Überraschender Fund: das Wandgemälde von Theodor Kammerer. Foto: Stadt Freiburg/Patrick Seeger

Beim Umbau des ehemaligen Freiburger Verkehrsamts zum neuen NS-Dokumentationszentrum ist ein Gemälde von 1939 aufgetaucht. Kann es bleiben?

Dass es sich bei dem ausgewählten Standort für das künftige Dokumentationszentrum Nationalsozialismus um einen geschichtsträchtigen Bau handelt, haben die Verantwortlichen in Freiburg gewusst. Der ehemalige Rotteckbau, in dem in früheren Zeiten das städtische Verkehrsamt beheimatet war, stammt von 1936 und verfügt – damals schon in Erwartung des Krieges geplant – über einen Luftschutzbunker.

Was die millionenschweren Umbauarbeiten dann aber zutage förderten, war doch eine Überraschung. Hinter einer Wandverschalung kam ein großformatiges Wandgemälde zum Vorschein. Es zeigt eine Badeszene in einer Naturlandschaft, idealtypisch dargestellt im Stil der Zeit. Die Menschen sind schlank und rank, größtenteils blond und blauäugig.

Werbung für den Schwarzwaldtourismus?

Das neun Meter breite und 2,50 Meter hohe Kunstwerk, eigens mit Aussparungen für drei Türöffnungen auf sechs miteinander verbundenen Tischlerplatten ausgeführt, stammt von dem badischen Künstler Theodor Kammerer und wurde 1939 im Foyer des Gebäudes eingebracht. Es sollte wohl für den Schwarzwaldtourismus werben. Doch dann kam der Krieg. In den 1950er Jahren, so die Vermutung, sei es abgedeckt worden.

Ist ein solches Werk, das NS-Ästhetik atmet, in einem kommunalen NS-Dokumentationszentrum eine Zumutung oder vielleicht sogar genau am richtigen Ort? Diese Frage hatten die Verantwortlichen im Freiburger Rathaus zu klären. Nach der Beratung mit dem Landesdenkmalamt hat man sich jetzt für die Flucht nach vorne entschieden. Das große Wandgemälde bleibt. Es sei „ein historisches Objekt an einem authentischen Ort“.

Umplanung bringt Mehrkosten

Weil das Ausstellungskonzept dadurch geändert und unter anderem ein Aufzug etwas anders platziert werden muss, steigen die Kosten des Projekts um 270 000 auf 4,9 Millionen Euro. „Es ist wichtig zu sehen, wie unser Umgang mit diesem Fund ist“, sagte die Direktorin des städtischen Museums für Neue Kunst, Christine Litz. Das Gemälde hängt in unmittelbarer Nähe zum Raum des Gedenkens an die Verfolgten des Nationalsozialismus. Deshalb soll auch künftig das möglich sein, was man in den 1950er Jahren für angebracht hielt: Man soll das Wandgemälde ganz oder teilweise abdecken können.