Der neue Radweg ist schon fertig, die Anschlüsse wohl noch lange nicht. Foto: Horst Rudel

Wann der Neckartalradweg auf die Oberboihinger Seite des Neckars gelegt wird, steht noch in den Sternen. Im Vorgriff hat die Gemeinde jetzt schon mal ein 1070 Meter langes Stück gebaut.

Oberboihingen - Der Weg, der die Radfahrer in eine bessere Zukunft führen soll, misst genau 1024 Meter. So lang ist das neue Teilstück des Neckartalradweges, das jetzt auf der Gemarkung von Oberboihingen fertig gestellt worden ist. Noch hängt der Abschnitt allerdings in der Luft. Sein Bau ist ein Vorgriff auf die zwischen Nürtingen und Wendlingen geplante Verlegung der Trasse vom westlichen an das östliche Neckarufer. Langfristig soll so der Vier-Sterne-Standard des beliebten Radweges gesichert werden.

Für den Ausbau des Wegestücks mit einem tritt-und rollfesten Sand-Splitt-Belag und die gleichzeitig vorgenommene Erhöhung des Neckardamms hat die Gemeinde rund 126 000 Euro in die Hand genommen. Gleichzeitig ist die Gemeindekasse durch knapp 100 000 Euro entlastet worden, die in Form von Zuschüsse aus den Fördertöpfen des Verbands Region Stuttgart und des Regierungspräsidiums Stuttgart geflossen sind. Auf lange Sicht soll der neue Weg die Streckenführung über den engen und inzwischen auch stark in Mitleidenschaft gezogenen Neckardamm auf der Unterensinger Seite entbehrlich machen.

Die Anschlüsse in Nürtingen und Wendlingen fehlen noch

Bis alle Neckartalradler jedoch in den Genuss der neuen Streckenführung kommen, müssen die Anschlüsse in Nürtingen und Wendlingen hergestellt werden. Und das dauert. „Wir gehen davon aus, dass wir den Weg bis zum Jahr 2019 auf die stadtseitige Neckarufer verlegt haben“, sagt Jasmin Kühnle, die Tourismusförderin der Stadt Nürtingen. Dass die Verlegung allein aus touristischen Gründen – schließlich sollen die Radfahrer ja nicht nur an der hübschen Fassade der Hölderlinstadt vorbeiradeln, sondern dort auch eine Pause oder eine Übernachtung einplanen – Sinn macht, ist im Nürtinger Rathaus schon vor Jahren erkannt worden.

Trotzdem ist der Weg von der Erkenntnis zur Umsetzung zuletzt eher noch weiter geworden. „Der Hochwasserschutz gibt uns inzwischen den Takt vor“, sagt Jasmin Kühnle. Erst wenn klar sei, wie die Stadt vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt werden kann, würde auch der Radweg geplant. „Der Weg, wie er künftig am stadtseitigen Ufer entlang vom Schlachthof bis in den Teilort Zizishausen führen wird, ist bis jetzt auf jeden Fall zu schmal“, sagt Jasmin Kühnle.

Während die Nürtinger immerhin Herr über die eigenen Pläne sind, hat es die ein paar Kilometer neckarabwärts gelegene Stadt Wendlingen mit einem ziemlich unberechenbaren Partner zu tun. Das jetzt gebauten Oberboihinger Teilstücks endet im Baustellengewirr von Stuttgart 21. Es kann erst dann sinnvoll an das Wendlinger Streckennetz angeschlossen werden, wenn die Bahn mit ihrer Schnellbahntrasse zwischen Stuttgart und Ulm durch ist. Die dazu notwendigen Brückenbauten, Unterführungen und Straßenverlegungen werden jedoch auf keinen Fall vor dem Jahr 2021 fertig gestellt sein.

Auf geradem Weg ins Ortszentrum

Bis die Nachbarn neckarauf- und neckarabwärts in den Sattel kommen, versuchen die Oberboihinger, das Beste aus der Situation zu machen. „Wir werden jetzt in einem nächsten Schritt die Abzweigungen in den Ort hinein beschildern“, sagt Bernd Edele, der Hauptamtsleiter im Oberboihinger Rathaus. Im Schulterschluss mit der örtlichen Gastronomie sollen die Radfahrer auf möglichst geradem Weg durch die drei Unterführungen unter der Bahnlinie Stuttgart-Tübingen hindurch in Richtung der neu gestaltete Oberboihinger Ortsmitte geleitet werden.