Foto: dpa

Dem norwegischen Nationaltraibner wird mulmig, wenn die DFB-Elf den Ball in Strafraumnähe führt. "Wenn man ihnen 30 Meter vor dem Tor Platz lässt ... dann kracht es", so der Coach.

Oslo - Norwegen hofft vor dem Länderspiel in Düsseldorf gegen Deutschland, dass der alte und neue Nationaltrainer Egil "Drillo" Olsen die norwegische Nationalmannschaft bei seinem Comeback wie in seiner ersten Amtszeit von 1991 bis 1998 endlich wieder zu Siegen führen kann.

In Gummistiefeln, seinen legendären Markenzeichen, erscheint der mittlerweile 66-Jährige nur noch selten auf dem Fußballplatz. Nach dem Fehlstart in der WM-Qualifikation soll Olsen den glücklosen Trainer Aage Hareide zunächst bei drei Testspielen ersetzen. Vor seiner Premiere gegen die DFB-Auswahl fürchtet Olsen vor allem eines: "Die haben eine fürchterliche Kraft bei Fernschüssen."

Vor der Abreise nach Düsseldorf machte Olsen aus seinem neu entfachten Ehrgeiz keinen Hehl: "Es müsste in den drei Testspielen schon total schlecht laufen, damit ich nicht mindestens bis zum Jahresende im Amt bleibe." Auch wenn er das Spiel der Deutschen als mitunter "ziemlich umständlich" bezeichnete, sieht er sein stark ersatzgeschwächtes Team als krassen Außenseiter an, teilte er via Internetseite des Verbandes NFF mit - und setzt auf eine defensive 4-5-1-Formation: "Es ist klar, dass wir die Deutschen nicht schon weit vorne stören können." Mulmig wird ihm, wenn die DFB-Elf den Ball in Strafraumnähe führt. "Richtig gefährlich wird es, wenn man ihnen 30 Meter vor dem Tor Platz lässt. Denn dann kracht es", so der Coach.

Olsens Popularität im eigenen Land ist ungebrochen, denn nie hat eine norwegische Fußball-Nationalelf so erfolgreich gespielt wie unter dem 16-maligen Internationalen. 46 Siege, 16 Unentschieden und 26 Niederlagen stehen unter seine Regie zu Buche. Doch noch mehr als diese Bilanz entzückte die Norweger, dass es Olsen gelang, erstmals seit 1938 sein Team zur WM-Endrunde in die USA (1994) zu führen. Vier Jahre später wiederholte er dieses Kunststück, als Norwegen bei der WM in Frankreich erneut dabei war.

Die Begeisterung außerhalb der Landesgrenzen hielt sich allerdings in Grenzen, denn Olsen stand stets für einen kühl kalkulierenden, risikofreien und wenig attraktiven Fußball. Standardsituationen und schnelle Konter nach Fehlern des Gegners bringen Tore, alles andere ist vergebene Liebesmüh, lautete sein Credo. Die an den italienischen "Catenaccio" erinnernde Mauertaktik vermisste denn auch niemand so recht, als sich Olsen 1998 von der Nationalelf - diese allerdings auch wieder von großen internationalen Turnieren - verabschiedete.

Der in jungen Jahren auch als maoistischer Kommunalpolitiker aktive Coach wechselte 1999 nach einer Stippvisite beim Osloer Club Vålerenga nach England zum FC Wimbledon. Dort blieb er aber ebenso erfolglos wie anschließend als Vereinstrainer in seiner Geburtsstadt Fredrikstad und danach erneut in Vålerenga. Wenig mehr als ein paar internationale Schlagzeilen brachte Olsen ein Intermezzo von 2007 bis Anfang 2008 als Nationalcoach im Irak. Und auch für manche heimische Kritiker gehört die Fußball-Philosophie von "Drillo" Olsen dahin, wo seine legendären Gummistiefel schon stehen: Ins Fußball-Museum Oslo.