Lebt der KZ-Arzt Aribert Heim noch? Foto: dpa

Ist der gesuchte KZ-Arzt Aribert Heim wirklich tot? Neue Unterlagen sollen endlich Klarheit bringen.

Baden-Baden/Stuttgart - Ist der gesuchte KZ-Arzt Aribert Heim wirklich tot? Dreieinhalb Jahre nach ersten Meldungen über den Verbleib eines der meist gesuchten NS-Verbrecher hofft das Landgericht Baden-Baden demnächst auf handfeste Beweise. Neue Unterlagen aus Ägypten sowie biologische, chemische und physikalische Untersuchungen sollen endlich Klarheit bringen. Bis Anfang Oktober will das Gericht entscheiden, ob „aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse das Ableben des Gesuchten sicher festgestellt und das Verfahren eingestellt werden kann“, teilte Gerichtssprecherin Annette Zeller am Freitag mit.

Heim soll nach Medienberichten 30 Jahre in Ägypten unter anderem Namen gelebt haben und in Kairo 1992 im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben sein. Fahnder und Nazi-Jäger stellten dies stets infrage. Wegen seiner Grausamkeit wurde Heim in Nazi-Konzentrationslagern „Dr. Tod“ genannt. Er praktizierte nach dem Krieg als Frauenarzt in Bad Nauheim und Baden-Baden.

Zielfahnder suchen Heim seit Jahren

Zielfahnder des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg hatten über Jahre in Ägypten versucht, den Aufenthaltsort Heims zu ermitteln. Das LKA hatte Anfang Februar 2009 eine Aktentasche voller Dokumente erhalten, die dem früheren KZ-Arzt zugeordnet wurden. Nach diesen Unterlagen soll Heim Anfang des Jahres 1963 unter seinem zweiten Vornamen Ferdinand mit einem Touristenvisum in Ägypten eingereist sein. Die Papiere wurden von den ägyptischen Behörden als authentisch bewertet. Ob es sich bei dem 1992 unter dem Namen Tarek Hussein Farid beigesetzten Mann um Aribert Heim gehandelt hat, war aber bis jetzt unklar.

Die Auswertung der vor drei Jahren überreichten Unterlagen lieferten bislang keinen Beweis darüber, dass Aribert Heim bis 1980 in Ägypten unter dem Namen Ferdinand Heim gelebt hat, dann konvertiert ist und fortan unter dem Namen Tarek Hussein Farid bis zu seinem Tod 1992 in Kairo lebte.

Mit einem Rechtshilfeersuchen an die Behörden in Ägypten wollte die deutsche Justiz amtliche Auskünfte über eine Aufenthaltserlaubnis für Heim oder Tarek Hussein Farid, über eine Namensänderung und über sein Ableben. Dieses Ersuchen wurde dem Landgericht Baden-Baden zufolge aber „bis heute trotz Erinnerungen“ nicht erledigt.

Neue Unterlagen aus Ägypten könnten jetzt „möglicherweise sichere Rückschlüsse“ auf die Identität von Tarek Hussein Farid, Ferdinand Heim und dem gesuchten Aribert Heim zulassen, so Richterin Annette Zeller in der Mitteilung vom Freitag. Erste Untersuchungsergebnisse lägen seit dieser Woche vor, weitere Untersuchungen seien noch offen.