Ob Firmen wirklich bewusst so konstruieren, dass Produkte möglichst schnell kaputtgehen, bleibt umstritten. Praktisch alle Hersteller weisen dies weit von sich, und wissenschaftliche Untersuchungen fehlen noch. Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Waschmaschinen, Staubsauger und Trockner landen schneller auf dem Müll, als sie müssten. Die Lebensspanne vieler Geräte hat sich laut Umweltbundesamt verkürzt. Der Anteil von Produkten, die nicht einmal fünf Jahre durchhalten, ist stark gestiegen.

Berlin - Die ersten Ergebnisse einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) und des Öko-Instituts, die nun veröffentlicht wurden, ergeben das, was die meisten Verbraucher längst ahnen: Viele Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Wäschetrockner und Kühlschränke halten nicht besonders lang. Wegwerfen und neu kaufen scheint für viele die einzig denkbare Alternative: So hat sich die Lebensdauer dieser großen Haushaltsgeräte nach den vorläufigen Erkenntnissen zwischen 2004 und 2012 im Schnitt um ein Jahr verkürzt – auf insgesamt noch 13 Jahre.

Doch ist das nun geplanter Verschleiß seitens der Hersteller, um noch mehr Geld zu verdienen? So besagt die Studie nämlich auch, dass die Geräte, die aufgrund eines Defekts schon innerhalb von fünf Jahren ersetzt werden mussten, auffallend stark angestiegen ist: von 3,5 Prozent auf 8,3 Prozent.

Zwar handelt es sich bei den Zahlen um Zwischenergebnisse, wie die UBA-Präsidentin Maria Krautzberger betont. Doch viele fühlen sich in ihrem Verdacht der sogenannten geplanten Obsoleszenz bestätigt: Damit die Kassen klingeln, bauen Hersteller ihre Fernseher, Waschmaschinen und Staubsauger so, dass sie kurz nach der Gewährleistungsfrist kaputtgehen und sich nicht mehr reparieren lassen.

„Ein untrügliches Qualitätsmerkmal ist der Preis nicht“, warnt Stiftung Warentest

Doch ob Firmen wirklich bewusst so konstruieren, dass Produkte möglichst schnell kaputtgehen, bleibt umstritten. Praktisch alle Hersteller weisen dies weit von sich, und wissenschaftliche Untersuchungen fehlen noch. Auch die Stiftung Warentest fand im September 2013 bei einer Auswertung der Dauertests der vergangenen zehn Jahre keine Hinweise auf eine geplante Obsoleszenz: „Insbesondere Haushaltsgeräte gehen heute nicht schneller und nicht häufiger kaputt als früher.“ Lediglich bei den billigen Geräten stellte man im Vergleich zu teuren Markenprodukten eine tendenziell kürzere Lebensdauer fest. Allerdings warnen die Tester: „Ein untrügliches Qualitätsmerkmal ist der Preis nicht.“ Es gebe durchaus teure Flops.

Verbraucher sind heute schneller bereit, Geräte gegen Neuheiten auszutauschen

Nun trägt der Verbraucher womöglich selbst dazu bei, eine lange Lebensdauer aus wirtschaftlicher Sicht gar nicht mehr notwendig erscheinen zu lassen: etwa, weil der Verbraucher immer bessere und neue Funktionen oder ein schickeres Design haben möchte. So zeigt die Studie des Umweltbundesamtes eben auch, dass Verbraucher heute durchaus schneller bereit sind, einwandfreie Flachbildfernseher gegen technische Neuheiten auszutauschen: So wurden im Jahr 2012 mehr als 60 Prozent der funktionierenden Fernseher durch ein noch besseres Gerät ersetzt. Nur ein Viertel tauschte den Fernseher wegen Defekten aus.

Um zu klären, inwieweit tatsächlich geplanter Verschleiß für die kürzere Lebensdauer von Haushaltsgeräten verantwortlich ist und inwieweit es sich dabei um Technologiesprünge handelt, die den Verbraucher dazu verführen, immer neuere Geräte zu kaufen, will das Umweltbundesamt zusammen mit dem Öko-Institut nun einen zweiten Teil der Studie auflegen: Darin soll eine systematische Analyse für die Ursachen der Geräteausfälle und -defekte vorgenommen werden. Strategien der Obsoleszenz müssten grundsätzlich ein breites Spektrum an Maßnahmen berücksichtigen, die sich sowohl an die Hersteller als auch an die Verbraucher richten, heißt es seitens der Studienautoren. Nach Ablauf der Gesamtstudie Ende dieses Jahres wollen die Studienautoren daraus Empfehlungen für Hersteller, Verbraucher und Gesetzgeber ableiten.

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