sucht der Sportler das öffentliche Toilettenhäuschen unweit der Stadtbahn-Haltestelle Wagrainäcker auf. Und läuft angewidert weiter. Denn „sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern war alles total verschissen“, sagt der Mann im Klartext. Die Klos waren zudem übergelaufen, auf dem Boden stand die Brühe.

Eine weitere kleine Episode aus der unendlichen Stuttgarter Toiletten-Geschichte. Dabei war der Mann am Max-Eyth-See schon ein gutes Stück weiter als mancher andere in der Stadt: Er hatte zumindest ein stilles Örtchen gefunden. Oftmals, beschweren sich viele seit Jahren, sind diese Örtchen so still, dass sie nicht aufzuspüren sind. Viele Stuttgarter haben inzwischen ihre eigenen Geheimtipps, auswärtige Besucher tun sich oft schwerer, wie regelmäßig bei großen Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt oder Weindorf zu beobachten ist.

Nun ist es überraschenderweise nicht so, dass die Zahl der öffentlichen Toilettenanlagen in den vergangenen Jahren gesunken ist. Seit dem großen Rückbau der 90er Jahre hat die Stadt teilweise versucht, diesen Fehler wieder wettzumachen. „Seit 2005 sind sieben neue öffentliche Toiletten hinzugekommen“, sagt Annette Hasselwander vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (AWS). Damit betreibt die Stadt 73 Anlagen. 27 davon sind Automatikanlagen, die bei den Benutzern nicht sonderlich beliebt sind. Speziell in der Innenstadt kommen noch einige weitere Toiletten privater Betreiber hinzu.

Benutzung kostet zwischen 30 und 50 Cent

Die Stadt investiert jedes Jahr 1,2 Millionen Euro in Wartung und Reinigung der Klohäuschen. Die Automatikanlagen reinigen sich selbst nach jeder Nutzung, die meisten anderen Anlagen werden einmal täglich gereinigt. Die Benutzung kostet zwischen 30 und 50 Cent, manchmal ist sie frei. Der Bedarf ist offenbar groß: An den 32 Anlagen, die Gebühren kosten, sind im vergangenen Jahr 500.000 Benutzer registriert worden.

Doch es könnten noch mehr sein. „Das ist ein wichtiges Thema“, sagt Werner Schüle vom Stadtseniorenrat. „Es reicht aber nicht, dass Toiletten da sind, sie müssen auch bekannt sein.“ Citymanager Hans H. Pfeifer ist derselben Meinung: „Es gibt hervorragende Anlagen etwa im Hauptbahnhof, unter dem Schlossplatz oder in der Markthalle, aber die Beschilderung ist miserabel.“ Die City-Initiative führt derzeit Gespräche mit dem Tiefbauamt und den Stuttgarter Straßenbahnen, um die Hinweise zu verbessern.

Das fordern auch die Grünen im Gemeinderat. Sie haben beantragt, dass die Ausschilderung bis zum Herbst verbessert wird. Allerdings schwebt ihnen noch mehr vor. Wie vor einiger Zeit auch schon die CDU, fordern sie, dass die Stadtverwaltung die Einführung des Konzepts „Nette Toilette“ prüft. Dabei öffnen Gastronomen und Einzelhändler ihre Toiletten für den allgemeinen Publikumsverkehr und tun dies per Aufkleber am Schaufenster kund. Die Stadt wiederum gibt ihnen dafür einen finanziellen Zuschuss.

Für weitere WCs fehlt das Geld

Der Stadtseniorenrat begrüßt den Vorstoß. „Das ist der richtige Ansatz“, sagt Schüle, der sich zudem derzeit um die Öffnung von Bahnhofstoiletten entlang der wachsenden S-Bahn-Strecken kümmert. Man kämpfe um jede zusätzliche Toilette. Citymanager Pfeifer dagegen ist skeptisch. Bei einer täglichen Passantenfrequenz von 100.000 Menschen und mehr in der Innenstadt sei es nicht möglich, dass Händler für so viele Menschen Toiletten zur Verfügung stellten: „Das ist eine öffentliche Aufgabe. Außerdem bieten Kaufhäuser und manche Wirte diesen Service ja bereits an.“

Von städtischer Seite brauchen die Stuttgarter und Besucher der Stadt demnächst nicht mit weiteren Toilettenanlagen zu rechnen. Dafür fehlt schlicht das Geld. „Solange das Budget für die Instandhaltung und Reinigung der öffentlichen Toiletten gedeckelt ist, können keine weiteren Anlagen errichtet werden“, sagt Annette Hasselwander. Die vorhandenen müssen also ausreichen – vorausgesetzt, der hygienische Zustand lässt eine entspannte Sitzung zu.