Der Angeklagte (links sein Verteidiger Nenad Mikec) verbirgt sein Gesicht. Foto: dpa

Ein ehemaliger irakischer Soldat sagt vor Gericht, er habe nicht freiwillig mit abgetrennten Köpfen auf einem Foto posiert.

Stuttgart - Ein 24 Jahre alter ehemaliger irakischer Soldat, der als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, steht wegen eines Kriegsverbrechens und wegen einer Todesdrohung vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Er hat am ersten Prozesstag vor dem 6. Strafsenat gestanden, auf einem Foto mit abgeschnittenen Köpfen von IS-Terroristen zu sehen zu sein. „Das ist ein Bild, das mich stolz macht“, hatte der 24-Jährige bei einer Vernehmung vor dem Prozess gesagt. Diese Einlassung relativiert er vor Gericht.

„Stolz auf den Sieg gegen den IS“

Er habe die getöteten Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) damals im Irak nicht herabwürdigen wollen. Er sei aber stolz auf den Sieg im Kampf gegen den IS gewesen. Auf dem Foto sind sechs aufgereihte Köpfe von IS-Kämpfer zu sehen, die inmitten von Unrat liegen. Die Gesichter der Terroristen sind zu erkennen. Der Angeklagte steht lächelnd neben den Köpfen, zeigt das Siegeszeichen und hebt den rechten Fuß so an, als wolle er gegen einen der Köpfe treten. Mit auf dem Bild sind drei weitere Personen mit Sturmgewehren. Der Angeklagte zeige sich triumphierend, so der Vertreter der Anklage. Mit dem Foto würden die Opfer in ihrer Totenehre herabgewürdigt, was nach dem Völkerstrafgesetz verboten ist.

Wann genau das Foto entstanden ist, bleibt vorerst unklar. Die Generalstaatsanwaltschaft sagt, es datiere vom September oder Oktober 2014. Der Angeklagte verlegt es auf ein Jahr später. Er sei freiwillig in die irakische Armee eingetreten, so der 24-Jährige. Zu Beginn sei er in dem berüchtigten irakischen Gefängnis Abu Ghreb eingesetzt gewesen. Nach seiner Grundausbildung habe er als Bäcker in der Armee gedient. Im Juli 2015 sei seine Einheit dann nördlich von Bagdad stationiert worden.

Einen Flüchtling mit dem Tod bedroht

Dort sei seine Truppe an einem Morgen vom IS angegriffen worden. Er selbst habe sich zwei Stunden lang in einem Zimmer eingeschlossen. Erst nach der blutigen Attacke sei er vors Gebäude getreten. Ein Offizier habe ihn geheißen, mitzukommen zu einem Platz, auf dem tote Feinde lägen. „Dort wurden viele Fotos gemacht“, sagt der Angeklagte. Er habe das Foto, von dem vor Gericht die Rede ist, nicht gewollt – was den Vorsitzenden Richter Claus Belling zu der Frage veranlasst: „Viele haben also Fotos gemacht. Und nur Sie mussten gezwungen werden?“ Er habe dem Befehl des Offiziers gehorcht, so der 24-Jährige.

Im Oktober 2015 war der Mann nach Deutschland gekommen und ein Jahr später in einem Flüchtlingsheim in Gäufelden im Kreis Böblingen gelandet. Dort soll er am 23. November vorigen Jahres einen Afghanen nach einem Streit bedroht haben. Der Angeklagte habe dem Mann das Foto mit den Köpfen gezeigt und ihm gedroht. „Ich mache dasselbe mit dir und gehe dann weg aus Deutschland.“ Wegen dieser Drohung ermittelte die Polizei – und fand schließlich das Foto auf dem Handy des 24-Jährigen. Der Prozess wird am 16. November fortgesetzt und ist im Moment bis zum 14. Dezember terminiert.