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Die Burg Löwenstein ist dieser Tage im Schnee zu erleben. Naturparkführer beleben die Burg mit Märchennachmittagen und anderen Aktionen.

Oberstenfeld/Löwenstein - Was macht man mit einem winterlichen Samstag, an dem Schneeregen nur nasses Schuhwerk verspricht und alles, was draußen am letzten Ferienwochenende Spaß machen könnte, zu ertränken droht? Die Antwort für alle Marbacher und Bottwartäler wäre so einfach, doch kommt an diesem Tag offenbar niemand darauf, was nach einer Autofahrt von 20 bis 30 Minuten auf einen Schönes warten könnte.

Auf dem Gelände von Burg Löwenstein, die im wabernden Nebeldunst so wirkt, als hätte sie Scotti aus dem 16. Jahrhundert in die Jetztzeit gebeamt, macht sich gähnende Leere breit. Aber halt, es liegt ja Schnee! Der ist hier oben, auf 341 Metern Höhe, erst mal liegen geblieben, obwohl das Tauwetter mittags gegen 14 Uhr schon angefangen hat, an der Zuckerkulisse zu schlecken.

Kleine Feuer in Schalen weisen den Weg durch die klamme Kälte. Generationen werden auf der Burg mit der Nässe des Nieselregens zu kämpfen gehabt haben. Hosen, Haut und Haare gilt es mit winterfester Kleidung zu schützen. Am schneebedeckten Hang wird bereits der Aufstieg zur Burg vom Parkplatz unterhalb der Kirche zum Erlebnis. Hat man es nach zehn Minuten auf den Innenhof geschafft, kommt man schon mit freundlichen Leuten ins Gespräch. Zum Beispiel mit Markus Stephan, der aus Lauffen herübergekommen ist und sich an der Verkaufsbude bei Eva-Maria Drescher mit einem Glühwein stärkt. „Ich wandere sonst bei den Löwensteiner Höhentouren öfter mal bei den Tageswanderungen mit“, erzählt der etwa 50-Jährige, der an diesem Tag die Atmosphäre auf der Burg genießen will, denn zu den angekündigten „Löwensteiner Raunächte-Wintermärchen“, die hier am Nachmittag stattfinden, kommen sonst schon mal 200 bis 300 Gäste, und am Abend wird manchmal Live-Musik geboten. Eine Wurstbude im Burghof lockt mit heißen Roten.

Von einer Party-Stimmung ist die Burg aber am frühen Nachmittag noch weit entfernt. Nur vereinzelt stapfen Kinder neugierig mit ihren Eltern durch das stille Weiß des Schnees. Sie finden sich am großen Lagerfeuer ein. Fasziniert halten sie meterlange Stöcke mit Teig ins Feuer, während der Naturparkführer Walter Hieber mit mittelalterlichem braunen Umhang und der Feder des Schreibers am Hut aus einem Märchen vorliest. Hieber ist einer von vier Führern aus dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, der an diesem Tag an verschiedenen Stellen der Burg vorliest. „Ich mag regionale Geschichten und die Heimatgeschichte“, erklärt er später. Wie andere hat er sich schon vor Jahren ausbilden lassen, um die historischen Stätten in den 48  Mitgliedskommunen des vor 40 Jahren gegründeten Naturparks mit Aktionen wie diesen zu beleben.

Mit dabei ist an diesem Tag auch die Prevorsterin Sabine Rücker. Im historischen Kostüm schart sie eine Handvoll Zuhörer im ehemaligen Burgverlies um sich. Dort wo eine rostige Kette nach oben führt, weil mit ihr Gefangene nach unten gelassen wurden, schlägt sie kurz gegen die Klangschale und erzählt die Sage vom weißen Burgfräulein. „Die Raunächte gehen heute zu Ende“, erklärt sie, die gerne draußen, in der frischen Luft mit Menschen etwas unternimmt und deshalb von der Landschaftsarchitektin zur selbstständigen Naturparkführerin umschulte. Ihren Entschluss hat sie nie bereut. „Ich mache es seit fünf Jahren in Vollzeit und fühle mich sehr wohl dabei.“

Immer mehr Menschen kommen zu den Veranstaltungen im Naturpark, hat sie festgestellt, allein im vergangenen Jahr seien es rund 27 000 Teilnehmer gewesen. Das liege an der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit, aber auch an den interessanten Kombinationen wie einem Naturmosttag mit Direktvermarktern, die dadurch ebenfalls bekannter werden. „Die Menschen suchen heute verstärkt das Erlebnis in der Natur und wollen in der Heimat verwurzelt sein“, sagt Sabine Rücker. Von März bis Oktober seien Naturparkführer auf der Burg Löwenstein. „Auch wenn das Wetter schlecht ist, sind wir da“, sagt sie.

Später erinnert Rückers Kollegin Rosa Herter-Kindt im alten Rittersaal an den verhängnisvollen 15.  Januar 1512, als der 19-jährige Graf Wolfgang während seiner Hochzeitsfeier mit der gesamten Gesellschaft vor einem Brand aus der Burg flüchten musste und dabei ums Leben kam. „Irgendwie fühlen wir uns ihm verbunden“, sagt Rosa Herter-Kindt, die den Saal mit kleinen Figürchen und Lichtern liebevoll dekoriert hat und Eltern mit ihren Kindern zum Basteln einlädt.