Noch ist nicht entschieden, was mit dem ehemaligen Kinogebäude passieren wird, das auch aufgrund der Corona-Pandemie schließen musste. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Statt einem Wohnhaus oder gar einer Interimsoper soll der leer stehende Ufa-Palast ein überregionales Leuchtturmprojekt für Tanz, Theater und Figurenspiel werden, wünscht sich Isabell Ohst, Geschäftsführerin des Produktionszentrum Tanz und Performance.

Stuttgart - Dreizehn kleine und größere Säle, jeweils bereits ausgestattet mit einer Bühne. Ein Foyer für den Empfang, Kassensysteme – sogar eine Gastronomie. Dazu Büroräume und, noch ein Highlight, Wohnungen für Künstler. Das alles hat der Stuttgarter Ufa-Palast auf dem ehemaligen Südmilch-Areal zu bieten. Und Isabell Ohst, die Geschäftsführerin des Produktionszentrums Tanz und Performance, beschreibt den leer stehenden Kinokomplex so, als wäre sie am Ziel einer langen Reise beinahe angekommen. Bislang verhält es sich weitaus bescheidener für das Produktionszentrum: Den 55 Mitgliedern steht ein 200 Quadratmeter großer Tanzsaal in Feuerbach zu Verfügung, daneben gibt es Büros. Für politische Arbeit, diverse Workshops und Seminare für die selbstständigen Tänzer und Schauspieler sowie deren Proben sei das „ schlicht zu wenig Platz“, sagt Ohst.

„Als Interimsoper ungeeignet“

Eine weitere Herausforderung komme laut der Geschäftsführerin hinzu: „Ohne eigene Bühne haben wir keine einheitliche Anlaufstelle für Kulturinteressierte und für Künstler.“ Bislang sei alles zu sehr verstreut, um ein festes Publikum aufzubauen. Und langfristige Planungen seien nur unter erschwerten Bedingungen möglich. „Beispielsweise wissen wir nicht, wo wir im kommenden Jahr auftreten können.“ Ohst sucht praktisch das ganze Jahr über nach passenden Plätzen. „Das ist sehr zeitintensiv. Außerdem fehlt dann teilweise wegen der kurzen Anlaufzeit die Möglichkeit, passende Fördergelder zu beantragen.“ Mit eigenen Sälen und einem festen Standort könne dieses Problem endgültig gelöst werden.

Doch Ohst steht nicht alleine da mit Zukunftsvisionen für die Umnutzung des Ufa-Palasts. Veronika Kienzle, Stuttgarts OB-Kandidatin der Grünen, machte auf sich aufmerksam mit der Idee, dort ein Haus der Kulturen der Welt zu eröffnen. Andere sprechen sich dafür aus, den Kinokomplex als Interimsoper zu nutzen. Von Letzterem hält Ohst wiederum nichts: „Das ist der falsche Ansatz“ – denn, so führt sie aus, die Oper brauche keine vielen kleinen Bühnen – anders als die freie Tanz- und Theaterszene. Trotzdem sei es symptomatisch, dass die Oper zuerst genannt werde: „Der Lobby-Einfluss von zeitgenössischem Tanz und Theater ist im Gegensatz zu den großen Häusern Stuttgarts leider ungleich kleiner.“

Platz für was Zeitgenössisches

Sowieso bräuchte es dafür die Unterstützung der Stadt, welche die freie Szene fördert. Zwar gebe es die feste Zusage, dass sie in fünf Jahren eine eigene Spielstätte im Anbau am Theaterhaus nutzen darf, doch laut Ohst wird das in fünf Jahren schon wieder zu klein sein, „auch dort werden wir nicht viel Platz haben, um uns zu entfalten. Und der Ufa-Palast wäre eine schnelle Lösung, weil wir ihn ohne große Umbauarbeiten nutzen könnten.“ Deshalb, so hofft sie, wird die Szene der freien Tänzer und Schauspieler schon bald ein größeres Zuhause haben, um die kulturelle Vielfalt in der Landeshauptstadt attraktiver zu machen.